«Ghost of Tsushima – Director's Cut» Das ist ja noch schöner!

Von Domagoj Belancic

25.8.2021

Das farbensprühende und atmosphärische Inselparadies kommt im Director’s Cut auf der Playstation 5 besonders gut zur Geltung.
Das farbensprühende und atmosphärische Inselparadies kommt im Director’s Cut auf der Playstation 5 besonders gut zur Geltung.
Sony

Mit einer «Director’s Cut»-Edition geht die Reise im feudalen Japan nun weiter. Und wie: Die Inselwelt von Tsushima ist noch malerischer und abenteuerlicher, als sie es vor einem Jahr ohnehin schon war.

Von Domagoj Belancic

Im Grunde ist die Neuauflage genau dasselbe hervorragende Game, das uns schon vergangenes Jahr in unserer Spielkritik vollends überzeugt hat. «Ghost of Tsushima» glänzte schon zum Ende der PS4-Ära mit einer spannenden Story, einer unglaublich stimmungsvollen Inszenierung und einem süchtig machenden Open-World-Spielprinzip mit zahlreichen Katana-Duellen im Stil alter Samurai-Filme.

Neu hinzu kommen im «Director’s Cut» einige technische Optimierungen auf der PS5 sowie eine umfangreiche Story-Erweiterung, die den Protagonisten auf eine komplett neue Insel voll von mysteriösen Gegnern verschlägt.

«Ghost of Tsushima» – ein letztes Feuerwerk für die Playstation 4

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Von Halluzinationen und Mongolen

Wer das Game schon auf der PS4 bis zu einem gewissen Punkt in der Story durchgespielt hat, kann seinen alten Spielstand übernehmen und sich sofort in die Story-Erweiterung auf der Insel Iki stürzen. Dort hat sich ein ganz besonderer Mongolenstamm breitgemacht, der die Bewohner nicht nur mit roher Gewalt, sondern auch mit bewusstseinsverändernden Substanzen terrorisiert und vergiftet.



Auch der Protagonist des Games, der mächtige Samurai Jin Sakai, wird schnell mit diesen neuen mongolischen Methoden konfrontiert. Kurz nach seiner Ankunft auf der Insel wird er vom neuen Bösewicht höchstpersönlich entführt und vergiftet. Das Gift löst in Jin heftige Halluzinationen aus, mit denen er im weiteren Verlauf der Story-Erweiterung kämpfen muss.

Die unerwartet emotionale und dunkle Story der Iki-Erweiterung wird durch diese Halluzinationen und spielbare Rückblenden mitreissend erzählt. Im Zentrum der Geschichte steht Jins Verhältnis zu seinem verstorbenen Vater und seine blutrünstige Vergangenheit auf der Insel Iki. Die Story lässt die klassische Gut-gegen-Böse-Erzählstruktur des Hauptspiels und Jins Heldenstatus in einem zweifelhaft neuen Licht erscheinen. Mehr soll an dieser Stelle nicht verraten werden.

Open World nach Rezept

Im Gegensatz zur Story hat sich beim Gameplay relativ wenig getan. Das Game funktioniert immer noch nach einem eher konservativen Open-World-Spielprinzip, bei dem der Spieler zahlreiche Aufgaben auf der Weltkarte abhaken muss.

Dieses teilweise stumpfe Abarbeiten von Missionen mag neben anderen Open-World-Games der vergangenen Jahre (wie beispielsweise «The Legend of Zelda: Breath of the Wild») etwas altbacken wirken, macht aber wegen des ausgeklügelten Kampfsystems und der unglaublichen Inszenierung der Spielwelt sehr viel Spass.



Die neue Insel Iki ist zwar kleiner als Tsushima, dafür ist sie visuell noch abwechslungsreicher und noch vollgepackter mit zahlreichen Missionen und Geheimnissen. Auf meiner Reise durch Iki bin ich alle paar Meter von irgendetwas abgelenkt worden – egal, wohin man blickt, überall gibt es sammelbare Gegenstände, zu befreiende Städte und mysteriöse Nebenmissionen auf der neuen Insel zu entdecken.

Um erfahrene «Ghost of Tsushima»-Spieler bei Laune zu halten, wird das Erforschen der Insel zudem durch neue und härtere Gegnertypen erschwert. Diese verändern das sonst schon sehr solide Kampfsystem zwar nicht gross, sorgen aber für einen angenehm frischen Wind in den Duellen. Mein persönliches Gameplay-Highlight: Jins Pferd verwandelt sich im Verlauf der Story-Erweiterung zu einem echten Kampf-Monster und kann in der Schlacht auf spektakuläre Art und Weise eingesetzt werden.

Open World: Die visuell sehr abwechslungsreiche Insel Iki ist vollgepackt mit Missionen, Gegnern und spannenden Geheimnissen.
Open World: Die visuell sehr abwechslungsreiche Insel Iki ist vollgepackt mit Missionen, Gegnern und spannenden Geheimnissen.
Sony

Next-Gen-Power auf der PlayStation 5

Wer sich den «Director’s Cut» auf die PS5 holt, bekommt neben der Story-Erweiterung auch einige technische Optimierungen, die in der PS4-Version der Neuauflage grösstenteils fehlen.

So läuft das Game auf der PS5 in 4K-Auflösung ohne Ruckler mit butterweichen 60 Bildern pro Sekunde. Tsushima und Iki haben noch nie schöner ausgesehen. Besonders beeindruckend sind auch die Ladezeiten. Diese waren schon auf der alten PS4 hervorragend und nun auf der PS5 quasi inexistent.

Das Highlight der PS5-Version ist aber definitiv die Implementierung des haptischen Feedbacks im neuen Controller. So werden beispielsweise die adaptiven Trigger bei der Verwendung des Pfeilbogens angespannt und simulieren so das Gefühl eines gespannten Bogens. Ebenfalls eindrücklich sind die detaillierten Vibrationen, die beispielsweise beim Reiten den Galopp des Pferdes spürbar machen. Diese Neuerungen revolutionieren das Spielprinzip nicht, sind aber eine gelungene Zugabe und liefern noch mehr Immersion.

Wer ohne diese zusätzlichen Extras leben kann, kommt mit der etwas günstigeren PS4-Version des «Director’s Cut» übrigens auch ganz gut weg – vor allem, weil diese dank Abwärtskompatibilität auch auf der PlayStation 5 spielbar ist.