So feiern Auslandschweizer 1. August «Raclette ist der Hit» – «Ein ganz normaler Tag»

Carlotta Henggeler

1.8.2024

Kinder feiern den Schweizer Nationalfeiertag 2022 in Nyon VD. 
Kinder feiern den Schweizer Nationalfeiertag 2022 in Nyon VD. 
Keystone

Der 1. August ist für viele Schweizer ein besonderer Feiertag. Doch wie erleben ihn Auslandsschweizer*innen? Wir haben bei Auswanderern in Portugal, Island, Australien und Thailand nachgefragt.

Carlotta Henggeler

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • blue News Kolumnistin und Auswandererin Michelle de Oliveira feiert den 1. August in Portugal nicht und hat keine besondere Verbindung zum Schweizer Nationalfeiertag.
  • Steff Felix in Island feiert den 1. August in kleinem Rahmen mit Raclette-Käse, den er in seiner neuen Heimat vermisst.
  • Birgit Livesey in Australien feiert den 1. August nicht, vermisst jedoch die Schweizer Berge und das Bergpanorama von Interlaken.
  • Thailand-Auswanderer Martin Woodtli findet, «Feuer und Fondue in der warmen Regenzeit sind nicht zwingend nötig».

Michelle de Oliveira, blue News Kolumnistin, Portugal: «Hier ist der 1. August ein normaler Tag – so halten wir es auch»

Wie feiert ihr den 1. August?

Hier ist der 1. August ein ganz normaler Tag, und so halten wir es auch. Als wir noch in der Schweiz gelebt haben, haben wir den Nationalfeiertag schon etwas gefeiert, aber primär den freien Tag genossen. Dieser Tag hatte für mich nie eine besondere Bedeutung.

Gibt es in eurer Gegend eine Schweizer Gemeinschaft, die zusammenkommt, um den Nationalfeiertag zu feiern?

Nicht, dass ich wüsste, zumindest in der Gegend, in der ich lebe. Ich kann mir vorstellen, dass es so etwas aber in Lissabon gibt.

Nimmst du an besonderen Veranstaltungen oder Feiern teil, die von Schweizer Botschaften oder Konsulaten organisiert werden?

Bisher noch nie. Aber gerade erst vor Kurzem war ich in Lissabon auf der Schweizer Botschaft, weil meine Kinder neue Pässe benötigten. Es war richtig schön, bei einem behördlichen Gang wieder einmal Schweizerdeutsch zu reden. Und alles war pünktlich und ging extrem schnell.

Wie erlebst du die Verbundenheit zu deiner Heimat und deinen Wurzeln am 1. August?

Am 1. August nicht anders als anderen Tagen. Ich habe immer wieder mal Heimweh, aber das kommt meist unerwartet und ist nicht an bestimmte Daten oder Ereignisse gebunden.

Vermisst du als Auslandsschweizerin deine Heimat noch stark?

Ich habe ja zum Glück die Möglichkeit, regelmässig in der Schweiz zu sein, etwa zwei- bis dreimal pro Jahr. Das geniesse ich immer sehr. Aber natürlich fehlen mir manche Dinge. Am meisten vermisse ich meine Familie, meine Freunde und das Schlendern durch Zürich an heissen Sommertagen. Und – so klischiert es klingt – die Pünktlichkeit!

Kolumnistin und Journalistin Michelle de Oliveira ist mit ihrer Familie nach Portugal ausgewandert, der Heimat ihres Mannes.


Steff Felix, Besitzer der Hengifoss Lodge in Brekkugerdishús bei Egilsstaðir, Island: «Raclette zum 1. August ist der Hit!»

Feiert ihr in Island den 1. August?

Wir feiern den 1. August in einem kleineren Rahmen, da wir mitten in der Feriensaison stecken. Da läuft gerade sehr viel bei uns in der Lodge. 

Wie feiert ihr?

Dieses Jahr haben uns Feriengäste aus der Schweiz Raclette-Käse mitgebracht. Dieses Jahr feiern wir den 1. August also mit Raclette-Käse, ein paar Kerzli und Schweizer Gäste. Der Raclette-Käse zum 1. August ist der Hit. Meine Frau Isa und ich lieben Raclette! In der Schweiz haben wir ihn fast rund ums Jahr gegessen. Leider gibt es den in Island nicht zu kaufen.

Feuerwerk werden wir keines zünden, da es bei uns in Island bis spätabends taghell ist und man nichts sehen würde.

Wir haben auch schon den isländischen Nationalfeiertag gefeiert. Dieser wird am 17. Juni zelebriert. In Island trifft man sich dabei traditionellerweise zum Grillieren. Den Isländern ist es wichtig, diesen Tag mit ihren Familien und Freunden zu verbringen. Es ist ein informeller und gemütlicher Anlass, der Gemeinderat hat eine kleine Rede gehalten. 

Was fehlt euch aus der Schweiz am meisten?

Aus der Schweiz fehlt uns – ausser Familie und Freunden – vor allem Raclette-Käse, den lieben wir heiss. Und andere Spezialitäten. Kürzlich hat uns ein Gast eine Bündner Nusstorte geschenkt. Das war sooo fein. Sonst fühlen wir uns hier in Island sehr glücklich und angekommen. 

Isabelle und Steff Felix führen die Hengifosslodge Lodge in der Nähe von Egilsstaðir in Island.


Birgit Livesey lebt mit ihrem australischen Mann in der Nähe von Melbourne, Australien: «Wir feiern nicht»

Feiert ihr den Nationalfeiertag?

Nein, wir feiern ihn nicht. In unserer Nähe leben einige Schweizer*innen, ich habe aber den Kontakt zu ihnen verloren. 

Zudem ist es hier gerade bitterkalt, das hilft auch nicht gerade. Bei uns ist es Winter, wir haben aktuell 10 Grad.

Vermisst du als Auslandsschweizerin deine Heimat noch stark?

Ja, manchmal schon. Ich vermisse meine Familie, meine Freunde und vor allem die Berge. Ich bin in Zürich aufgewachsen, habe aber Wurzeln in Ringgenberg bei Interlaken. Das Bergpanorama, den See, das vermisse ich schon. 

Birgit Livesey ist Unternehmerin und Podcasterin. Sie lebt mit ihrem australischen Mann in der Nähe von Melbourne.


Martin Woodtli, Gründer der Wohngemeinschaft Baan Kamlangchay für demenzkranke Gäste in Thailand: «Feuer und Fondue in der Regenzeit sind nicht nötig»

Feiern Sie den 1. August in Thailand?

Nachdem ich nun mehr als 20 Jahre als Auslandschweizer im Norden Thailands wohne und arbeite, habe ich mir angewöhnt, an diesem «denkwürdigen» 1. Augusttag kein schlechtes Gewissen zu bekommen, wenn ich an gar keiner Feier mitmache oder auch keine veranstalte.

Feuer und Fondue in der warmen Regenzeit sind nicht zwingend nötig. Mit unseren demenzkranken Gästen machen wir aber letzteres oder Rösti mit Bratwurst hie und da gern.

Und für amüsante Volksfeste und Rituale haben wir eigentlich genügend Zugang zur lokalen Bevölkerung hier vor Ort.

Gibt es in Ihrer Gegend eine Schweizer Gemeinschaft, die den Nationaltag zelebriert?

Ja, das gibt es schon. Die Swiss Lanna Society feiert immer kräftig und enthusiastisch den 1. August und das hat ja durchaus auch seine Berechtigung.

Wie erleben Sie Ihre Verbundenheit mit Ihrer Heimat und Ihre Schweizer Wurzeln am 1. August?

Ich erlebe die Verbundenheit eher während meiner regelmässigen Besuche in der Schweiz.

Was vermissen Sie aus der Schweiz?

Da gibt es ein paar Sachen: kreatives Theater in den Schweizer Städten, pünktliche Zugfahrten, die unglaublich grosse Filmauswahl in den Kinos und überhaupt die Kunst. Dann natürlich die Berge und die damit verbundenen unglaublich schönen Wanderungen!

Martin Woodtli ist der Gründer der Wohngemeinschaft Baan Kamlangchay in Chiang Mai. Demenzkranke Gäste werden in einer thailändischen Dorfgemeinschaft integriert und betreut.


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