Der Weg zur Milliarde Wird Federers zweite Karriere so erfolgreich wie seine erste?

Von Martin Abgottspon

17.9.2022

Roger Federer hat sich als Geschäftsmann längst einen Namen gemacht.
Roger Federer hat sich als Geschäftsmann längst einen Namen gemacht.
Getty Images

Auf dem Tenniscourt blieben die grossen Erfolge in den letzten Jahren aus. Neben dem Platz hat Roger Federer aber längst die Weichen in eine erfolgreiche Zukunft gestellt.

Von Martin Abgottspon

Als «Forbes» vor wenigen Wochen die aktuellsten Gehalts-Zahlen der Spitzensportler publiziert hat, war es überraschend, Roger Federer dort noch immer an der Spitze des Tenniszirkus zu sehen. Rund 90 Millionen Dollar hat er innerhalb eines Jahres eingenommen, ohne dass er dabei einmal auf dem Platz stand.

Möglich machen dies lukrative Sponsoren-Verträge mit Brands wie Uniqlo, Rolex oder Credit Suisse. Aber nicht nur. Federer hat längst auch sein Geschick als Geschäftsmann und Stiftungsleiter bewiesen. Darauf lässt sich aufbauen.

Mit treuen Sponsoren in ein neues Kapitel

Schon vor Jahren prophezeite Federers Manager, Tony Godsick, dass die zweite Karriere des Schweizers noch erfolgreicher verlaufen werde als die erste. Eine gewagte Vorhersage. Die meisten Berühmtheiten verschwinden nach ihrer Aktiv-Zeit im Hintergrund. Ihre Bekanntheit schwindet, während lukrative Partner-Verträge immer seltener werden.

Bei Federer scheint das zumindest aktuell nicht der Fall zu sein. Die namhaftesten Sponsoren haben ihr Treuebekenntnis längst abgegeben. «Die Partnerschaft zwischen Roger Federer und der Credit Suisse ist langfristig ausgelegt und wird über seine Tenniskarriere hinaus bestehen», wird eine Sprecherin der Grossbank in der «NZZ» zitiert. 

Ähnlich sieht es bei Uniqlo aus. Erst 2018 handelte Federer mit dem japanischen Kleider-Unternehmen einen 10-Jahres-Vertrag aus. Wo Nike hinsichtlich eines möglichen Karrierenendes kein Interesse mehr hatte, war Uniqlo bereit, einen langfristigen Deal einzugehen. Nach einem Treffen mit dem Präsidenten des japanischen Unternehmens sagte Federer damals: «Eines Tages werde ich vom Tennis zurücktreten, aber nicht vom Leben.»

Wo sind die zukünftigen Schwerpunkte?

Die finanziellen Weichen sind so auch für die nächsten Jahre schon mal gestellt, grosse Einbussen wird es nicht geben. Viel wahrscheinlicher ist, dass Federer als Geschäftsmann jetzt erst richtig durchstartet, sofern er das überhaupt will. Gemäss geschäftlichen Vertrauten weiss der «Maestro» bisher noch nicht genau, worauf er sich konzentrieren will. Denn immerhin ist da auch noch seine Familie mit den vier Kindern.

Dennoch ist es gut denkbar, dass sich Federer bei seinen Unternehmen jetzt noch aktiver einbringen wird. So zum Beispiel auch bei seiner Agentur Team 8, die seit fast zehn Jahren verschiedene Sportgrössen betreut und damals von Federer und Godsick ins Leben gerufen wurde. Heute organisiert Team 8 auch den Laver-Cup, ein Turnier das innerhalb weniger Jahre zu einem Kassenschlager aufgestiegen ist und bei welchem Federer Ende Monat seinen letzten Auftritt als Tennis-Profi haben wird.

Es ist aber auch gut denkbar, dass sich Federer nun noch intensiver in seiner Stiftung einbringen wird. Bis 2025 möchte die Einrichtung, die laut eigenen Angaben bereits 1,5 Millionen Kinder erreicht hat, das neue Bildungsprogramm ebenso vielen jungen Menschen zugänglich machen. Da für dieses Anliegen auch viel Überzeugungsarbeit gefragt ist, wäre Federer prädestiniert für diese Aufgabe.

Wie realistisch ist die Milliarde?

Der Weg zum Millardär liegt aber woanders. Besonders spannend ist dabei, wie sich die Aktie der Schuh-Firma On weiterentwickelt. Federer stieg 2019 beim Schweizer Unternehmen als Investor ein. Über die genaue Summe wurde Stillschweigen vereinbart. Auf jeden Fall hat sich der Wert des Unternehmens mit dem Börsengang 2021 aber mehr als verfünfacht. 

Das Geld besitzt Federer zwar nur auf dem Papier und es schwankte seit dem Börsengang auch immer wieder beträchtlich. Trotzdem ist es gut denkbar, dass Federers Investition so hoch war, dass sie einst zum Millardär machen könnte.

Michael Jordan hat nach seiner Karriere dieses Ziel innerhalb von 12 Jahren erreicht. Mit der Übernahme der Charlotte Hornets überschritt er mit seinem Vermögen die Milliardengrenze. Federer könnte dies schneller schaffen. Seine zweite Karriere wäre damit mit Sicherheit ein ebenso grosser Erfolg wie die erste.

Wie prioritär Geld für ihn aber tatsächlich ist, bleibt eine andere Frage. Erfolgreich wäre er auch, wenn er tatsächlich Millionen von Kindern eine bessere Bildung ermöglicht. So gesehen stehen die Chancen auf eine glänzende zweite Karriere so oder so sehr gut.

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