Fiese Tempofalle am ZollhausPolizei büsst 211 Lenker mit «gut geplantem Regel-Hinterhalt»
Andreas Fischer
11.12.2024
Weil sie eine kaum bekannte Verkehrsregel missachteten, werden mehr als 200 Autolenker zu «Temposündern». Die Kantonspolizei Jura hatte sie vor einer Zollstelle geblitzt.
Andreas Fischer
11.12.2024, 19:28
11.12.2024, 20:03
Andreas Fischer
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Bei einer Geschwindigkeitskontrolle in einem Grenzweiler im Jura waren 211 von 234 Fahrerinnen und Fahrer zu schnell unterwegs und werden gebüsst.
Das Radargerät stand vor dem Zollhaus. Dort gilt eine reduzierte Höchstgeschwindigkeit.
Das Tempolimit war allerdings nicht signalisiert und dürfte nur wenigen Lenkern bekannt sein.
Unwissenheit schützt vor Strafe nicht, heisst es. Das haben 211 Fahrzeuglenker im jurassischen Grenzweiler Lucelle nahe Delsberg ganz praktisch erfahren müssen, wie das Portal «L’Alsace» berichtet.
Die Kantonspolizei Jura hatte in dem Ort Ende Oktober ein mobiles Radargerät aufgestellt und innert weniger Stunden 234 Fahrzeuge kontrolliert. Die allermeisten Fahrerinnen und Fahrer, hauptsächlich Grenzgänger aus dem benachbarten Elsass, waren zu schnell unterwegs – wahrscheinlich, ohne es überhaupt zu wissen.
Reduzierte Höchstgeschwindigkeit war nicht signalisiert
Der Grund dafür: Der Tempoblitzer stand vor dem Zollhaus. Dort beträgt die erlaubte Höchstgeschwindigkeit nicht 50 km/h wie innerorts üblich, sondern nur 20 km/h. Signalisiert ist die reduzierte Höchstgeschwindigkeit in Lucelle nicht. Das Temposchild am Ortseingang, wenige Dutzend Meter vor der fraglichen Stelle, erlaubt 50 km/h Höchstgeschwindigkeit.
Da Unwissenheit aber wie gesagt nicht vor Strafe schützt, müssen die Geblitzten teils heftige Bussen zahlen. Eine Frau, die mit 38 km/h erwischt wurde, bekam einen Bescheid über 250 Franken. Anderen droht gar der Entzug des Führerausweises, weil sie mehr als 21 km/h zu schnell unterwegs waren – also mit 41 km/h durch den Ort «bretterten».
Für Jean-Luc Johaneck, Präsident der Grenzgänger-Gewerkschaft CDTF, war die Aktion ein «regelrechter, gut geplanter Hinterhalt». Ort und Zeitpunkt der Blitzer-Aktion seien nicht zufällig gewählt worden. Die Polizisten hätten, glaubt ein Betroffener, nicht im Sinne der Sensibilisierung gehandelt, sondern wollten die Kassen klingeln lassen und ein Exempel statuieren.