Marco Odermatt «Es war ein Blindflug, das habe ich noch nicht oft erlebt»

sda

17.2.2023 - 17:37

Marco Odermatt - Jubel nach dem "Blindflug" im zweiten Lauf.
Marco Odermatt - Jubel nach dem "Blindflug" im zweiten Lauf.
Keystone

Marco Odermatt blickt im Kreis der Schweizer Medien auf den Tag mit dem Gewinn seiner zweiten WM-Goldmedaille und auf die Zeit im WM-Ort Courchevel zurück.

Der Nidwaldner versucht zudem seine mentale Stärke und die unterschiedlichen Emotionen bei seinen Siegen in der Abfahrt und im Riesenslalom zu erklären.

Marco Odermatt, vor Ihrer zweiten Fahrt im Riesenslalom wurde es immer dunkler. Haben Sie überhaupt noch etwas gesehen oder war das ein «Blindflug»?

«Es war ein wirklicher Blindflug. Das habe ich noch nicht oft erlebt. Aber ich weiss nicht, ob es nicht auch schon bei den anderen Fahrern so war. Ich hatte schon nach dem Start Mühe, klar zu sehen. Das hat es schwierig gemacht.»

Hatten Sie das Gold schon abgeschrieben, als Sie nach Ihrer Fahrt die ersten zwei Zwischenzeiten von Marco Schwarz gesehen hatten?

«Ja, eigentlich schon. Ich war zufrieden. Ich kam mit Bestzeit ins Ziel, und da besteht natürlich immer Hoffnung. Ich war am Morgen aufgestanden mit dem Gedanken, dass es schön wäre, noch einmal zu gewinnen. Aber ich wäre mit einer Medaille sehr zufrieden gewesen. Das grosse Ziel hatte ich ja mit Gold in der Abfahrt schon erreicht. Darum kam es mir heute nicht mehr so sehr darauf an. Dass es aber erneut reichen könnte zum Sieg, daran habe ich (nach dem ersten Lauf) keine Sekunde geglaubt.»

«Was am Sonntag war, hatte ich ja noch nie erlebt. Da explodierten die Emotionen. Das war heute etwas anders.»

Marco Odermatt

Am Sonntag nach dem Sieg in der Abfahrt waren Sie voller Emotionen. Jetzt machen Sie schon beinahe einen gefassten Eindruck.

«Die zwei Siege kann man nicht miteinander vergleichen. Auf emotionaler Ebene bin ich im Vergleich zum Sonntag heute in etwa bei der Hälfte. Was am Sonntag war, hatte ich ja noch nie erlebt. Da explodierten die Emotionen. Das war heute etwas anders.»

Wie liefen die Tage zwischen den beiden Rennen für Sie?

«Ich wurde von Tag zu Tag ruhiger. Nach der Abfahrt machte ich zwei Tage Pause. Die brauchte ich – für den Körper, aber auch für den Kopf, um den Fokus für das letzte Rennen wieder zu finden. Zwei Tage bin ich noch Riesenslalom gefahren, die okay, aber nicht überragend waren.»

Sie haben gesagt, der Riesenslalom sei eine Kopfsache gewesen. Was war denn vom Mentalen her die grosse Herausforderung?

«Bei so schwierigen Bedingungen ist das Skifahren oft eine Kopfsache. Gut fahren können viele, aber es geht dann darum, wer den Willen zum Kampf hat, den Biss und die Bereitschaft zum Risiko. Ich habe heute im zweiten Lauf einiges riskiert.»

«Mehrheitlich wird mein Risiko aber belohnt.»

Marco Odermatt

Sie waren auch heute wieder der Topfavorit. Staunen Sie manchmal selber über die eigene mentale Stärke?

«Ja, irgendwie schon. Auch darüber, dass es am Ende doch immer wieder aufgeht. Da macht heute der (Marco) Schwarz diese kleinen Fehler, und es reicht dann doch wieder für mich. Das überrascht mich dann schon.»

Es ist schwierig, sich mentale Fähigkeiten zu erarbeiten. Bei Ihnen scheinen sie angeboren.

«Das weiss ich nicht. Schlussendlich muss man auch bereit sein für das Risiko. Ich war immer ein Fahrer, der angreift. Das hat in gewissen Momenten auch schon nicht funktioniert. Mehrheitlich wird mein Risiko aber belohnt.»

Sie spüren mittlerweile die zwei Wochen hier an der WM – und auch die lange Saison. Jetzt geht es als Nächstes nochmals nach Nordamerika. Wie erholen Sie sich bis dahin?

«Jetzt gehen wir drei, vier Tage nach Hause. Am Dienstag fliegen wir schon wieder. In Nordamerika erhole ich mich recht gut. Wir sind da 'weit weg vom Schuss'. Darum bin ich auch gerne Anfang Saison drüben. Das Ganze sehe ich relativ entspannt und freue mich irgendwie auch auf diesen Trip.»

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