In einer fünfteiligen Serie erzählt «Bluewin» die Geschichte von Grigori Rodschenkow, dem furchtlosen Whistleblower im russischen Dopingskandal. Der erste Teil klärt auf, inwiefern Lance Armstrongs Geschichte zur Aufklärung des russischen Staatsdopings beitrug.
Am 13. Januar 2013 kommt die Wahrheit endgültig ans Licht. Lance Armstrong hat gedopt. Nach jahrelangen Anschuldigungen und Ermittlungen gegen sich gibt der Dominator der Szene gegenüber Talkmasterin Oprah Winfrey alles zu.
Monate zuvor hatte der Weltradsportverband die lebenslange Sperre gegen den Amerikaner, die von der US-Dopingagentur ausgesprochen wurde, übernommen. Armstrong wurden alle gewonnenen Titel seit dem 1. August 1998 aberkannt, darunter sieben Gesamtsiege an der Tour de France. Der Ausnahmeathlet entpuppt sich als knallharter Betrüger.
Armstrongs Geständnis öffnet Bryan Fogel die Augen
Für seine unzähligen Bewunderer bricht eine Welt zusammen – unter ihnen auch der Filmproduzent und Regisseur Bryan Fogel. «Er war quasi mein Held.» Im Hinterkopf habe er zwar schon immer vermutet, dass Armstrong gedopt habe. Doch der leidenschaftliche Amateur-Radsportler verschliesst seine Augen: «Ich wollte es gar nicht wissen.»
Ikarus (2017)
«Ikarus» ist ein im Jahr 2017 auf Netflix erschienener Dokumentarfilm. Er handelt in der ersten Hälfte von dem Selbstversuch des Filmemachers Bryan Fogel, mit Hilfe von Doping ein Radsportamateurrennen zu gewinnen. Dabei wird er von Grigori Rodschenkow unterstützt. Die zweite Hälfte handelt von Rodschenkows Rolle im russischen Staatsdoping. Wir stützen uns in dieser Serie auf den preisgekrönten Dokumentarfilm.
Armstrongs Geständnis öffnet Fogel jedoch die Augen, bringt ihn ins Grübeln. «Für mich war schockierend, dass man ihn nur durch strafrechtliche Ermittlungen erwischen konnte. Technisch gesehen ist der Kerl bis heute noch nie durch einen Dopingtest gefallen.» Wohl nur, weil ehemalige Teamkollegen auspacken, wird Armstrong letztlich überführt und gesteht.
Fogel wird bewusst: «Wenn der Typ im Laufe seiner Karriere, sagen wir, 500 Dopingtests bestanden hatte, funktionierte das System offensichtlich nicht.» Eine Erkenntnis, die dem Amerikaner keine Ruhe lässt. Fogel beschliesst, einen Selbstversuch zu wagen – inspiriert von der Geschichte von Lance Armstrong.
Ein gewagter Selbstversuch
Der Plan: Fogel will beweisen, dass das bestehende System der Dopingkontrollen Blödsinn ist. Dazu peilt er zwei Teilnahmen an der «Haute Route» an, einem Sieben-Tage-Rennen durch die französischen Alpen – zuerst ohne, dann mit Doping. Positive Tests sollen vermieden werden, eine Kamera soll das Experiment festhalten.
Auf der Suche nach Unterstützung wendet sich Fogel an Don Catlin, den Gründer und langjährigen Leiter eines Testlabors der University of California (UCLA). «Ich bin neugierig, wie Sie es anstellen würden», antwortet dieser am Telefon mit Fogels Idee konfrontiert. Der Mann, der Lance Armstrong in seiner Karriere rund 50-mal testete, aber ihn nie überführt, bietet Fogel seine Hilfe an. «Ich könnte mich bereit erklären, zu helfen, zu beraten und positive Tests zu verhindern.»
Die verhängnisvolle neue Bekanntschaft
Nach Bedenkzeit fürchtet Catlin aber um seinen «jahrelang erarbeiteten Ruf». Er springt ab – allerdings nicht ohne Fogel vorher von einem alten Freund zu erzählen. «Er ist der Leiter des Olympischen Dopinglabors in Moskau, Grigori Rodschenkow.» Fogel folgt der Empfehlung und nimmt darauf Kontakt zum Russen auf.
Was er zu diesem Zeitpunkt nicht ahnt – die Bekanntschaft mit Rodschenkow soll Bryan Fogels Leben auf den Kopf stellen und in der Aufdeckung des russischen Dopingskandals eine Schlüsselrolle spielen. Oder wie es Fogel einst selbst rückblickend formuliert: «Plötzlich sitze ich auf einer Autobombe mit Informationen.» Fortsetzung folgt …
Hinweis: Die fünfteilige Serie zu Grigori Rodschenkow, dem Whistleblower im russischen Dopingskandal, basiert auf dem 2017 erschienen Dokumentarfilm «Ikarus». Sofern keine Quelle angegeben wird, stammen Zitate aus der auf Netflix verfügbaren Dokumentation.