Im Volksmund und ebenso in vielen Medien ist bei Hochwassern, Dürreperioden oder Sturmtiefen schnell von einem Jahrhundertereignis – «Jahrhundertflut», «Jahrhundertdürre» oder «Jahrhundertsturm» – die Rede. Auch Éowyn wird bereits Jahrhundertsturm genannt. Ob gerechtfertigt oder nicht, muss sich noch zeigen.
Dabei ist der Begriff eigentlich keine Floskel, sondern ein wissenschaftlicher Begriff mit einer Definition. Ein Jahrhundertereignis tritt im Schnitt alle hundert Jahre ein. So beschreibt es beispielsweise der Deutsche Wetterdienst in einem Artikel. Es kann also auch mehrmals innert eines Jahrhunderts vorkommen, dafür aber auch mal 150 oder 200 Jahre nicht. Konkret sind die zehn schwersten Dürren der letzten 1000 Jahre Jahrhundertdürren.
Das bedeutet: Mit jedem neuen Ereignis verändert sich die Rangliste und das Ausmass, das nötig ist, um als Jahrhundertereignis zu gelten. Erschwerend kommt hinzu, dass die Aufzeichnungen nicht in allen Bereichen 1000 Jahre zurückreichen. Pegelstände haben schon Menschen im Mittelalter festgehalten, Windgeschwindigkeiten nicht.
Beim aktuell über Irland, Nordirland und Schottland tobenden Orkantief Éowyn spricht dafür, dass verschiedene Wetterdienste zumindest die Prognose als die schwerwiegendste seit mehreren Generationen bezeichnen. Eine erfahrene Meteorologin der BBC sagt, sie habe in ihrer ganzen Laufbahn noch keine so schwerwiegende Vorhersage gesehen.
Dafür dass Éowyn tatsächlich ein Jahrhundertereignis ist, spricht die Tatsache, dass mit 183 km/h bereits die höchste je gemessene Wingeschwindigkeit registriert wurde.