Rütlischwur, Reden, FeuerwerkeWas feiert die Schweiz am 1. August? 7 Fragen und 1 Bonus
SDA/dor
1.8.2024 - 12:48
So vielsprachig ist Bundespräsident Alain Berset
Alain Berset macht mit seinem Sprachtalent auf sich aufmerksam. Die Rede zum 1. August hält er auf verschiedenen Sprachen. Darunter alle Landessprachen aber auch portugiesisch und spanisch.
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Was feiert die Schweiz am 1. August genau? Und warum ausgerechnet an diesem Tag? Was bedeuten die Höhenfeuer, und warum gibt es in diesem Jahr einen besonderen Grund zum Feiern? Fragen und Antworten zum Schweizer Nationalfeiertag.
01.08.2024, 12:48
SDA/dor
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Was feiert die Schweiz am heutigen 1. August genau?
Warum feiert sie ausgerechnet an diesem Tag?
Was bedeuten die Höhenfeuer, und warum gibt es in diesem Jahr einen besonderen Grund zum Feiern?
Wir geben Fragen und Antworten zum Schweizer Nationalfeiertag.
Am Bundesfeiertag zelebriert das Land die Gründung der Schweiz. Der 1. August als traditioneller Nationalfeiertag ist allerdings wesentlich jünger als die Eidgenossenschaft. Das Datum wurde einst vom Bundesrat beschlossen. 1891 hatte die Regierung die Idee, Helvetias 600. Geburtstag mit einem Bundesfeiertag zu zelebrieren.
Die Schweiz war im 19. Jahrhundert eines der letzten Länder ohne Nationalfeiertag. Der Bundesrat legte das Datum für eine «würdige nationale 600-Jahr-Feier» auf den 1. August fest. Der Bundesfeiertag wurde jedoch nach der erstmaligen Durchführung erst 1899 offiziell eingeführt und seither jährlich gefeiert.
Der Bundesbrief von 1291, der gemeinhin als ältestes Verfassungsdokument der Schweiz gilt, wird seit dem 19. Jahrhundert offiziell für eine Art Gründungsurkunde der Schweizerischen Eidgenossenschaft gehalten. Der Bundesbrief ist auf «Anfang August 1291» datiert.
Der Vertrag, der die Talschaften Uri, Schwyz und Unterwalden erwähnt, ist alles andere als eine moderne Verfassung. Es ist ein Patchwork von Texten. Er enthält Elemente aus dem öffentlichen Recht, dem Straf- und dem Zivilrecht sowie dem internationalen Recht, aus der Betrugsverfolgung und der Rechtshilfe. Betont wird darin die Autonomie der Justiz: Die Waldstätten wollten keine fremden Richter.
Ist der 1. August unbestritten?
Die bundesrätliche Idee, 1891 Helvetias 600. Geburtstag zu feiern, sorgte zu Beginn für Verwirrung und Kontroversen. Denn damals war nicht der 1. August 1291 sondern der 7. November 1307 das populäre Gründungsdatum der Eidgenossenschaft. Mit diesem Datum – gemäss der Überlieferung am «Mittwoch vor Martini» – hatte im 16. Jahrhundert der humanistische Gelehrte Aegidius Tschudi den sogenannten Rütlischwur versehen.
Die Urner erwiesen sich in dieser Frage als hartnäckige Dickköpfe: Sie meisselten noch vier Jahre nach der ersten Bundesfeier 1891 «1307» als Gründungsdatum auf das Altdorfer Telldenkmal und feierten 1907 ein zweites 600-Jahr-Jubiläum.
Von den alten Römern bis MTV: 1. August – nicht nur für die Schweiz ein Datum der Extraklasse
Wir Schweizer*innen gedenken am Nationalfeiertag der Gründung der Eidgenossenschaft. Dabei hat der 1. August im Laufe der Geschichte eine Vielzahl noch ganz anderer bemerkenswerter Ereignisse hervorgebracht.
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Was ist der Rütlischwur?
Der Rütlischwur gilt als Gründungslegende der Schweiz. Männer aus den Kantonen Uri, Schwyz und Unterwalden besiegelten einen ewigen Bund, in dem sie sich gegenseitige Hilfe und Unterstützung gelobten. Geheimer Treffpunkt der Verschwörer war das Rütli, eine Wiese oberhalb des Vierwaldstättersees.
Das Bündnis war vor allem gegen die Habsburger gerichtet, die zu jener Zeit ihren Einfluss auf die Gebiete am Zugang zum Gotthard zu verstärken suchten. Der Eid der Genossen – der Schwur – zu gegenseitigem Beistand gilt als Begründung der Alten Eidgenossenschaft.
Was sagt die Forschung?
Heute geht die Forschung nicht mehr von einem punktuellen Gründungsdatum aus, sondern von einer allmählichen Herausbildung des schweizerischen Staatsgebildes. Der Bundesbrief von 1291 wird als Besiegelung eines Bündnisses betrachtet, wie es damals viele ähnliche gab.
Dass in den 1880er-Jahren der 1. August als neuer «Geburtstag» in den Vordergrund rückte, hatte gemäss Historiker Urs Altermatt politische Gründe: Die Schweiz habe ein halbes Jahrhundert nach Gründung des Bundesstaats eine Ideologie gebraucht, welche die konservative und die liberale Schweiz versöhnte. Als Geburtsstunde der Eidgenossenschaft habe man lieber eine rechtlich vollzogene Staatsgründung als eine revolutionäre Verschwörung angenommen, argumentierte Historiker Georg Kreis.
Der 1. August wird in der ganzen Schweiz traditionell mit Feiern, Festreden, Musik, Höhenfeuern und Feuerwerken gefeiert. Bundesrätinnen und Bundesräte halten Ansprachen, ebenso wie Prominente aus Politik, Wirtschaft und Kultur. Die Feuer erinnern an die Vertreibung der fremden Vögte im 14. Jahrhundert, die auf diese Art signalisiert worden sein soll.
Öffentliche und private Gebäude sind mit Schweizer-, Kantons- und Gemeindefahnen geschmückt. Der Bundesrat forderte die Kantone ab dem Jahr 1899 auf, jeweils am Abend des 1. August die Glocken läuten zu lassen.
Wie wurde der 1. August zum arbeitsfreien Tag?
Vorerst war der 1. August ein normaler Arbeitstag. Erst seit 1994 gilt der Bundesfeiertag als arbeitsfreier Tag. Im Jahr zuvor hatten sich bei einer Volksabstimmung 83,8 Prozent hinter eine Initiative der Schweizer Demokraten (SD) gestellt.
Am 26. September 1993 stimmten gut 1,5 Millionen Bürgerinnen und Bürger für die 1.-August-Initiative, nur gut 300'000 wollten den Bundesfeiertag lieber als normalen Arbeitstag behalten.
Die erste Demokratie in Europa
Übrigens: Aus der alten Eidgenossenschaft wurde am 12. September 1848 ein Bundesstaat und damit die erste Demokratie in Europa seit der Antike.
Die wichtigsten Pfeiler der Schweizer Verfassung waren:
der Bundesrat als Exekutive
die Bundesversammlung mit ihren zwei Kammern National- und Ständerat
das Prinzip der Gewaltentrennung
die föderalistische Aufgabenteilung zwischen Bund und Kantonen
freie Wahlen
die wesentlichen Grundrechte für Bürgerinnen und Bürger.