In den letzten Tagen vor der Wahl organisieren sich Anhänger des ehemaligen Präsidenten Donald Trump verstärkt, um als Wahlbeobachter in demokratischen Hochburgen aktiv zu werden und das Wahlsystem infrage zu stellen.
Auf Telegram kursieren Nachrichten und Bilder bewaffneter Männer, die ihre «Rechte» verteidigen, um Unterstützer zu gewinnen, wie die «New York Times» berichtet. Einige Postings fordern zu Widerstand und Waffengewalt auf, falls Trump die Wahl nicht gewinnen sollte.
«Der Tag naht, an dem Zaudern keine Option mehr sein wird,» heisst es in einem Post der sogenannten Proud Boys, der rechtsextremen Gruppe, die beim Sturm auf das Kapitol im Januar 2021 eine zentrale Rolle spielte. In einem Kanal einer Gruppierung in Ohio hiess es weiter: «Entweder schliesst man sich dem Widerstand an oder akzeptiert die Tyrannei.»
Eine Analyse der «Times», die mehr als eine Million Nachrichten aus rund 50 Telegram-Kanälen untersuchte, zeigt ein weit verzweigtes Netzwerk, das die Glaubwürdigkeit der Wahl erschüttern und das Wahlergebnis potenziell anfechten will. Viele der Kanäle entstanden nach den Wahlen 2020 und haben seitdem an Reichweite und Organisationstalent gewonnen.
Telegram will strenger moderieren
Telegram, die Plattform mit fast einer Milliarde Nutzern, hat sich zu einem wichtigen Instrument für rechte Gruppen entwickelt. Katherine Keneally, ehemalige Analystin des New York Police Department, betont gegenüber der Zeitung, dass die Aktivitäten auf Telegram ernst genommen werden sollten: «Telegram ist oft zentral für die Offline-Organisation solcher Gruppen.»
Diese Kanäle verbreiten Desinformationen und zeigen Aufrufe zu Aktivitäten wie der Teilnahme an Wahlkomitees oder dem Melden vermeintlicher Wahlbetrugsfälle. Laut einer Erklärung von Telegram hat das Unternehmen die Inhalte strenger moderiert und arbeitet mit den Behörden zusammen, um «kriminelle Inhalte» zu entfernen.
Doch die Plattform bleibt eine wichtige Anlaufstelle für rechte Gruppen. Die Proud Boys und andere Extremistengruppen nutzen Telegram weiterhin, um Zweifel am Wahlsystem zu säen, gewaltbereite Anhänger zu rekrutieren und Pläne für den Wahltag zu schmieden.
Deutlich mehr Gewaltaufrufe
In New Hampshire, so heisst es in dem Bericht etwa, wies ein Telegram-Kanal die Menschen an, lokale Beamte persönlich über die Auszählung der Briefwahlstimmen zu befragen. In Georgia wurden die Anhänger eines lokalen Telegram-Kanals aufgefordert, an Sitzungen des Wahlvorstands teilzunehmen und sich für eine Begrenzung der Briefwahl einzusetzen.
Insgesamt hat die «New York Times» allein in den letzten Tagen über 4000 verschiedene Einträge gefunden, welche die Menschen zur persönlichen Überwachung der Wahlvorgänge aufruft. Auch Aufrufe zur Gewalt hätten sich vervielfacht, in den letzten Tagen seien «mehrere hundert» solcher Botschaften aufgetaucht.
Auch in New Mexico haben sich rechte Gruppierungen in den sozialen Medien breit gemacht. Hier wurden die Menschen aufgefordert, die Wahllokale mit Kameras zu überwachen, gegebenenfalls Anzeigen bei der Polizei einzureichen und bereit zu sein, «wie der Teufel zu kämpfen». «Wenn du dich jemals gefragt hast: ‹Was kann ich tun?›, dann ist dies deine Chance.»