Ewige Zweite auf SkiernBrigitte Oertli: «Mit dieser Aussage von Carlo Janka habe ich Mühe»
Von Bruno Bötschi
3.3.2020
Die ehemalige Skirennfahrerin Brigitte Oertli, 57, über ihr Image als «ewige Zweite» und die Gemeinsamkeit mit Wendy Holdener – auch Mobbing im Schweizer Skiverband thematisiert sie.
Frau Oertli, als Sie vor 30 Jahren vom aktiven Skirennsport zurücktraten, waren Sie erst 28 Jahre alt. Warum hörten Sie so früh mit dem Spitzensport auf?
Als Skirennfahrerin ist es fast unmöglich während der Karriere eine Familie zu gründen, im Gegensatz zu den männlichen Kollegen. Deshalb treten die Frauen oft früher zurück als die Männer. Ich war zudem zehn Jahre lang Mitglied des stärksten Skiteams der Welt. Wir waren ständig zehn, 15 Schweizerinnen, die alle fast gleich stark fuhren. Ein Umstand, der irgendwann auch ermüdend war.
Sie gehören zu der kleinen Gruppe von Athletinnen, die in fünf Disziplinen, also in Abfahrt, Slalom, Riesenslalom, Super-G und Kombination, Podestplätze erreichten.
Darauf bin ich sehr stolz – auch deshalb, weil ich es sogar in meiner schwächsten Disziplin, dem Riesenslalom, aufs Podest geschafft habe.
Ein Makel hat Ihr Palmarès: Sie standen häufig nicht zuoberst auf dem Podium, landeten stattdessen 16-mal auf Platz zwei. Was war das für ein Gefühl, wenn die Medien von der «ewigen Zweiten» schrieben?
Für mich war das gar nicht so schlimm. Aber klar, ich hätte gerne öfters gewonnen.
Sie blieben immer etwas im Schatten der beiden Siegfahrerinnen Maria Walliser oder Michela Figini.
Es gibt Sportlerinnen und Sportler, die mehr Wettkampfglück haben als andere und die öfters auf der Sonnenseite stehen. Ich gehörte nicht zu ihnen.
Im Gesamtweltcup wurden Sie ebenfalls zweimal ‹nur› Zweite.
Das hat mich deutlich mehr gefuchst – vor allem in der Saison 1987/88. Damals lag ich vor dem letzten Rennen, einer Abfahrt, nur 18 Punkte hinter der Leaderin Michela Figini. Ich hatte also noch alle Chance zu gewinnen. Doch dann spielte uns das Wetter einen Streich, und das Rennen in Saalbach-Hinterglemm musste wegen Regens abgesagt werden.
In einer anderen Nation wären Sie mit Ihren Resultaten der absolute Superstar gewesen.
So ist es. Aber weil das Schweizer Skiteam in den 1980ern so stark war, war ich die Podestfahrerin unter mehreren Siegesfahrerinnen. Ich gebe zu, hin und wieder tat es schon weh.
Sorgte die harte interne Konkurrenz innerhalb des Schweizer Teams für Krach unter den Athletinnen?
Nein. Und wieso auch? Ich hätte einfach schneller fahren müssen, dann wäre das Problem schnell gelöst gewesen.
Mit dem Siegen in einer Einzeldisziplin klappte es dann doch noch: Welche Erinnerungen haben Sie an den 18. Januar 1988?
An diesem Tag gewann ich in Saas-Fee meinen ersten Weltcup-Slalom. Ein wunderbarer Tag. Auch deshalb, weil ganz viele meiner Freunde und Fans ins Wallis gepilgert waren. Und ganz besonders gefreut hat mich, dass meine Mutter dabei sein konnte.
In einem Interview sagten Sie über diesen Sieg: ‹Es war ein einschneidendes Erlebnis, weil ich gemerkt habe, ichkann gewinnen, so wie ich bin.›
Davor hiess es oft, mit meinem Charakter könne ich es nicht schaffen, eine Siegfahrerin zu werden. Ich sei zu lieb und mir fehle der Killerinstinkt. Mit dem Gewinn des Slaloms in Saas-Fee hatte ich diese Aussagen Lügen gestraft. Das gab mir viel Genugtuung.
Die ‹Neue Zürcher Zeitung› schrieb 2008, zu Beginn Ihrer Karriere seien Sie absorbiert davon gewesen, die Erfolge Ihrer Freundin und Slalom-Queen Erika Hess mitzufeiern.
So ein Blödsinn.
Am 5. März 1988 doppelten Sie nach und gewannen in Aspen, USA, eine Abfahrt. Sie gewannen während Ihrer Karriere als Skirennfahrerin zudem sieben Kombinationen. Welcher Sieg war der schönste?
Die beiden Siege in den Einzelrennen – allerdings sollte nicht vergessen werden, dass die Kombination früher viel mehr Wert hatte, weil viel mehr Fahrerinnen am Start waren, die Konkurrenz also viel grösser war.
An den Olympischen Spielen 1988 in Calgary holten Sie zudem zwei Silbermedaillen – eine in der Abfahrt und eine in der Kombination. In der Kombi waren Sie nur eine Hundertstelsekunde langsamer als die Erstplatzierte.
Damals habe ich das gar nicht richtig mitgekriegt, wie knapp das war, ich freute mich einfach über die Medaille. Später hat es mich manchmal schon geärgert, wenn ich daran dachte, wie wenig gefehlt hat. Gleichzeitig bin ich total stolz auf die zwei Medaillen. Wie viele andere Schweizer Sportlerinnen und Sportler haben es geschafft, von einer Olympiade mit zwei Medaillen heimzukehren?
Ganz wenige.
Eben.
Wendy Holdener, einer der besten Schweizer Skifahrerinnen überhaupt, geht es heute ähnlich wie Ihnen damals: Sie stand bisher mehr als 35-mal auf dem Podest, aber nur dreimal ganz zuoberst – und vor allem hat sie noch keinen Sieg in ihrer Spezialdisziplin Slalom errungen.
Wendy ist die konstanteste und erfolgreichste Skirennfahrerin der Schweiz der letzten zwei, drei Jahre. Aber sie hat das Pech, dass es mit Mikaela Shiffrin und seit Kurzem mit der Slowakin Petra Vlhova zwei Überfliegerinnen im Skizirkus gibt, an denen sich die Konkurrenz die Zähne ausbeisst. Und wenn Shiffrin in den letzten Jahren doch einmal Schwächen zeigte, fehlte Wendy das Tagesglück, um zuschlagen zu können. Es gibt jedoch einen grossen Unterschied zwischen Wendy und mir.
Welchen?
Wendy ist immer die einzige Schweizerin auf dem Podest. Ich hingegen wurde meistens Zweite hinter einer Landsfrau. Vielleicht erinnern Sie sich: In den Jahren 1987 und 1989 gewannen wir Schweizerinnen jede Abfahrt und fuhren zudem mehrere Zwei- und Dreifachsiege heraus. Und in der Disziplin Slalom waren während eines Winters einmal zehn Schweizerinnen unter den besten 15 in der FIS-Weltrangliste.
Ihr Tipp für Wendy Holdener, damit Sie von der Podest- zur Siegfahrerin wird?
Weitermachen wie bisher. Wendy ist eine super Athletin, steht im Slalom fast immer auf dem Podest. Toll finde ich zudem, dass sie es in diesem Winter auch im Riesenslalom und im Super-G aufs Podest geschafft hat. Und ich glaube, dass Sie auch das Potenzial hat in der Abfahrt unter die ersten Drei zu fahren.
Was glauben Sie, schafft Wendy Holdener in diesem Winter ihren ersten Slalom-Sieg?
Es sind nur noch wenige Slaloms zu fahren, aber möglich ist alles.
Gewinnt die Schweiz in diesem Winter nach 30 Jahren zum ersten Mal wieder die Nationenwertung?
Ja.
‹Als Einzelsportler interessiert mich der Nationencup nicht wirklich›, sagte Carlo Janka kürzlich in einem ‹Blick›-Interview.
Mit dieser Aussage von Carlo Janka habe ich Mühe.
Warum?
Ich finde es schade, wenn ein Athlet vergisst, woher er kommt und wer ihn immer unterstützt hat. Genau, ich rede vom Schweizerischen Skiverband, also Swiss-Ski. Dank dieser Unterstützung konnte ich jahrelang Spitzensport betreiben, meiner Passion frönen. Vielleicht ist der Nationencup für den einzelnen Fahrer nicht ganz so wichtig, aber für das grosse Ganze ist er es eben doch. Schafft es die Schweiz in diesem Winter wieder einmal beste Skination der Welt zu sein, hat das auch viele positive Auswirkungen auf Swiss-Ski. Dem Verband wird es unter anderem leichter fallen, Sponsoren zu finden – und das kommt eben auch den einzelnen Athleten zugute.
Gab es neben Siegen und Podestplätzen während Ihrer Karriere auch Dinge, die nicht so schön waren?
Die gab es.
Wollen Sie darüber reden?
Vorab sei gesagt: Als Athletin, als Trainer steht man massiv unter Druck. Die Karriere einer Spitzensportlerin, eines Spitzensportlers findet unter den Augen der Öffentlichkeit statt.
Worauf wollen Sie hinaus?
An der Ski-WM 1987 in Crans-Montana erlebte die Schweiz einen wahren Medaillenregen. Die Schweizer Skirennläuferinnen und -läufer sicherten sich 14 von insgesamt 30 Medaillen. Für mich jedoch war diese Meisterschaft eine einzige grosse Enttäuschung.
Weil Sie keine Medaille gewonnen haben?
Nein, ich wurde gemobbt.
Erzählen Sie bitte.
Wir waren sechs Schweizer Abfahrerinnen, hatten aber nur vier Startplätze für die Abfahrt zur Verfügung. Michela Figini und Maria Walliser waren, wegen ihrer guten Resultate während des Winters, fix für das Rennen gesetzt. Wir vier anderen Athletinnen sollten dann um die restlichen zwei Plätze eine Qualifikation fahren. Doch dann änderten die Verantwortlichen von Swiss-Ski während der WM plötzlich den Modus, weil Erika Hess in den ersten Trainings sich immer unter den ersten Fünf platziert hatte. Sie glaubten, Erika habe eine reelle Medaillenchance. Kurz vor einem Rennen einer Athletin mitzuteilen, dass das Qualifikationsverfahren geändert wird, ist ein No-Go. Ich stürzte im letzten, entscheidenden Training und durfte die Abfahrt deshalb nicht bestreiten.
Wer war schuld: die Verbandsfunktionäre oder Erika Hess?
Erika Hess mache ich absolut keinen Vorwurf. Sie wurde gesetzt und fuhr das Rennen. Das hätte ich auch so gemacht. Die Schuld lag bei den Funktionären von Swiss-Ski, die sich unter dem Druck der Medien nicht an die vorab vereinbarten Selektionskriterien gehalten haben und so bei mir, aber auch bei unserem Abfahrtstrainer viel Vertrauen verspielten. Ich will niemanden im Nachhinein anschwärzen, aber diese Geschichte empfand ich als extrem unfair.
Wie ging es weiter?
Das Weltcup-Finale 1986/87 fand in den USA statt. Ich gewann den Kombinations-Weltcup. Auf dem Heimflug setzte ich mich neben den Damentrainer Jean-Pierre Fournier und sagte ihm die Meinung. Ich habe allen Mut zusammengenommen und mit ihm Klartext gesprochen. Denn meine Nichtnomination für die WM-Abfahrt war nur das Tüpfelchen auf dem i. Fournier hat über den Winters viele Dinge getan, die man als Cheftrainer nicht tut. Er hatte mich schon während des ganzen Winter ständig kritisiert, immer wieder gesagt, was ich alles falsch mache.
War danach alles wieder gut?
Ja, nach dem Gespräch zogen wir beide einen Schlussstrich.
Einen erfolgreichen Schlussstrich.
Stimmt, im Winter danach gewann ich an den Olympischen Spielen in Calgary zweimal Silber.
Wenn Sie auf Ihre Karriere als Skirennfahrerin zurückblicken: Welches sind Ihre ersten Gedanken?
Es war die beste, die schönste und die coolste Lebensschule.
Sind Sie heute noch häufig auf der Skipiste anzutreffen?
Leider nicht mehr so oft. Skifahren ist für mich aber nach wie vor etwas vom Schönsten, was es auf der Welt gibt. Ich liebe diesen Sport nach wie vor sehr.
Das sind die zwölf verrücktesten Pflanzen der Welt
Tödliches Gift: Der Wunderbaum (Ricinus communis) gilt mit seinen Früchten als giftigste Pflanze auf der Erde. Das Endosperm der Samen ist stark giftig, da es das toxische Eiweiss Rizin enthält. Rizin ist eines der potentesten natürlich vorkommenden Gifte überhaupt. Der Tod tritt unbehandelt durch Kreislaufversagen etwa 48 Stunden nach der Vergiftung ein. Der Wunderbaum ist in Ost- und Westafrika beheimatet, wird
Bild: iStock
Gross, grösser, am grössten: Der Riesenmammutbaum (Sequoiadendron giganteum) im Westen der USA ist das massivste beziehungsweise voluminöseste bekannte Lebewesen der Welt. Der immergrüne Baum kann bis zu 95 Meter hoch und einen Stammdurchmesser von 17 Meter haben.
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Kletternder Parasit: Mit einem Durchmesser von über einem Meter bildet die Riesenrafflesie (Rafflesia amoldi) die grösste Einzelblüte. Allerdings existiert die gigantische Blüte der Kletterpflanze nur wenige Tage, dann zerfällt das rote, nach Aas riechende Organ. Zurück bleibt ein Haufen schwarzen Schleims.
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Blüte mit Heizung: Naht die Blütezeit, macht die Titanwurz eine erstaunliche Verwandlung durch: Bis zu zehn Zentimeter am Tag schiesst ihr gigantischer Blütenstand nach oben. Und um Insekten für die Befruchtung anzulocken, verströmt das Fortpflanzungsorgan einen Aasgeruch und heizt sich auf 36 Grad Celsius auf.
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Königin der Anden: Die Riesenbromelie (Puya raimondii) ist die weltweit grösste Bromelie, mit mehr als zehn Metern Höhe. Sie hat auch eine der grössten Blütenstände aller Pflanzen und ist eine vom Aussterben bedrohte Art, die in den Anden in Peru und Bolivien beheimatet ist.
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Ganz schön alt: Der Riesen-Eukalyptus (Eucalyptus regnans) wächst als immergrüner Baum, der ein Alter von etwa 400 Jahren erreichen kann. An bevorzugten Standorten kann er Wuchshöhen von 65 Metern in 50 Jahren erreichen. Er gilt als der höchste Laubbaum der Welt, möglicherweise sogar als der höchste Baum überhaupt. Bei einem 1872 gefällten Exemplar wurden 132 Meter an Höhe gemessen.
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Königlich stark: De Riesenseerose Victoria ist wohl eine der eindrucksvollsten Pflanzen auf dem blauen Planeten überhaupt. Mit bis zu drei Metern hat sie den grössten Blattdurchmesser. 1840 entdeckt vom Botaniker Richard Schomburgh, wurde sie benannt nach Queen Victoria. Viele Botanische Gärten bauten in der Folge eigene Victoria Häuser.
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Gefiederte Blätter: Die Raphia-Palme ist vorwiegend im tropischen Afrika beheimatet. Ihre Blätter gelten mit bis zu 25 Meter Länge als die grössten im Pflanzenreich. Sie sind nicht nur sehr gross, sondern auch gefiedert und bleiben nach dem Absterben an der Pflanze.
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Schweres Früchten: Der Jackfruchtbaum (Artocarpus heterophyllus) ist in Indien beheimatet. Er bekommt, wenn man von Zuchterfolgen wie Riesenkürbisse und dergleichen einmal absieht, die schwersten Früchte. Sie können mehr als 30 Kilogramm wiegen.
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Über 4000 Jahre alt: Im Patriarch Grove in den White Mountains in Kalifornien stehen 17 Exemplare der Langlebigen Kiefer (Pinus longaeva), die über 4000 Jahre alt sind. Ein Baum, dessen Alter von 4700 Jahren durch Auszählung der Jahresringe in einem kleinen Bohrkern bestimmt wurde, trägt den Namen «Methuselah». (Archivbild)
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Fast 10'000 Jahre alt: Über die älteste individuellen Lebewesen wird, je nach Definition, gestritten. Aber eine Pflanze ist es auf jeden Fall: Eine Gemeine Fichte (Picea abies) in Schweden, deren Stamm viel jünger ist, konkurriert mit den Langlebigen Kiefern. Sie geht aus Wurzelwerk hervor, das seit etwa 9600 Jahren existieren soll.
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Affen-Gesicht: Wer die Dracula simia ansieht, wundert sich wahrscheinlich nicht, warum sie den Beinamen Affen-Orchidee trägt. Viel Fantasie um das Gesicht eines Primaten zu erkennen, braucht es nicht. Die Pflanze wächst in 300 bis 600 Meter Höhe in Peru und Ecuador und duftet nach Orange.
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Klein, aber hübsch: Die Wurzellose Zwergwasserlinse (Wolffia arrhiza) gilt als kleinste Blütenpflanze über- überhaupt. Ihre Blüten sind für das menschliche Auge unsichtbar. Der Pflanzenkörper selbst ist maximal 1,5 Millimeter lang. Und übrigens: Sie ist als Aronstabgewächs mit der Titanwurz recht eng verwandt.
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