Startup will Aufladen überflüssig machen Für diese Indoor-Solarzellen reicht sogar Kerzenlicht

toko

3.6.2024

Die Powerfoyle genannten Indoor-Solarzellen können verschiedene Oberflächen imitieren.
Die Powerfoyle genannten Indoor-Solarzellen können verschiedene Oberflächen imitieren.
Exeger

Sogar das Licht einer Kerze soll ausreichen: Eine bahnbrechende Innovation in der Photovoltaik könnte es bald möglich machen, elektronische Geräte mit Indoor-Solarzellen zu laden.

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Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Eine Photovoltaik-Innovation soll schon bald das Laden von alltäglichen Elektronikgeräten überflüssig machen.
  • Dabei handelt es sich um Indoor-Solarzellen, die selbst mit Kerzenlicht Energie produzieren können.
  • Der Gründer des schwedischen Startups Exeger, das die Zellen herstellt ist überzeugt: Die Technologie wird die Welt verändern.

«Unsere Enkelkinder werden darüber lachen, dass wir Kabel hatten», sagt Giovanni Fili. Für den Mitbegründer von Exeger war der Mangel an Licht während der Wintermonate in seiner Heimat Schweden einer jener Gründe, über die Sonne als einzige Energiequelle für eine Photovoltaikzelle hinauszugehen.

Die Technologie seines Unternehmens soll Strom laut eigenen Angaben aus praktisch jeder Lichtquelle gewinnen, von direktem Sonnenlicht bis zu Kerzenlicht. Sogar aus Mondlicht könne eine Ladung gewonnen werden, allerdings dauert es dann eine Weile.

«Wie die Algen auf dem Grund des Ozeans, wo es fast stockdunkel ist, können wir sehr wenige Photonen effizient nutzen», erklärt Fili gegenüber dem «Independent».

Tausende Franken je Blatt

Laut Fili wird die Technologie uns sogar zwingen, unsere Beziehung zum Licht zu überdenken — und er geht noch weiter. Auf dem T-Shirt, das er trägt, wird die Technologie seines Unternehmens als «weltverändernd» bezeichnet, da sie in der Lage ist, gleichzeitig den globalen Energiebedarf und einige der grössten ökologischen Herausforderungen unseres Planeten zu bewältigen.

Die Fabrik am nördlichen Stadtrand von Stockholm produziert dem Bericht zufolge bereits alle sechs Sekunden Blätter im Wert von Tausenden Franken pro Stück. Jedes Blatt enthält demnach 108 Miniatursolarzellen, die schon bald in alltägliche elektronische Geräte eingebaut werden könnten. 

Taschenrechner aus den 70ern nutzen schwaches Licht 

Ganz neu sind Innenraum-Solarzellen jedoch nicht. Schliesslich wurden solarbetriebene Taschenrechner bereits in den 1970er Jahren erstmals vorgestellt.

Doch durch die Beschränkungen der verwendeten Siliziumzellen sind sie zu leistungsschwach, zu zerbrechlich und zu starr, um auch in anderen Geräten die nötige Energie bereitzustellen.

Die jüngste Innovation geht auf eine fast 40 Jahre alte Entdeckung zurück. Ein Forscherpaar der UC Berkeley in Kalifornien erfand eine kostengünstige, hocheffiziente Zelle, die sowohl halbflexibel als auch halbtransparent war, was einen Weg zur kommerziellen Entwicklung der Technologie eröffnete.

Tausendfach bessere Leitfähigkeit

Etwas mehr als 20 Jahre später entwickelten Fili und sein Exeger-Mitbegründer Henrik Lindström ein neues Elektrodenmaterial, das eine rund tausendfach bessere Leitfähigkeit bot. Dieser Durchbruch bildete die Grundlage für ihre sogenannten Powerfoyle-Zellen, die nun in kommerziellem Massstab produziert werden. Ihr grosser Vorteil: Sie sind unempfindlich gegenüber Teilabschattungen, die den Wirkungsgrad von Photovoltaik-Paneelen drastisch verringern.

Die Stockholmer Anlage von Exeger hat eine Produktionskapazität von 2,5 Millionen Quadratmetern Solarzellen pro Jahr und ist damit die die grösste Fabrik ihrer Art in Europa, heisst es in dem Bericht. Bereits jetzt sind die Powerfoyle-Solarzellen in sieben handelsüblichen Produkten zu finden — darunter Kopfhörer, kabellose Lautsprecher und ein Fahrradhelm. Zu den Kunden von Exeger gehören grosse Unternehmen wie Adidas, Phillips und 3M.

Technik ist streng geheim

Die Technologie könne Unternehmen auch dabei helfen, ihre Nachhaltigskeitsziele zu erreichen, heisst es in dem Bericht. Denn nach Schätzungen von Samsung werden allein für TV-Fernbedienungen jedes Jahr 3,1 Milliarden Einwegbatterien weggeworfen. Der koreanische Elektronikriese hat die Umstellung auf photovoltaische Energie zu einer Priorität gemacht und gibt an, damit seine Treibhausgasemissionen um rund 6000 Tonnen pro Jahr reduzieren zu können.

Die Technik hinter den Solarzellen von Exeger sei ebenso wie die Drucker, die sie produzieren, ein streng gehütetes Geheimnis. Selbst der Zweck der Tausenden von Powerfoyles, die derzeit jede Minute in der Stockholmer Fabrik gedruckt werden, ist der Öffentlichkeit noch nicht bekannt. 

Ob den Indoor-Solarzellen letztlich der Durchbruch gelingt, steht in den Sternen. Aber Giovanni Fili ist sich sicher: «Diese Technologie wird die Welt erobern.»