«Twelve Minutes» Diese Zeitschleife möchtest du nie mehr verlassen

Von Martin Abgottspon

30.8.2021

Bei «Twelve Minutes» musst du einen kniffligen Mord aufklären.
Bei «Twelve Minutes» musst du einen kniffligen Mord aufklären.
Annapurna Interactive

«Twelve Minutes» ist für mich die grosse Spiele-Überraschung dieses Sommers. So einfach das ganze Design und Setting, so genial ist es auch. 

Von Martin Abgottspon

Eigentlich verspricht «Twelve Minutes» ein ganz gemütliches Spiel zu werden. Ich komme von der Arbeit nach Hause und werde von meiner Frau Daisy liebevoll empfangen. Ausserdem hat sie ein Dessert vorbereitet und will mir was Wichtiges mitteilen. Minuten später erfahre ich, dass ich Vater werde. Das kleine Familienglück ist perfekt. Doch dann nimmt das ganze Drama seinen Lauf.



Ein angeblicher Polizist stürmt unser kleines Appartement und fesselt meine Frau und mich. Er hält Daisy für eine Mörderin und drückt sie mit aller Brutalität auf den Boden, um sie zu einem Geständnis zu zwingen. Ich versuche zum Schüttstein zu gelangen, wo ein Messer auf der Anrichte liegt, werde aber vorher zu Boden geschlagen. Zack! Plötzlich stehe ich wieder in der Eingangstür und spüre noch die leichten Nachwehen des Schlages.

Okay, es ist normal, dass man bei Videospielen einfach wieder von vorn beginnt, wenn man stirbt. Aber hier steckt mehr dahinter. Das merke ich beim nächsten Versuch, als ich mich einfach in der Garderobe verstecke und die ganze Szenerie beobachte. Dieses Mal überwältigt der Polizist meine Frau, ringt ihr tatsächlich ein Geständnis ab und macht sich mit einer gestohlenen Taschenuhr wieder aus dem Staub. Zuvor verpasst er ihr noch eine tödliche Kugel und lässt das Ganze wie einen Selbstmord aussehen. Die Uhr tickt und schon wieder befinde ich mich in der Eingangstür und alles beginnt von vorn. Zwölf Minuten sind vergangen.

Immer gleich und immer anders

Aus Film und Serien sind Zeitschleifen längst ein bekanntes Stilmittel. Wer «Und täglich grüsst das Murmeltier» oder «Russian Doll» gesehen hat, weiss spätestens jetzt, was bei «Twelve Minutes» abgeht.

Die Frage ist nur: Wie komme ich als Spieler wieder aus dieser rekursiven Verkettung der Zeit raus? Schliesslich ist dies das vermeintliche Ziel des Spiels. Jeder Durchgang bietet dabei neue Möglichkeiten, mehr Licht in die bizarre Situation zu bringen. Mit dem Vorwissen aus vorherigen Durchläufen ergeben sich neue Gesprächsoptionen und man kommt auch immer wieder auf neue Ideen, die kleine Wohnung bis ins letzte Detail für seine detektivische Arbeit einzusetzen.



Die Draufsicht auf das Appartement wirkt im ersten Moment noch etwas gewöhnungsbedürftig und erinnert irgendwie an alte Adventure-Klassiker aus den Neunzigern. Und obwohl sich «Twelve Minutes» phasenweise auch so spielt, wirkt es trotzdem nie altbacken. Das ist zu einem grossen Teil auch den hochkarätigen Schauspielern zu verdanken, die die Entwickler als Synchronsprecher für die Protagonisten gewinnen konnten. James McAvoy, Daisy Ridley und Willem Dafoe haben dafür einige Zeilen Text eingesprochen, der einem vor allem in der Person des Polizisten immer wieder durch Mark und Bein fährt.

Das Handy kann im Spielverlauf noch ganz nützlich sein.
Das Handy kann im Spielverlauf noch ganz nützlich sein.
Annapurna Interactive

Auch Hobby-Detektive kommen rasch voran 

Im Grunde genommen ist die Zeitschleife nur ein kleines Spieldesign-Element, macht in diesem Fall aber einen grossen Unterschied. Es geht nicht nur darum, was man macht, sondern wann. Man muss sich deshalb zu einem gewissen Grad auch auf Versuch-und-Irrtum-Spielchen einlassen. Dies kann zwar etwas nerven, wenn man zum zehnten Mal gefesselt auf dem Boden liegt, doch von allen Umarmungen und Tänzen mit Daisy kriegt man dafür nie genug.

Nach etwa drei bis vier Stunden sollten selbst Hobby-Detektive das Puzzle aber zusammenhaben. Innerhalb der Story ergeben sich dabei mehrmals überraschende Wendungen und Überraschungen und ohne zu viel zu spoilern, ist das Ende ein ziemlicher Schock. Oder vielleicht auch nicht. Denn ihr habt es in der Hand, wie die Geschichte endet.

«Twelve Minutes» ist für 25.50 Franken im Microsoft Store verfügbar. Wer über einen Game Pass verfügt, kann das Spiel kostenlos installieren.