Edelmetall im Hoch Du willst jetzt Gold kaufen? Das musst du beachten

Stefan Michel

26.10.2024

Quizfrage: Wie schwer ist dieser Goldbarren? Auflösung: ein halbes Kilo. Sein Wert beträgt aktuell mehr als 40'000 Franken. 
Quizfrage: Wie schwer ist dieser Goldbarren? Auflösung: ein halbes Kilo. Sein Wert beträgt aktuell mehr als 40'000 Franken. 
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In den USA liegen Goldbarren bereits in Supermärkten auf – und sind innert Kürze ausverkauft. Wo es in der Schweiz Gold zu kaufen gibt und worauf dabei zu achten ist, hat blue News in Erfahrung gebracht.

Stefan Michel

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Der Goldpreis ist so hoch wie noch nie.
  • Wer jetzt Gold kaufen will, sollte einige Punkte beachten und sich über seine eigenen Absichten klar werden.
  • Trotz des stark gestiegenen Preises gehen Fachleute nicht davon aus, dass Gold überbewertet ist und demnächst dramatisch an Wert verlieren wird.

Der Goldpreis klettert von Rekord zu Rekord. Das bedeutet vor allem eines: Obschon das Edelmetall so teuer ist wie noch nie, kaufen Menschen weiter. In den USA hat die Supermarkt-Kette Costco Goldbarren in ihren Filialen angeboten – sie waren innert Kürze ausverkauft. 

In der Schweiz gibt es Gold bei Banken und Juwelieren. Doch worauf musst du achten, wenn du einen Teil deines Vermögens in dem gefragten Edelmetall halten möchtest? blue News hat Banken, einen Goldhändler und Universitäten angefragt. In die folgenden Ausführungen sind die Aussagen von Christian Brenner eingeflossen, Geschäftsführer des Goldhandelsunternehmens Philoro Schweiz AG, von Martin Grollimund, Leiter Edelmetallhandel bei Raiffeisen Schweiz und von Thorsten Hens, Professor für Finanzwirtschaft an der Universität Zürich.

Warum ist der Goldpreis so hoch?

Es ist die Nachfrage, die den Preis in die Höhe treibt. Grossen Anteil an den massiven Zukäufen haben laut den befragten und weiteren Expert*innen die Zentralbanken. Vor allem die chinesische Nationalbank stocke ihre Goldreserven auf, erklärt Thorsten Hens von der Uni Zürich. Martin Grollimund von Raiffeisen betont, dass auch zahlreiche Zentralbanken von Schwellenländern seit dem Beginn des Kriegs in der Ukraine Dollarbestände abbauten und durch Gold ersetzten.

Wo kann ich Gold kaufen?

In der Schweiz verkaufen die Banken und auf Goldhandel spezialisierte Unternehmen Gold. Sie haben Barren und Münzen wie das Goldvreneli im Angebot. Auch Juweliergeschäfte bieten Gold zum Kauf an.

Vorsicht ist geboten bei Online-Angeboten und Geschäften, die mit überfüllten Flugblättern für sich werben. Dass es unseriöse Goldhändler gibt, hat «Izzy Mag» gezeigt: Eine Seniorin bot als Lockvogel einem Ankäufer einen echten 100-Gramm-Goldbarren an. Dieser wollte ihr aber nicht einmal die Hälfte des damaligen Werts bezahlen.

Worauf muss ich beim Kauf von Gold achten?

Natürlich muss Gold echt sein. Einen ersten Hinweis, ob es das ist, liefert ein Neodymstein, ein starker Magnet. Gold stösst diesen ab.

Profis haben eine Reihe weiterer Verfahren, mit der sie die Echtheit und Reinheit von Gold prüfen: mit Ultraschall, mit Röntgenstrahlen, mit dem Bestimmen der elektrischen Leitfähigkeit oder mit Salpetersäure.

Letztendlich musst du dem Verkäufer, also der Bank, dem Händler oder auch der Privatperson vertrauen, dass das, was sie dir für dein Geld übergibt, tatsächlich Gold ist und dessen Herkunftsnachweis auf Tatsachen basiert.

Welchen Unterschied macht es, ob ich Gold physisch kaufe oder nur virtuell?

Kaufst du dir Goldbarren, -münzen oder Ähnliches, hast du die Kontrolle über diesen Wertgegenstand und bist unabhängig vom Finanzsystem. Allerdings bist du dafür verantwortlich, dein Gold so aufzubewahren, dass es dir nicht gestohlen wird. Dafür kannst du dich wiederum an Banken oder andere professionelle Anbieter wenden, die Schliessfächer vermieten.

Wie eine Studie der Universität St. Gallen vor kurzem gezeigt hat, lagern viele Menschen in der Schweiz ihr Gold zuhause, sei es in einem Safe oder einem Versteck. Manche haben es gemäss der Befragung in ihrem Garten vergraben.

Willst du deinen Goldbesitz nicht in den eigenen Händen halten, kannst du dir einen Gold-ETF kaufen. Das ist ein Fonds, der am Markt in Gold investiert. Manche Fonds bieten die Möglichkeit, das Gold im Bedarfsfall tatsächlich physisch zu beziehen. Allerdings ist die Einheit bei vielen Gold-ETFs der Standardbarren mit einem Gewicht von 12,5 Kilogramm (aktuell ein Gegenwert von fast 1 Million Franken). Zwar kannst du für einen kleineren Betrag Fondsanteile kaufen. In diesem Fall ist die Ausgabe physischen Golds in der Regel jedoch nicht möglich.

Noch im Anfangsstadium ist digitales Gold: Dessen Anbieter haben in der Regel eine gewisse Menge Gold in ihrem Safe und verkaufen Anteile daran in digitaler Form. Die Tokens stehen für eine bestimmte Menge des Edelmetalls. Sie können weiterverkauft werden, ohne dass das Gold von einem Safe in einen anderen transferiert werden muss. Thorsten Hens mahnt, dass digitales Gold noch Teil des alternativen Finanzsystems sei. «Man muss genau schauen, ob das Gold auch hinterlegt wurde», mahnt er.

Was die passende Form für dich ist, hängt auch davon ab, was du mit dem Gold vorhast, speziell, wie lang du dieses in deinem Besitz halten willst. Mehr dazu unter dem Punkt «Was sollte ich bei der Wahl des Aufbewahrungsorts bedenken?»

Welche Rolle spielt es, ob ich Barren, Münzen oder Schmuck kaufe?

Zum Materialwert des Golds kommen die Prägekosten für den Barren oder die Münze dazu. Dieses bezahlst du mit, oder anders gesagt, der Kilogramm-Barren kostet etwas mehr als ein Kilogramm Gold am Tag des Kaufs. Das Edelmetallprodukt muss also mindestens um den Betrag der Prägekosten an Wert gewinnen, damit du dein Gold ohne Verlust verkaufen kannst. Bei Goldbarren ist die Spanne zwischen An- und Verkaufspreis in der Regel etwas tiefer als bei Münzen. Und je höher der Wert eines einzelnen Barrens oder der Münze, desto kleiner ist der Anteil der Herstellungskosten an diesem Stück Gold. 

Im Goldschmuck steckt preislich auch die Arbeit der Goldschmiedin oder des Juweliers und allenfalls Edelsteine oder andere wertvolle Materialien. Christian Brenner von Philoro empfiehlt, Schmuck als Wertanlage dann, wenn der Goldwert mindestens ein Viertel des Preises des ganzen Schmuckstücks ausmacht. Wer Schmuck an einen Edelmetallhändler verkaufe, erhalte nur den Wert des darin enthaltenen Edelmetalls. Der Fingerring oder die Halskette wird in diesem Fall deutlich weniger einbringen, als sie einmal gekostet haben.

Es gibt Gold mit Herkunftsgarantie und sogar Fairtrade-Gold. Was hat es damit auf sich?

Neben der Echtheit kann beim Wiederverkauf auch die Herkunft von Gold eine Rolle spielen. Der wichtigste Nachweis ist der LBMA-Standard der London Bullion Market Association. Dieser jahrhundertealte Handelsplatz für Gold stellt einerseits hohe Anforderungen an die Qualität des Goldes und verbiete zudem Gold aus zweifelhafter Herkunft, sogenanntes Konflikt- oder Blutgold, betont Christian Brenner. Gold ohne Herkunftsgarantie lasse sich sehr schlecht an Banken und Händler verkaufen, erklärt der Goldhändler weiter. «Transparenz bezüglich der Herkunft und der in die Lieferkette involvierten Unternehmen ist bei der Goldbeschaffung sehr wichtig», betont Grollimund von Raiffeisen.

Es gibt auch Fairtrade-Gold, das noch höhere Anforderungen an die Gewinnung des Goldes und den Handel damit stellt. Die ZKB bietet sogar Max-Havelaar-Goldbarren an.

Grollimund verweist zudem auf die Swiss Better Gold Initiative, die Kleinproduzenten in weniger entwickelten Ländern unterstütze, ihre Umwelt- und Sozialpraktiken zu verbessern.

Wie viel kostet es, Gold aufbewahren zu lassen?

Banken und auch andere Anbieter stellen Schliessfächer zur Verfügung. Die kleinsten sind ab weniger als 100 Franken pro Jahr zu haben. Für mehrere hundert Franken gibt es eine Schublade, in der schon ein beträchtlicher Goldschatz Platz finden würde. Gold als meist langfristige Anlage bringt in einem Schliessfach nicht zu unterschätzende jährliche Kosten mit sich.

Ist es eine gute Idee, mein Gold im Garten zu vergraben?

Die Studie der Universität St. Gallen in Zusammenarbeit mit Philoro hat ergeben, dass 5 Prozent der Gold besitzenden Schweizer*innen dieses im Garten vergraben haben. Zu beachten ist, dass ein normaler Metalldetektor Gold nicht entdeckt. Dafür ist ein spezieller Golddetektor nötig. Dies für den Fall, dass du nicht mehr genau weisst, wo dein Goldschatz liegt.

Als Edelmetall hat Gold die Eigenschaft, kaum chemisch mit anderen Stoffen zu reagieren – es rostet nicht und nimmt auch sonst keinen Schaden. Trotzdem empfiehlt es sich, es so zu verpacken, dass auch nach Jahren im Boden nichts daran klebt.

Was sollte ich bei der Wahl des Aufbewahrungsorts bedenken?

Die Sicherheit vor Diebstahl, Beschädigung oder anderer Beinträchtigung ist das eine. Vertraust du professionellen Aufbewahrern oder einer Bank mehr als deinem Zuhause? Dann lass dein Gold dort.

Zuhause decken Hausratsversicherungen den Wert des Golds laut Christian Brenner. Allerdings könne die Prämie je nach Wert des Goldvorrats hoch ausfallen – was nicht wirklich überrascht. In jedem Fall solltest du mit deiner Versicherung besprechen, ob und wie sie dein Gold gegen Verlust versichern.

Was du dir grundsätzlich überlegen musst: Will ich mein Gold jederzeit kurzfristig mitnehmen oder in Geld umtauschen können? Hast du es zuhause oder an einem Ort, an den du jederzeit herankommst, hast du die maximale Flexibilität. Nicht alle Bank- und andere Schliessfächer sind 24 Stunden am Tag zugänglich.

Lohnt es sich bei den aktuellen Preisen überhaupt noch, Gold zu kaufen?

Hierzu ein kurzer Exkurs: Bis Anfang der Siebzigerjahre war der Goldpreis fix, weil der Dollar an diesen gebunden war. Die Feinunze (31,1 Gramm) kostete damals 35 Dollar. Dann hoben die USA die Goldbindung ihrer Währung auf, womit auch Gold frei handelbar wurde. Seither steigt der Goldpreis, von einigen starken Ausschlägen nach oben oder unten abgesehen. Bis in die Nullerjahre lag er meist zwischen 300 und 500 Dollar, dann stieg er stark an auf über 1000 Dollar. 2020 überstieg er zum ersten Mal die 2000-Dollar-Grenze für eine Feinunze.

Seit Anfang 2024 hat Gold um mehr als 30 Prozent an Wert gewonnen. Dahinter steckt die globale geopolitische Unsicherheit, die Währungen, Rohstoffe und auch Aktienmärkte auf Berg- und Talfahrt schickt. Auch die US-Wahlen und was unter der nächsten Regierung passieren könnte, lässt manche Menschen zumindest einen Teil ihres Vermögens in das beständige Edelmetall tauschen. Dass auch Zentralbanken in den letzten Monaten in grossem Umfang Geld kauften, hat dessen Preis weiter in die Höhe getrieben.

Die NZZ zitiert einen Experten, der einordnet, dass Gold in Krisenzeiten überdurchschnittlich an Wert gewinne. Beruhigt sich das Weltgeschehen, stagnieren sie eher. 

Der Goldpreis kann auch sinken, das hat er in der Vergangenheit immer wieder getan, manchmal sogar stark in kurzer Zeit. Langfristig ist er dennoch immer weiter gestiegen. Es ist also realistisch, dass auch die aktuell über 2700 Dollar für eine Feinunze nicht das Allzeithoch sind.

Ist Gold bereits überbewertet, und droht die Blase zu platzen?

Für Thorsten Hens, Professor für Finanzwirtschaft der Uni Zürich, steht fest, dass die Goldkäufe – die den Preis in die Höhe treiben – strategisch seien und nicht spekulativ. Das heisst, die Kaufer*innen beabsichtigen nicht, das Gold demnächst wieder abzustossen, sondern dieses langfristig als Vermögenswert zu halten.

Martin Grollimund von der Bank Raiffeisen rechnet ebenfalls damit, dass der Goldpreis mittelfristig weiter ansteigen wird – aus den Gründen, die auch für den aktuell hohen Preis verantwortlich sind. Zwischenzeitliche Preistaucher seien aber nicht auszuschliessen, betont er. Er empfiehlt, solche als Gelegenheit zu nutzen, um Gold zu kaufen.