Keine Woche nach dem EM-Final startet die neue Saison der Super League. Der Titelverteidiger YB ist erneut der Favorit. Lugano präsentiert sich als erster Herausforderer.
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Am Samstag und damit nur sechs Tage nach dem EM-Final startet für die erste Hälfte der Super-League-Teams bereits die Saison.
- Wie auch blue Sport Experte Rolf Fringer in seiner Analyse festhält: Der Titel geht auch in dieser Spielzeit über die Young Boys.
- Wer kann die Berner herausfordern und wer dürfte eher gegen den Abstieg kämpfen müssen? Die Teams im Check.
Der Rahmen bleibt gleich wie letzte Saison. Zum zweiten Mal findet die Super League mit zwölf Teams und dem dafür angepassten Modus statt. Dieser war für Klubs und Ligaführung grösstenteils zufriedenstellend. Der Weg zur Zweiteilung nach 33 Runden verlief bis zuletzt spannend. Danach war speziell in der Abstiegsrunde die Luft etwas draussen, auch deshalb kündigte Ligaboss Claudius Schäfer an, über Anpassungen nachzudenken – etwa einem Anreiz in Form eines Europacup-Platzes für den Besten der Abstiegsrunde.
Ob es zu einer solchen Veränderung kommt, die eine schlechter klassierte Mannschaft mehr belohnen würde als eine in der Meisterrunde, ist fraglich, schliesslich haben die in dieser Frage entscheidenden Klubpräsidenten in der Vergangenheit viel Wert auf sportliche Fairness gelegt. Die ersten vier der Meisterschaft holen sich auch 2024/25 einen Europacup-Platz, der fünfte dann, wenn sich der Cupsieger unter den besten vier klassiert.
Die grossen Veränderungen in der Super League fanden auf der Trainerbank statt. Der vor nicht ganz drei Jahren als Coach vom FC Lugano eingestellte Mattia Croci-Torti ist der dienstälteste Trainer der Liga. Neben dem Tessiner gehen nur noch Luzern (Mario Frick), Lausanne-Sport (Ludovic Magnin) und Sion (Didier Tholot) mit einem Coach ins neue Fussballjahr, der mindestens schon eine ganze Saison im Klub ist. Vier Vereine sind auf dieser entscheidenden Position komplett neu aufgestellt, darunter die Young Boys mit Patrick Rahmen.
Der Titelfavorit
Auch mit neuem Trainer geht YB als Topfavorit in die Saison. Der von Winterthur gekommene Patrick Rahmen kann auf ein hervorragendes Kader zurückgreifen, um den Vorgaben der Klubführung um Christoph Spycher gerecht zu werden. Neben dem 18. Meistertitel gehören auch die Qualifikation für die Champions League und eine etwas spektakulärere Spielweise zu den Zielen im Berner Wankdorf.
YB kann sich vor allem selber im Wege stehen. In der vergangenen Saison hätten es die Berner beinahe geschafft, über ihre eigenen Füsse zu stolpern. Wie gut der Klub nun wieder aufgestellt ist, wird sich zeigen. Das eine oder Luxusproblem gibt es. Auf der Goalieposition ist YB derzeit wohl zu gut besetzt, um Ruhe zu haben – mit David von Ballmoos, Anthony Racioppi und dem aus Winterthur zurückgekehrten Marvin Keller.
Die Herausforderer
Seit 2018 hat YB nur einen Meistertitel verpasst: Vor zwei Jahren ging der Pokal zum FC Zürich. Seither gab es für den FCZ zwei Fussballjahre mit mehr Enttäuschungen als Erfolge. In den letzten Wochen durfte Sportchef Milos Malenovic zum ersten Mal ein Team für eine komplette Saison zusammenstellen. Über ein halbes Dutzend Neuzugänge, die «uns sofort weiterbringen können», hat der 39-Jährige geholt und Hoffnungen geschürt. Nun müssen die aus verschiedensten Ländern kommenden und zum Teil sehr jungen Spieler noch zu einer Mannschaft werden.
Mindestens diesen Schritt hat der FC Lugano dem FCZ voraus. Die Tessiner dürften der erste Herausforderer von YB sein, was auch die letzten Klassierungen in der Super League suggerieren: Vierter 2022, Dritter 2023 und Zweiter im letzten Mai. Mit Jonathan Sabbatini ist zwar eine Klub-Ikone gegangen, mit Daniel Dos Santos und Mattia Zanotti sind zwei 21-Jährige gekommen, von denen viel erwartet werden darf. Lugano dürfte noch etwas stärker sein als in der letzten Saison.
Ob Gleiches für Servette gilt, ist etwas weniger klar. Der in der letzten Saison vermisste Goalgetter ist noch immer nicht gefunden. Der sehr anspruchsvolle und in seinem ersten Jahr bei den Genfern als Coach mit dem Cupsieg sehr erfolgreiche René Weiler ist jetzt Sportchef und Thomas Häberli der neu eingesetzte Trainer. Julian von Moos ist bislang der bekannteste Neuzugang.
Die Stabilen
In Basel gibt es diesmal wenig neue Gesichter. Zum ersten Mal unter David Degen setzt der FCB in erster Linie auf Stabilität. Mit Fabio Celestini ist der Trainer geblieben, und die Erfolge hängen zum grössten Teil von jenen Spielern ab, die letzte Saison zum Ende hin als Team besser geworden sind. Dank Transfereinnahme haben die Basler Möglichkeiten, ihr Kader in den kommenden Wochen wenig nötig nachzubessern.
In St. Gallen ist mit dem Deutschen Enrico Maassen ein neuer Coach für den nach sechs Jahren in die Bundesliga gezogenen Peter Zeidler gekommen. Ansonsten blieb vieles beim Alten. Mit Lukas Görtler konnte der verschiedentlich mit einem Transfer in Verbindung gebrachte Captain gehalten werden.
Luzern verlor seinen Captain Ardon Jashari an den FC Brügge und mit Max Meyer eine weitere prägende Figur der letzten beiden Jahre. Aber mit Mario Frick wurde am gleichen, seit zweieinhalb Jahren amtierenden Coach festgehalten, der mit einigen Verstärkungen den Sprung unter die besten sechs anstreben wird.
Kontinuität auch im Wallis: Der FC Sion, der auch dank gutem Teamgeist auf dem schnellsten Weg in die Super League zurückgekehrt ist, will sich mit dem bewährten Coach Didier Tholot und der Aufstiegsmannschaft wieder in der höchsten Liga etablieren.
Die Wundertüten
Höhere Ziele als bloss den Klassenerhalt hat Lausanne-Sport. Die vom britischen Chemiekonzern Ineos alimentierten Waadtländer hoffen, einen Sprung nach vorne zu machen nach dem 10. Platz in der letzten Saison. Mit Stéphane Henchoz wurde ein Sportchef engagiert, der zusammen mit Trainer Ludovic Magnin kooperieren muss. Die Mannschaft verzeichnete einige namhafte Abgänge, etwa jenen von Donat Rrudhani. Dafür kamen mit Teddy Okou und Alban Ajdini zwei Spieler, die vor einem guten Jahr Lausanne-Ouchy in die Super League geführt hatten.
Der FC Winterthur wurde etwas zum Opfer seines Erfolges. Der erst 35-jährige Ognjen Zaric, Nachfolger von Patrick Rahmen, muss in dieser Saison unter anderem ohne die Dribblings des in die Niederlande gewechselten Sayfallah Ltaief und den Torvorlagen von Adrian Gantenbein (Schalke 04) auskommen. Dafür stiess mit Fabian Rohner ein weiterer schneller Spieler zum FCW.
Noch etwas mehr Mutationen muss Yverdon verarbeiten. Viele Leihspieler sind weggezogen, und Topskorer Kevin Carlos könnte in den kommenden Wochen den Klub auch noch verlassen, wenn sich ein Käufer findet, der die dem Vernehmen nach geforderten zwei Millionen Franken aufbringt.
Die sich knapp in der Super League gehaltenen Grasshoppers sind von dem unter chinesischer Führung praktizierten Weg der vielen Leihspieler abgekommen. In ihrer ersten Sommerperiode in amerikanischem Besitz agierten die Zürcher bisher zurückhaltend. Zwei junge Stürmer aus der Challenge League, Nikolas Muci und Simone Stroscio, sollen die Offensive auffrischen. Nach einem Sprung in andere Tabellensphären sieht es für den Barragisten von Ende Mai momentan nicht aus.
sda/lbe