Nati-Trainer Andy Schmid vor WM «Deutschland hat deutlich bessere Spieler und wohl auch den besseren Trainer»

Michael Wegmann

14.1.2025

Nati-Trainer Andy Schmid will mit der Schweiz an der WM die Gruppe mit Tschechien, Deutschland und Polen überstehen.
Nati-Trainer Andy Schmid will mit der Schweiz an der WM die Gruppe mit Tschechien, Deutschland und Polen überstehen.
sda

Die Schweizer Handballer starten am Mittwoch gegen Tschechien in die WM – mit der Hauptrunde als Ziel, mit Ex-Weltklasse-Spieler Andy Schmid als Stratege an der Linie, aber ohne Taktgeber Manuel Zehnder.

Michael Schifferle

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  • Am Dienstag fällt der Startschuss zur Handball-WM in Dänemark, Kroatien und Norwegen. Die Schweiz greift am Mittwoch mit der Auftaktpartie gegen Tschechien ins Geschehen ein.
  • Trainer Andy Schmid spricht vor dem Turnierauftakt über die Rolle der Schweiz und verrät, wie er den verletzten Regisseur Manuel Zehnder ersetzen will.

Und dann muss Andy Schmid selber lachen. Ob er sich zur Not selber noch aufs Feld schmeisse, wird er in einer Medienrunde gefragt. «Ich habe gestern Fussball gespielt – nach fünf Minuten war ich kaputt.» Bis vor einem Jahr und seinem Rücktritt als Profi ruhten die Hoffnungen der Schweizer Handballer meist auf ihm: Schmid, dem mehrfachen MVP der deutschen Bundesliga und 218-fachen Internationalen, der dem Schweizer Handball internationalen Glanz verlieh.

Nun ist Schmid, 41-jährig, in anderer Rolle als früher gefragt, nicht mehr als der begnadete Rückraumspieler, der er bis zur EM in Deutschland 2024 war – sondern als Trainer, der erstmals eine junge Nati an ein grosses Turnier führt. Am Dienstag beginnt die WM in Dänemark, und die Schweizer Ziele sehen nichts anderes vor, als in die Hauptrunde vorzudringen. Die Gegner auf dem Weg dahin heissen Tschechien zum Start am Mittwoch, Deutschland und Polen. «Ich habe keine Sekunde daran gezweifelt, dass das unser Ziel sein muss.» Gleichwohl hängen die Trauben hoch. Das weiss auch Schmid.

Das 14:27 im Hinterkopf

Nominell sind alle drei Gegner eher höher einzuschätzen als die Schweizer. «Aber an gewissen Tagen werden wir unsere Chancen haben, wenn zwei, drei Spieler über ihrem Limit spielen und wir einen guten Goalie haben. An anderen werden wir keine Chance haben.» Auch Schmid hat die letzten Duelle mit Deutschland noch in guter Erinnerung – etwa das EM-Auftaktspiel vor einem Jahr, als die Nati in Düsseldorf vor der Weltrekordkulisse von 53'586 Fans 14:27 deklassiert wurde. «Deutschland ist eine der besten Nationen der Welt. Sie haben Spieler, die deutlich besser sind im Schnitt als unsere. Ihre beiden Goalies (David Späth und Andreas Wolff, Red.) sind auch nicht gerade unsere Lieblinge. Und sie haben wohl auch einen besseren Trainer (Alfred Gislason, Red.)», sagt Schmid und schmunzelt.

Und doch streicht Schmid auch Argumente hervor, die für sein Team sprechen. «Für uns spricht die Unbeschwertheit. Wir haben nichts zu verlieren, weil niemand etwas von uns erwartet. Zudem haben wir auch die Chance, etwas Spezielles zu probieren. Zunächst aber gilt unser Fokus den Tschechen.» Den Gegner überraschen mit einer ausgefallenen, unkonventionellen Strategie – eine Aufgabe für Tüftler Schmid.

Zehnder – der schmerzliche Ausfall

Neu ausrichten muss er die Mannschaft ohnehin. Manuel Zehnder, Regisseur und Taktgeber des Teams, verletzte sich beim Yellow Cup Anfang Monat gegen Italien schwer: Kreuzband, Innenband und Meniskus im linken Knie sind gerissen. Er fehlt der Nati und seinem Klub Magdeburg für Monate. Ein bitterer Rückschlag für Zehnder, das Team und Schmids Planung. «Das schmerzt. Mani hat inzwischen internationales Format. Es war viel auf ihn zugeschnitten und vorgesehen, dass er das Angriffsspiel leitet», sagt der Nati-Trainer. «Aber so ist halt der Sport.»

Und nun? Wer schliesst die Lücke, die schwerlich geschlossen werden kann? Schmid sagt: «Wir setzen nun voll auf Mehdi Ben Romdhane und Felix Aellen. Wir probieren nun, das mit ihnen zusammen zu puzzeln und die richtigen Leute im richtigen Moment auf dem Platz zu haben.» Ben Romdhane ist 23-jährig und wurde mit den Kadetten Schaffhausen zweimal Meister; der 21-jährige Aellen des BSV Bern gilt ohnehin als einer von Schmids Lieblingen.

Am Nati-Trainer ist es nun, den Spielern die richtigen Werkzeuge in die Hand zu geben. «Klar, ich muss die beiden natürlich noch mehr coachen und mehr Einfluss nehmen aufs Angriffsspiel, als ich das bei Zehnder gemusst hätte», sagt Schmid. «Es geht bei beiden auch um Vertrauen und Gespräche.» Gegen Holland am Yellow Cup habe das schon gut funktioniert. Die Nati schlug den Turniersieger zum Abschluss 34:33.

Schmid hofft, dass die Umstellung immerhin etwas Positives bringt: Unberechenbarkeit. «Wahrscheinlich wissen der tschechische, der deutsche und der polnische Trainer jetzt weniger, was auf sie zukommt.»

In die Hauptrunde kam die Nati zuletzt an der WM 2021 in Ägypten. Beste Platzierung ist Platz vier an der WM 1993 in Schweden unter Arno Ehret. Daran wird sich wohl nichts ändern. Trotz Stratege Schmid.

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