«Deathloop» im Test Selten war das Chaos so schön

Von Martin Abgottspon

21.9.2021

«Deathloop» ist ein heisser Anwärter auf das Spiel des Jahres.
«Deathloop» ist ein heisser Anwärter auf das Spiel des Jahres.
Arkane Studios

«Death Loop» steht für jede Action, flotte Sprüche und eine verzwickte Zeitschleife. Im Endeffekt ist es ein Game, welches endgültig den tristen Spiele-Sommer beendet und sogar ein Kandidat für das Spiel des Jahres ist.

Von Martin Abgottspon

Zeitschleifen scheinen bei Games aktuell im Trend zu liegen. Gerade erst haben wir «12 Minutes» genauer unter die Lupe genommen, wo man in bester «Und täglich grüsst das Murmeltier»-Manier versucht, einen Mord aufzudecken. Das hat richtig Spass gemacht und glücklicherweise spielt «Death Loop» nun sogar noch eine Liga darüber. Doch bevor wir uns in irgendwelchen Zeitspiralen verlieren, fangen wir doch ganz von vorne an.



Im Kern ist «Death Loop» ein Singleplayer-Shooter von den Entwickler:innen von Arkane Studios, welche bisher vor allem für «Dishonored» und «Prey» bekannt waren. Mit «Death Loop» hat das Team jetzt bewiesen, dass man die Latte durchaus nochmal höher legen kann, denn so banal das Spielprinzip anfänglich auch erscheinen mag, steckt in «Death Loop» weit mehr drin, als man sich das von den meisten Shootern gewohnt ist.

Wie breche ich den Loop?

In den ersten Minuten oder auch Stunden ist das vielleicht noch nicht abzusehen. In der Rolle des lederjacketragenden Colt schiessen wir uns durch skurrile Partys oder Lagerhallen, die eher an Vergnügungsparks erinnern, und merken ziemlich schnell, dass bedachtes Vorgehen und lautlose Morde oft zielführender sind als wilde Ballereien.

Doch egal wie geschickt wir uns anstellen, nach einem Tag beginnt der Spuk wieder von vorne. Wir wachen an einem Strand der Insel Blackreef auf und merken allmählich, dass wir in einer verzwickten Zeitschleife feststecken. Um aus dieser zu entkommen, müssen wir an einem einzigen Tag alle acht Visionäre der Insel erledigen. Nur so lässt sich der «Deathloop» brechen.

Manchmal ist das Vorgehen im Verborgenen wesentlich zielführender.
Manchmal ist das Vorgehen im Verborgenen wesentlich zielführender.
Arkane Studios

Die Zeit verändert auch die Levels

Ab diesem Zeitpunkt nimmt das Spiel richtig Fahrt auf. Nur in den seltensten Fällen gelingt es einem Shooter, eine Story so mitreissend zu erzählen. Schritt für Schritt kommen wir dem Geheimnis der Visionäre und des ÄON-Projekts näher auf die Spur. Es stellt sich heraus, dass die Erschaffer der Zeitanomalie schlicht und einfach das ewige Leben geniessen wollen. Jeder, der sich ihnen entgegenstellt und den Loop brechen will, ist auf ihrer Abschussliste.



Also tauchen wir als Spieler tief ein in die vier Orte, welche das Spiel zu bieten hat, und suchen nach nützlichen Hinweisen und Codes. Wir hacken uns in Computer und Kameras und kommen so der perfekten Kill-Serie der Visionäre immer näher. Da «Deathloop» dabei in vier verschiedene Tageszeiten aufgeteilt ist, präsentieren sich die Karten immer etwas anders. Insgesamt stehen einem so total 16 Levels bevor, die auch immer wieder andere Strategien verlangen, um möglichst effizient voranzukommen.

Auf die richtige Waffe kommt es an

Doch selbst mit dem perfekten Plan steht man am Anfang eines neuen Tages wieder komplett ohne Waffen da. Das macht es natürlich nicht einfacher. Zum Glück gibt es aber eine Möglichkeit, seine Lieblingsknarren mittels einer speziellen Ressource dauerhaft freizuschalten und in den nächsten Loop mitzunehmen.

Dasselbe gilt im Übrigen auch für Spezialfähigkeiten und Upgrades. So kann sich Colt nach dem Töten der ersten Visionäre beispielsweise über eine kurze Distanz teleportieren oder seine Schüsse gleich auf mehrere Gegner abfeuern. Da der Schwierigkeitsgrad im Spiel nicht verstellbar ist, ist man so um jede kleine Hilfe noch so froh. Erst recht, wenn dann auch noch Julianna ins Geschehen eingreift.

Mit der Zeit kann man sich aus einem ganzen Arsenal an Waffen bedienen.
Mit der Zeit kann man sich aus einem ganzen Arsenal an Waffen bedienen.
Arkane Studios

Experimentierfreudiger Multiplayer-Teil

Julianna ist eine der Visionär:innen und die Hauptwidersacherin in «Deathloop». Per Funk meldet sie sich praktisch ständig bei uns und will mit allen Mitteln verhindern, dass wir die Zeitschleife brechen. Da die Worte bei allem Witz natürlich nicht fruchten, wendet sie auch gerne Gewalt an.

Wer «Deathloop» im Online-Modus spielt, bekommt es so ab und zu mit einer menschlichen Julianna zu tun, die einem nach dem Leben trachtet und genau wie Colt bis an die Zähne bewaffnet und mit Superfähigkeiten ausgerüstet ist. Gerade für neue Spieler können diese Begegnungen ziemlich frustrierend sein, da sich hinter Julianna meist schon ziemlich erfahrene Spieler verbergen. Umso lukrativer ist dafür die Beute, die einem im Erfolgsfall winkt.

Wer es etwas einfacher haben möchte, deaktiviert den Online-Modus ganz einfach, wodurch der Computer die Steuerung von Julianna übernimmt. Ein Selbstläufer wird die Eliminierung der durchgeknallten Visionärin dadurch aber noch lange nicht.

Einzelne PC-Spieler sind nicht restlos glücklich

Alles in allem vereint «Deathloop» alles, was ein grossartiges Spiel ausmacht. Eine tolle Story wird gepaart mit guten Shooter-Mechaniken und einem experimentellen Multiplayer-Teil, der das Adrenalin in die Höhe schnellen lässt. Auch technisch läuft das Spiel zumindest in meinem Fall einwandfrei. Die kunterbunte Popkultur der Sechzigerjahre erlebte ich in flüssigen 60 Frames pro Sekunde. Einzelne PC-Spieler beklagten sich allerdings über Ruckler und Abstürze des Spiels, die wohl mit schwächeren Prozessoren und Grafikkarten im Zusammenhang stehen. Auf der Playstation 5 läuft das Spiel bei den meisten Käufern ebenfalls sehr stabil.

Aus diesen Gründen ist «Deathloop» für mich ein zweiter heisser Kandidat auf das Spiel des Jahres. In diesem Jahr konnte bisher lediglich «It takes Two» in einer ähnlichen Liga mitspielen.