Servette gegen die ZSC Lions Schweizer Halbfinal-Duell in der Champions Hockey League unter besonderen Vorzeichen

sda

15.1.2025 - 05:00

Die ZSC Lions, hier mit Chris Baltisberger im weissen Trikot, gewannen diese Saison alle drei Direktduelle mit Servette
Die ZSC Lions, hier mit Chris Baltisberger im weissen Trikot, gewannen diese Saison alle drei Direktduelle mit Servette
Keystone

Die ZSC Lions und Genève-Servette blicken auf einen turbulenten Jahreswechsel zurück. Nun duellieren sich die letzten beiden Schweizer Meister um einen Platz im Final der Champions Hockey League.

Keystone-SDA, sda

Ein Jahr nach der Finalpremiere eines Teams aus der National League und dem Triumph von Genève-Servette wird das Endspiel des europäischen Klub-Wettbewerbs auch 2025 wieder mit Schweizer Beteiligung über die Bühne gehen. Der Turnierbaum hat es so gewollt, dass die Titelverteidiger aus Genf und die ZSC Lions in den Halbfinals aufeinandertreffen.

Die beiden Klubs verbinden gewisse Parallelen, sind sie doch mit einem neuen Trainer ins neue Jahr gestartet und stecken beide in einer Schaffenskrise. Allerdings erfolgten die Wechsel im Coaching-Staff nur in einem Fall aus Gründen des sportlichen Misserfolgs. Während man in Genf mit der Freistellung von Jan Cadieux am 28. Dezember bewusst eine personelle Veränderung herbeiführte, kam der gesundheitsbedingte Rücktritt von Marc Crawford nur zwei Tage später beim ZSC überraschend.

Das Ergebnis war in etwa das Gleiche: Beide Teams suchen unter neuer Führung noch den Tritt. Während die Lions 2025 vier von fünf Partien verloren haben, ist auch Servettes Bilanz mit drei Siegen aus sieben Spielen nach der Weihnachts- und Spengler-Cup-Pause wenig berauschend.

Verunsicherung spürbar

In beiden Fällen setzten die Sportchefs auf interne Lösungen. Beim ZSC versuchte Marco Bayer, der bisherige Trainer des Farmteams GCK Lions, gar nicht viel zu verändern. Doch es scheint, als hätte der plötzliche Trainerwechsel die Zürcher, die das Jahr noch als Leader in Angriff genommen haben, mittlerweile aber auf Rang 4 zurückgefallen sind, aus der Bahn geworfen.

Die Leichtigkeit und das Selbstvertrauen, das die Lions in den Wochen und Monaten zuvor ausgezeichnet haben, scheinen jedenfalls wie verflogen. Auf einmal ist alles ein Krampf. Verunsicherung ist spürbar. Das Toreschiessen fällt schwer. Und die Last auf den Schultern der Leistungsträger wie Denis Malgin oder Derek Grant wird grösser und grösser.

In Genf will man derweil mit aller Macht verhindern, auch im zweiten Jahr nach dem historischen, ersten Meistertitel die Playoffs zu verpassen. Doch ist es Cadieux' bisherigen Assistenten Yorick Treille und Rikard Franzén bislang nicht gelungen, die Routine und die schlechten Gewohnheiten im Team zu durchbrechen. Es scheint nicht ausgeschlossen, dass Sportchef Marc Gautschi seinen Plan, die Saison mit dem französisch-schwedischen Gespann beenden zu wollen, revidieren wird.

Immerhin kann Servette für die Europacup-Spiele wieder auf seinen Topskorer Sakari Manninen zählen. Der Weltmeister und Olympiasieger aus Finnland muss in der National League noch drei weitere Partien zuschauen, nachdem er am Wochenende nach einem unverständlichen Ausraster (er schlug einen Schiedsrichter mit einem Stock in den Rücken) schon zweimal gesperrt aussetzen musste.

Direktduelle sprechen für den ZSC

So schwer sich die Genfer in der heimischen Meisterschaft tun, so überzeugend waren zuletzt ihre Auftritte auf europäischer Bühne. Zuletzt blieben sie in der Champions Hockey League fünfmal in Folge ungeschlagen. Im Achtelfinal liessen sie dem Erzrivalen Lausanne (mit einem Gesamtskore von 12:4) ebenso keine Chance wie danach im Viertelfinal dem deutschen Überraschungsteam Bremerhaven (6:2).

Der ZSC, 2009 Sieger des Vorgänger-Wettbewerbs, benötigte für den erstmaligen Halbfinalvorstoss hingegen einen wahren Kraftakt. Gegen den deutschen Meister Eisbären Berlin mussten die Zürcher sowohl im Hin- als auch im Rückspiel einen Drei-Tore-Rückstand wettmachen.

Nimmt man die letzten Aufeinandertreffen mit Servette als Referenz, steigen die Lions am Mittwochabend (20.15 Uhr) trotzdem als leichter Favorit ins Halbfinal-Hinspiel. Diese Saison gingen sie bereits dreimal als knapper Sieger hervor: 2:1 n.V., 3:1 und 3:2. Servette wartet im Direktduell der Meister der letzten beiden Jahre seit mittlerweile sechs Partien auf einen Sieg.

Kein Final in Genf

Beim ZSC gibt es ohnehin nur eine Direktive: «Wir haben schon vor der Kampagne gesagt: 'Wir möchten bis am Schluss dabei sein'», drückt sich Captain Patrick Geering unmissverständlich aus. Dass ihm und seinen Jungs ein weiterer Roadtrip durch Europa verwehrt bleibt und die Lions stattdessen auf einen vertrauten Konkurrenten treffen, findet der erfahrene Verteidiger zwar schade. Doch: «Es ist schön, dass mit dieser Ausgangslage ein Schweizer Verein im Final stehen wird», so Geering. «Wir setzen alles daran, dass wir das sein werden.»

Ein Final auf Schweizer Boden wie vor einem Jahr in Genf ist übrigens wieder möglich, allerdings nur, wenn die ZSC Lions weiterkommen und im anderen Halbfinal Sparta Prag den «Qualisieger» Färjestad Karlstad ausschaltet. Der Gewinner der zehnten Ausgabe der Champions Hockey League wird am 18. Februar in einem Finalspiel gekürt.