Strafverfahren läuft Zürcher Politiker soll alkoholisiert Auto gefahren sein – Rücktritt

Sven Ziegler

14.1.2025

FDP-Mann Martin Farner tritt aus der Geschäftsleitung des Kantonsrats zurück. (Archivbild)
FDP-Mann Martin Farner tritt aus der Geschäftsleitung des Kantonsrats zurück. (Archivbild)
KEYSTONE

Martin Farner zieht sich überraschend aus der Geschäftsleitung des Zürcher Kantonsrats zurück. Offiziell nennt die FDP gesundheitliche Gründe – doch ein Vorfall im Dezember könnte den Rücktritt beschleunigt haben.

Sven Ziegler

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Martin Farner gibt sein Amt als Vizepräsident des Zürcher Kantonsrats auf und verzichtet auf die Präsidentschaft 2025.
  • Ein Vorfall am 16. Dezember, bei dem Farner angeblich unter Alkoholeinfluss gefahren sein soll, führte zu einem Verfahren wegen Verkehrsregelverstössen.
  • Farners politisches Wirken endet abrupt.

Der Rücktritt von Martin Farner aus der Geschäftsleitung des Zürcher Kantonsrats markiert das abrupte Ende einer politischen Karriere, die mit grossen Ambitionen begann. Der langjährige Vizepräsident des Parlaments hätte im Mai 2025 das Amt des Kantonsratspräsidenten übernehmen sollen – ein traditioneller Höhepunkt für Politiker auf kantonaler Ebene.

Doch ein Vorfall vom 16. Dezember 2024 sowie gesundheitliche Probleme machen diesem Plan einen Strich durch die Rechnung. Das hat die NZZ recherchiert.

An diesem Tag verliess Farner während der Debatte über das Budget im Zürcher Kantonsrat plötzlich den Saal der Bullingerkirche. Laut einem Bericht von «Inside Paradeplatz» soll er an diesem Tag vor der Sitzung Alkohol konsumiert haben und anschliessend mit seinem Auto in die falsche Richtung durch eine Einbahnstrasse gefahren sein.

Ein anderer Parlamentarier erstattete Anzeige. Die Schwyzer Staatsanwaltschaft hat inzwischen ein Verfahren wegen des Verdachts auf Verstoss gegen das Strassenverkehrsgesetz eröffnet. Farner selbst äussert sich nicht zu den Vorwürfen, für ihn gilt die Unschuldsvermutung.

Gesundheitliche Probleme oder parteiinterne Spannungen?

Offiziell gibt die FDP gesundheitliche Gründe für Farners Rückzug an. Schon seit Monaten hatten Ratsmitglieder spekuliert, da Farner nach den Sommerferien häufig abwesend war. Er selbst hatte noch im Herbst betont, er sehe keinen Anlass, auf das Amt des Ratspräsidenten zu verzichten. Kritiker vermuten jedoch, dass der Vorfall vom 16. Dezember der eigentliche Grund für seinen Rücktritt war. Die FDP weist diese Darstellung zurück.

Farner war eine bekannte Figur in der Zürcher Politik. Als ehemaliger Gemeindepräsident von Oberstammheim und CEO eines grossen Agrarunternehmens galt er als gut vernetzt und beliebt, auch über Parteigrenzen hinweg. Doch der Sprung in ein höheres Amt blieb ihm verwehrt.

Seine Kandidaturen für den Regierungsrat und den Nationalrat scheiterten. Selbst der ersehnte Abschluss als Kantonsratspräsident bleibt ihm nun versagt.

Am 3. Januar verkündete die FDP Farners Rücktritt aus der Geschäftsleitung des Kantonsrats. In seinem Schreiben, das Ratspräsident Jürg Sulser verlas, begründet Farner seinen Schritt mit gesundheitlichen Problemen. Er kündigte jedoch an, weiterhin als Kantonsrat tätig bleiben zu wollen.