Potenziale liegen brach Finanzkontrolle pocht auf gezieltere Subventionen für Solarenergie

sda/tgab

30.8.2023 - 21:22

Für «Alpin Solar» wurden knapp 5000 Solarmodule auf der Aussenseite der Muttsee-Staumauer im Kanton Glarus montiert – die grösste alpine Solaranlage der Schweiz.
Für «Alpin Solar» wurden knapp 5000 Solarmodule auf der Aussenseite der Muttsee-Staumauer im Kanton Glarus montiert – die grösste alpine Solaranlage der Schweiz.
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Solarenergie soll künftig wesentlich zur Energieversorgung beitragen, und sie wird vom Bund gefördert. Die Finanzkontrolle mahnt, diese Gelder gezielter zu verwenden und freie Flächen einzuplanen. Sie sieht Risiken für das Erreichen der energiepolitischen Ziele.

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  • Die Eidgenössische Finanzkontrolle (EFK) fordert in ihrem Prüfbericht eine bessere Abstimmung der verschiedenen finanziellen Anreize für den Bau von Solaranlagen.
  • Die EFK rechnet vor, dass sich die Förderung von grossen Anlagen gemessen an der Leistung mehr auszahlt als jene für kleine.
  • Planung und Bau von Grossanlagen sollten deshalb im Hinblick auf unbebaute Flächen rechtzeitig festgelegt werden.
  • Seit der Einführung der Einspeiseverfügung ab 2014 haben diese rund 130'000 Solaranlagen erhalten, mit insgesamt 1,5 Milliarden Franken.

Für die Eidgenössische Finanzkontrolle (EFK) geht der starke Fotovoltaik-Zubau der vergangenen Jahre zwar in die richtige Richtung. Sie bemängelt aber in ihrem am Mittwoch veröffentlichten Prüfungsbericht, dass es von vielerlei Faktoren und oft vom Standort abhänge, ob sich eine Solaranlage finanziell auszahle.

Abhängig ist das vom Standortkanton respektive der Standortgemeinde, dem Betreiber des Verteilnetzes und auch vom Strompreis. Eine Rolle spielen auch durch den Eigenverbrauch mögliche Einsparungen.

Rentiert eine Anlage ohne Subventionen, bräuchte sie diese nicht. Ist sie dagegen zu wenig rentabel, wird sie gar nicht erst gebaut. Auch mahnt die EFK, freie Flächen – zum Beispiel in den Bergen – in die Planung einzubeziehen.

Finanzielle Anreize besser aufeinander abstimmen

Die EFK empfiehlt dem Bundesamt für Energie (BFE) zunächst einen Gesamtüberblick über die Fördermassnahmen. So könnten die verschiedenen finanziellen Anreize für den Bau von Solaranlagen besser aufeinander abgestimmt werden. Das BFE hält dagegen, dass die fehlende Abstimmung vor allem auf politische Vorgaben zurückgehe.

Das Bundesamt will die Beratungen im Parlament über den Energie-Mantelerlass abwarten. Zur Debatte stehen Anreize für die Fotovoltaik wie zum Beispiel eine Solarpflicht für Neubauten und Parkplätze. Das empfohlene Konzept will das BFE entsprechend den Beschlüssen bis Ende 2024 erstellen.

Denn wegen der unterschiedlichen Förderbeiträge für Solarpanels werde das Potenzial von Fotovoltaik unterschiedlich genutzt. Die Nase vorn haben gemäss einer Erhebung des Verbandes unabhängiger Energieerzeuger Gemeinden in der Ostschweiz, der Zentralschweiz und im Flachland. Doch gerade in im Winter sonnigeren Berggebieten liegt Potenzial oft brach.

Die Finanzkontrolle rät dem Bund deshalb auch, die Strategie für die Nutzung von Fotovoltaik-Potenzialen zu aktualisieren, mit Blick auf grosse Anlagen und das Potenzial von unbebauten Flächen. Die Kriterien für die Planung und den Bau solcher Grossanlagen sollten rechtzeitig festgelegt werden.

Keine Hau-Ruck-Entscheide beim Bau von Grossanlagen

Massgebend könnte laut EFK die Umweltverträglichkeit sein, der Anschluss ans Netz, die Rentabilität und wie viel die Anlage an die sichere Stromversorgung im Winter beitragen kann.

Es gehe darum, gute Entscheide zu fällen und Feuerwehrübungen zu vermeiden, begründete Alkuin Kölliker, zuständiger Projektleiter bei der EFK, in einem Mediengespräch die Empfehlung. Ob die Zubauziele mit Panels allein auf Dächern und an Fassaden erreicht werden könnten, hänge von der Entwicklung der Massnahmen an Gebäuden ab.

Die EFK rechnet vor, dass sich die Förderung von grossen Anlagen gemessen an der Leistung mehr auszahlt als jene für kleine. Seit der Einführung der Einspeiseverfügung ab 2014 haben diese rund 130'000 Solaranlagen erhalten, mit insgesamt 1,5 Milliarden Franken.

Etwas mehr als 127'000 dieser Anlagen leisten unter 100 Kilowatt. Die rund 3300 grösseren produzieren 0,89 Terawattstunden Strom im Jahr – rund ein Drittel der geförderten Jahresproduktion von 2,6 Terawattstunden. Von den Fördergeldern gingen knapp 400 Millionen Franken an grosse Anlagen.

Unterschied zwischen integrierten und angebauten Anlagen

Dass Panels bereits eher auf grössere als auf kleinere Dächer gebaut werden, ist laut EFK «positiv für die Wirtschaftlichkeit». Sie sieht aber substanzielles Sparpotenzial in der vermehrten Nutzung grosser anstatt kleiner Anlagen und empfiehlt, die Wirtschaftlichkeit der Einmalvergütung zu beobachten und transparent zu machen.

Die Empfehlung der EFK, bei der Einmalvergütung auf die Unterscheidung zwischen integrierten und angebauten Fotovoltaik-Anlagen zu verzichten und Ersteren weniger Beiträge zu gewähren, weist das BFE zurück und verweist auf die Ästhetik. Diese erhöhe die Akzeptanz von Solarmodulen.

sda/tgab