Starke Winter-Erträge Solar-Anlagen in den Bergen liefern mehr Strom als gedacht

smi

24.9.2024

Im schneereichen und sonnenarmen Winter 2023/24 hat die Solar-Anlage in Sedrun GR 4 Prozent mehr Strom generiert als vorhergesagt.
Im schneereichen und sonnenarmen Winter 2023/24 hat die Solar-Anlage in Sedrun GR 4 Prozent mehr Strom generiert als vorhergesagt.
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Die ersten alpinen Solar-Anlagen in der Schweiz übertreffen die Erwartungen. Gewisse Konstruktionen und Modul-Varianten überzeugen mehr als andere, denn es gibt auch ein negatives Beispiel.

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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Die alpinen Solar-Anlagen in Sedrun GR, Grengiols VS sowie weitere, haben im vergangenen Winter mehr Strom erzeugt, als prognostiziert war.
  • Dabei war der Winter 2023-24 besonders schneereich und arm an Sonnenstunden.
  • Die Solar-Anlage am Muttsee-Staudamm verzeichnet jedoch nach zwei Wintern erhebliche Schäden an einem Teil der Module.

Wie viel Strom liefern alpine Solar-Anlagen wirklich? Nutzen sie ihre Lage über dem Winternebel tatsächlich wie erhofft? Oder macht ihnen der Schnee einen Strich durch die Rechnung?

Noch gibt es nur wenige Anlagen und diese sind noch nicht sehr lang in Betrieb. Doch diese liefern nun erste verlässliche Daten. Und diese sind positiver als prognostiziert, wie der «Tages-Anzeiger» recherchiert hat. 

Die Anlage Sedrun Solar habe 4 Prozent mehr Strom erzeugt, als die Zuständigen berechnet haben – trotz des schneereichen Winters 2023-24, in dem die Sonne weniger schien als im langjährigen Durchschnitt. 46 Prozent ihres ersten Jahresertrags generierten die Panels im Winter-Halbjahr von Anfang Oktober bis Ende März.

Alpine Solaranlagen übertreffen Bundes-Vorgabe

Der Bund gibt einen Ertrag von 500 Kilowattstunden pro 1000 Kilowatt installierter Leistung als Ziel vor, damit eine Anlage finanzielle Unterstützung erhält. Eine Solarstrom-Anlage, die aufgrund ihrer Module maximal 1000 Kilowatt Leistung erzeugen kann, muss im Winter-Halbjahr mindestens 500 Kilowattstunden erreichen. Sedrun übertrifft diesen Wert mit 780 Kilowattstunden in ihrer ersten Saison deutlich.

Die Erwartungen übertrifft auch die Test-Anlage in Grengiols VS. Dort kommen verschiedene Module zum Einsatz, darunter solche, die auf beiden Seiten Sonnenstrahlung aufnehmen können, sogenannte bifaziale Module. Diese haben im vergangenen Winter 25 Prozent mehr Strom erzeugt, als monofaziale PV-Panels. Mit 650 Kilowattstunden im Winter hat auch diese Testanlage den Schwellenwert des Bundes locker geschafft.

Und auch drei alpine Solaranlagen von Alpiq hätten nach Aussage des Unternehmens das Ertragsziel des Bundes erreicht – obwohl jene in Gondo VS bezüglich Sonneneinstrahlung und Schneeablagerung besonders ungünstig gelegen sei.

Ausfall am Muttsee-Staudamm

Es gibt auch Anlagen, die die Erwartungen nicht erfüllen, etwa jene am Muttseestaudamm. Von deren 5000 Modulen waren nach zwei Wintern 270 kaputt und mussten ersetzt werden, wie die «Südostschweiz» berichtet.

Anders als an der Staumauer stehen die Module in Sedrun auf Ständern drei bis vier Meter über dem Boden. So blieben die Module auch schneefrei, wenn der Wind grosse Mengen verfrachte und anhäufe, zitiert der «Tages-Anzeiger» die Betreiberfirma Energia Alpina. Einzig ein Schneefall-Ereignis, wie es alle 50 Jahre vorkommt, könne die Module punktuell schädigen, räumen die Verantwortlichen ein. 

Bei der Konstruktion der Anlage arbeite Energia Alpina mit einem Unternehmen zusammen, das Lawinenverbauungen realisiere. Das lässt auf grosse Erfahrung damit schliessen, wie eine Anlage beschaffen sein muss, um grossen Schneemengen standzuhalten.

Ein Vertreter von Aeesuisse, der Dachverband der Wirtschaft für erneuerbare Energien, nennt die gemessenen Winter-Erträge ermutigend, sie zeigten, wie gross das Potenzial alpiner Solaranlagen für die Winterversorgung mit Strom sei.