Mäder ist kein Einzelfall Todesfälle im Radsport gibt es viel zu oft – ein Überblick

smh, sda

16.6.2023 - 21:40

Der Tod des Schweizer Radrennfahrers Gino Mäder an der Tour de Suisse ist kein Einzelfall. Immer wieder starben in den letzten Jahren Profis nach Unfällen oder Herzstillständen. Ein Überblick.

Gino Mäder (Schweiz, 2023): Der Zweite der Tour de Romandie stürzt in der 5. Etappe der Tour de Suisse in der Abfahrt vom Albulapass bei hohem Tempo schwer. Mäder muss vor Ort reanimiert werden. Einen Tag nach dem Unfall stirbt der 26-Jährige im Spital von Chur.

Gammenthaler über Tod von Gino Mäder: «Er wollte die Welt verändern»

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Henri Gammenthaler, langjähriger Kommentator der Tour de Suisse, spricht mit blue News über den tragischen Tod von Radfahrer Gino Mäder.

16.06.2023

Davide Rebellin (Italien, 2022): Wenige Wochen nach seinem Rücktritt im Alter von 51 Jahren wurde der Italiener bei einer Ausfahrt in seiner Heimat von einem LKW überfahren. Rebellin, der 61 Profisiege eingefahren hatte und 2008 des Blutdopings überführt worden war, starb noch am Unfallort.

Bjorg Lambrecht (Belgien, 2019): In der 3. Etappe der Polen-Rundfahrt prallte der 22-jährige Belgier Bjorg Lambrecht gegen einen Betonpfeiler am Strassenrand. Kurz darauf verstarb er im Spital an inneren Blutungen in der Leber und durch einen Herzstillstand.

Michael Goolaerts (Belgien, 2018): Der 23-jährige Belgier erlitt 2018 beim Klassiker Paris-Roubaix 148 km vor dem Ziel einen Herzstillstand. Das Mitglied des zweistufigen Teams Vérandas Willems-Crelan verstarb am Tag nach dem Unfall im Spital.

Michele Scarponi (Italien, 2017): Der Sieger des Giro d'Italia 2011 kollidiert im Training in seiner Geburtsstadt Filottrano frontal mit einem Kleintransporter. Der 37-Jährige, der zwei Wochen später zum zwölften Mal bei der Italien-Rundfahrt hätte antreten sollen, ist auf der Stelle tot.

2012 wurde Michele Scarponi nachträglich zum Sieger des Giro d'Italia 2011 gekürt, da Sieger Alberto Contador des Dopings überführt wurde. 
2012 wurde Michele Scarponi nachträglich zum Sieger des Giro d'Italia 2011 gekürt, da Sieger Alberto Contador des Dopings überführt wurde. 
Keystone

Gijs Verdick (Niederlande, 2016): Eine Woche, nachdem er bei einer Rundfahrt in Polen zwei Herzattacken erlitten hat, stirbt der 21-jährige Nachwuchsfahrer in seiner Heimat im Spital.

Antoine Demoitié und Daan Myngheer (Belgien, 2016): Innerhalb weniger Stunden sterben gleich zwei belgische Fahrer. Der 25-jährige Demoitié wird bei Gent – Wevelgem nach einem Sturz von einem Motorrad überrollt und stirbt in der Nacht darauf im Spital, Myngheer erleidet im Alter von 22 Jahren beim Critérium International auf Korsika einen Herzstillstand.

Kristof Goddaert (Belgien, 2014): Er verunglückt bei einem Trainingsunfall tödlich. Der 27-Jährige kommt auf Tramschienen zu Fall und wird von einem hinter ihm fahrenden Bus überfahren.

Felix Baur (Schweiz, 2013): Die Schweizer Nachwuchshoffnung verunglückte in einem Trainingslager im spanischen Alicante schwer und fiel ins Koma. Nach der Rückkehr in die Schweiz erlag der Zürcher im Alter von nur 21 Jahren im Spital Winterthur seinen schweren Kopfverletzungen. Baur war vor Mäder der letzte Schweizer Radprofi, der bei der Ausübung seines Sports starb.

Wouter Weylandt (Belgien, 2011): Nach einem Sturz beim Giro d'Italia erliegt der 26 Jahre alte Profi seinen Kopfverletzungen.

Grosse Trauer an der Beerdigung von Wouter Weylandt: Auch der Schweizer Radprofi Fabian Cancellara wohnt der Trauerzeremonie bei.
Grosse Trauer an der Beerdigung von Wouter Weylandt: Auch der Schweizer Radprofi Fabian Cancellara wohnt der Trauerzeremonie bei.
Keystone

Fabrice Salanson (Frankreich, 2003): Am Morgen vor dem Start der Deutschland-Tour in Dresden stirbt der 23-Jährige in seinem Hotel an Herzversagen.

José María Jiménez (Spanien, 2003): Der starke Kletterer stirbt mit 32 Jahren überraschend an Herzversagen. Wegen Depressionen hat er sich kurz zuvor aus dem Profi-Radsport zurückgezogen.

Andrei Kiwiljow (Kasachstan, 2003): Er stürzt auf der zweiten Etappe der Fernfahrt Paris-Nizza und zieht sich tödliche Kopfverletzungen zu. Danach wird die Helmpflicht für Profis eingeführt.

Fabio Casartelli (Italien, 1995): Der Olympiasieger stürzt bei der Tour de France auf der Abfahrt in den Pyrenäen und rast in die Strassenbegrenzung aus Beton. Er erliegt seinen Kopfverletzungen.

Ein Denkmal erinnert an den Tod von Fabio Casartelli.
Ein Denkmal erinnert an den Tod von Fabio Casartelli.
Imago

Tom Simpson (England, 1967): Beim Aufstieg auf den Mont Ventoux bricht der Brite bei der Tour bei glühender Hitze tot zusammen. Die Autopsie ergibt: Simpson hatte einen Cocktail aus Alkohol und Amphetaminen im Körper.

Der zweite Todesfall an der Tour de Suisse

Gino Mäder starb auf den Tag genau 75 Jahre nach der ersten Tragödie an der Tour de Suisse. Am 16. Juni 1948 verstarb der Belgier Richard Depoorter in einem Tunnel in Wassen.

Depoorter, damals 33, gewann zweimal den Klassiker Lüttich-Bastogne-Lüttich. In der Tour de Suisse belegte er 1948 vor der 4. Etappe den 2. Platz des Gesamtklassements. Während der 4. Etappe von Thun nach Altdorf stürzte Depoorter in einem schlecht beleuchteten Tunnel in Wassen. Zunächst hiess es, der Belgier sei an den Folgen seines Sturzes sofort verstorben. Bei späteren Autopsien in Belgien stellte sich heraus, dass ein belgisches Begleitfahrzeug den Sportler überfahren hatte.

Auch die damalige Tour-Direktion unter Leiter Carl Senn geriet in ein schiefes Licht. Sie habe Zeugen angewiesen, über den von ihnen beobachteten Hergang des Unfalls zu schweigen. Die Rechtsstreitigkeiten zogen sich über zehn Jahre hin. Letztlich wurde der Fahrer des Begleitfahrzeuges zu sechs Monaten Haft und einer Schadensersatzzahlung von 1,5 Mio. Belgische Francs verurteilt.

Der Tunnel bei Wassen heisst heute Depoorter-Tunnel.

Die Karriere von Gino Mäder in Zahlen

  • Name: Gino Mäder. 
  • Geboren: 4. Januar 1997 in Flawil.
  • Gestorben: 16. Juni 2023 in Chur.
  • Teams als Profi: Dimension Data/NTT (2019/2020), Bahrain-Victorious (2021–2023).
  • Grösste Erfolge: 5. Vuelta (2021); 2. Tour de Romandie (2022); 5. Paris-Nizza (2023); Etappensieg Giro d'Italia (2021); Etappensieg Tour de Suisse (2021); Etappensieg Hainan-Rundfahrt (2018).
«Warum um Gottes Willen muss man solche Pässe einbauen?»

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Henri Gammenthaler, langjähriger Kommentator der Tour de Suisse, spricht mit blue News über die Folgen des tragischen Todes von Radfahrer Gino Mäder.

16.06.2023

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