Nach dem WM-Sieg der spanischen Fussballfrauen küsste Verbandschef Luis Rubiales Jennifer Hermoso ungefragt auf den Mund. Nun hat die Spielerin die Justiz eingeschaltet.
Keine Zeit? blue News fasst für sich zusammen
- Im spanischen Kuss-Skandal um Luis Rubiales hat die von dem inzwischen suspendierten Fussballverbandschef geküsste Spielerin Jennifer Hermoso Anzeige erstattet.
- Hermoso habe bei der Staatsanwaltschaft ausgesagt und anschliessend Rubiales angezeigt, berichten spanische Medien.
Im spanischen Kuss-Skandal gibt es das nächste Kapitel. Wie «EL Pais» und andere lokale Medien berichten, hat die frisch gebackene Weltmeisterin den umstrittenen Präsidenten des spanischen Verbands (RFEF) Rubiales bei der Generalstaatsanwaltschaft angezeigt.
Rubiales hatte bei der Siegerehrung der spanischen Fussballerinnen in Australien die Spielerin Jennifer Hermoso ungefragt auf den Mund geküsst. Der Funktionär war anschliessend immer stärker unter Druck geraten, viele Exponenten in Politik und Sport fordern seinen Rücktritt. In einer wütenden Rede vor einer ausserordentlichen Generalversammlung des RFEF hatte Rubiales dies jedoch abgelehnt. Der Kuss sei in gegenseitigem Einvernehmen erfolgt, bekräftigte er. Hermoso hat das jedoch mehrmals bestritten.
«Zu keinem Zeitpunkt dem Kuss zugestimmt»
Die 33-Jährige hat nun bei der Generalstaatsanwaltschaft persönlich ausgesagt, obwohl ihr auch die Möglichkeit offenstand, ihre Anzeige wegen sexueller Nötigung per Brief einzureichen.
Nach der Anzeige von Hermoso kann die Staatsanwaltschaft entscheiden, ob sie bei einem Untersuchungsgericht die Einleitung von Ermittlungen gegen Rubiales beantragt. Nach Schätzungen von Experten könnte der 46 Jahre alte frühere Profi zu einer Haftstrafe von bis zu fünf Jahren verurteilt werden, wenn er schuldig gesprochen werden sollte.
«Ich möchte klarstellen, dass ich zu keinem Zeitpunkt dem Kuss zugestimmt habe, den er mir gegeben hat (...). Ich dulde nicht, dass mein Wort infrage gestellt wird und noch viel weniger, dass Worte, die ich nicht gesagt habe, erfunden werden», hielt Hermoso in einer von der Gewerkschaft FUTPRO herausgegebenen Erklärung kurz nach dem Vorfall bereits fest.
Rubiales noch nicht abgesetzt
Die Möglichkeit eines Misstrauensvotums gegen den suspendierten Präsidenten lehnte der Nationalverband jedoch ab. Der spanische Sportgerichtshof Tad hat zwar die Eröffnung eines Verfahrens gegen Rubiales beschlossen, aber nur wegen «schweren» Fehlverhaltens.
Damit ist eine Suspendierung von Rubiales durch die oberste spanische Sportbehörde CSD nicht möglich. Nur im Falle der Einleitung eines Verfahrens wegen eines «sehr schweren» Fehlverhaltens hätte auch der CSD den 46-Jährigen vorläufig des Amts entheben können.
Der Weltverband FIFA hat Rubiales bereits für 90 Tage suspendiert und ein Disziplinarverfahren eingeleitet.
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SB10/DPA