«Tatort» im Check Ist eine KI als Mörderin wirklich möglich?

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10.11.2024

Der «Tatort: Borowski und das ewige Meer» erzählt von jungen Umweltaktivisten, die in der Ostsee Selbstmord begehen. Oder ist es Mord? Erst spät im Film kommt der Twist: Eine KI, getarnt als Umweltinfluencerin, schickt die jungen Leute in den Tod. Ist das möglich?

Julian Weinberger

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Tote Umweltaktivisten halten im neuen Kieler «Tatort: Borowski und das ewige Meer» das Ermittler-Duo Borowski (Axel Milberg) und Sahin (Almila Bagriacik) auf Trab.
  • Im Zentrum der Ermittlungen steht eine Umweltinfluencerin, die sich im Laufe des Krimis als KI entpuppt.
  • Dass eine KI tatsächlich einen Menschen aus eigener Kraft töten kann, zweifeln Experten an.

Filme über die Gefahren Künstlicher Intelligenz gibt es schon lange. Durch die rasante technische Entwicklung kommen Szenarien älterer Science-Fiction-Filme mittlerweile jedoch realistischer vor.

Im «Tatort: Borowski und das ewige Meer» gibt es nach der Mitte des Films einen ziemlich kühnen Twist: Eine mysteriöse Umweltinfluencerin, die junge Leute in den Tod schickt, entpuppt sich mitnichten als Mörder aus Fleisch und Blut, sondern als rehäugige KI.

Wer spielte das todessehnsüchtige Digitalwesen und wäre es tatsächlich denkbar, dass ein Szenario wie im «Tatort» auch in der Realität stattfindet? Kann eine KI überhaupt töten?

Worum geht es im «Tatort»?

Gibt es in Kiel Morde an jungen Umweltaktivisten? Immer mehr von ihnen treiben tot in der Ostsee. Anfangs glauben Klaus Borowski (Axel Milberg) und Mila Sahin (Almila Bagriacik) noch an eine Beziehungstat und haben den Freund (Jonathan Berlin) der ersten Toten im Visier.

Doch mit jedem neuen Opfer weitet sich der Betrachtungswinkel. Borowski freundet sich «undercover» mit der 18-jährigen Leonie (Johanna Götting) an, denn unter den Aktivisten spricht man nicht gerne mit der Polizei.

Für das hochintelligente, doch verzweifelte Mädchen entwickelt der Polizist, selbst Vater einer entfremdeten Tochter, bald elterliche Gefühle. Derweil kümmert sich Sahin mit Forensikerin Paula Rinck (Thea Ehre) um die digitale Welt:

Alle Toten haben vor dem Ableben ihr Handy im gleichen Recyclinghof abgegeben – und sie standen in Kontakt mit Umweltinfluencerin Zenaida (Milena Tscharntke). Der Weg zu ihr führt über die bei ihrer Grossmutter (Tatja Seibt) lebende Programmiererin und Aktivistin Sofia (Pauline Fusban).

Worum geht es wirklich?

Die vor allem vom Stuttgarter Revier bekannten Drehbuchautoren Katharina Adler und Rudi Gaul («Tatort: Videobeweis») erzählen von traurigen jungen Menschen, die sich dem Klimawandel bereits mit ziemlicher Verzweiflung entgegenstemmen. Die Welt der Aktivisten wird von jener der Älteren völlig isoliert dargestellt.

Während Boomer und Generation X weiterhin die Zeichen der (End-)Zeit ignorieren, suchen die Jüngeren längst nach radikalen Lösungen für Probleme, die zu gross erscheinen, um noch abwarten zu können.

Nach jenem Plot-Twist, dass die Umweltinfluencerin eigentlich eine KI ist, kommen final noch zwei neue Themen in den «Tatort» hinein: Wie gefährlich sind – eventuell sogar künstliche – Influencer? Und: Kann eine KI tatsächlich töten?

Kann eine KI tatsächlich töten?

Viele Experten halten dies für unmöglich, weil Künstliche Intelligenzen keinen eigenen Willen besitzen. Es liegt auch nicht in ihrem Bestreben, einen solchen zu entwickeln. Worin KIs allerdings sehr gut sind: Sie sammeln und verarbeiten im Rekordtempo Daten, die ihnen dabei helfen, komplexe Aufgaben zu lösen.

Sollte eine mächtige KI den Auftrag erhalten, beispielsweise den Klimawandel zu stoppen, könnte sie – theoretisch – auch zu radikalen Massnahmen greifen, wie zum Beispiel Menschen – Verursacher des Klimawandels – Schaden zuzufügen.

Überhaupt warnen kritische KI-Experten vor Systemen, die der Mensch in ihrer Entscheidungsfindung nicht mehr durchschauen kann. Zum Beispiel, wenn es darum geht, Waffensysteme – unter Zeitdruck – einzusetzen oder nicht. In Sci-Fi-Szenarien verbirgt sich hinter der bösen KI oft eine sogenannte «Artificial General Intelligence».

Damit ist eine künstliche Struktur gemeint, die sämtliche menschlichen Eigenschaften wie Kreativität, Empfindungsvermögen, Selbstbewusstsein und Bewusstsein erfahren kann. Forscher sind sich 2024 immer noch uneins, ob es so etwas jemals geben wird.

Wer spielte die todesverführerische KI?

Die mysteriöse Umweltinfluencerin Zenaida, später entlarvt als von einer KI generiert, wird von Milena Tscharntke gespielt. Die 28-jährige Hamburgerin ist die Tochter von Schauspielerin Andrea Lüdke, die von 1995 bis 1997 die Streifenpolizistin Tanja König an der Seite Jan Fedders im «Grossstadtrevier» spielte. 2018 war sie in der ARD-Telenovela «Rote Rosen» in der Rolle der Eva Pasch zu sehen.

Mittlerweile ist aber ihre Tochter Milena Tscharntke ziemlich am Durchstarten: nicht nur im aktuellen Borowski-«Tatort», sondern auch in der Sky-Serie «Turmschatten» (ab 15. November) mit Heiner Lauterbach. In der Verfilmung des Politthriller-Bestsellers verkörpert sie eine junge Bewährungshelferin, die emotionale Nähe zu einem aus der Haft entlassenen Neonazi aufbaut.

Tscharntkes bislang wichtigste Rolle liegt jedoch schon etwas zurück: Sie war Titelfigur des 2019 für einen Grimme-Preis nominierten Vergewaltigungsdramas «Alles Isy», das 2018 im Ersten als viel beachteter Mittwochsfilm lief.

Welche KI-Filme sollte man kennen?

Als erster KI-Film der Geschichte gilt «Metropolis» (Fritz Lang, 1927). Darin verkörpert der Maschinenmensch «Maria» den ersten Roboter der Filmgeschichte.

Der nächste grosse Meilenstein war «2001: Odyssee im Weltraum» (1968) von Stanley Kubrick, in dem der körperlose Roboter HAL 9000 sich gegen die Besatzung einer Raumfahrtmission wendet. Später kamen Filme hinzu, die die Frage stellen: Was macht eigentlich menschliches Leben aus – und unterscheidet es sich vom künstlichen?

Filme wie «Blade Runner» (Ridley Scott, 1982), «A.I. – Künstliche Intelligenz» (Steven Spielberg, 2001), «Her» (Spike Jonze, 2013), «Ex Machina» (Alex Garland, 2014) oder «Creator» (Gareth Edwards, 2023) lohnen das Ansehen.

Darüber hinaus arbeiten zahllose Science-Fiction-Filme mit dem Narrativ, «denkende Maschinen» hätten sich gegen ihre Schöpfer gewendet – und die Menschheit zumindest in Teilen vernichtet. Das bekannteste Franchise, welches mit dieser Idee arbeitet, sind die «Terminator»-Erzählungen.

Wie geht es beim Kieler «Tatort» weiter?

Noch zweimal wird man Axel Milberg in der Rolle des «Tatort»-Kommissars Klaus Borowski erleben. Dann kommt die bereits lange angekündigte Ermittler-Rente: Die Folgen «Tatort: Borowski und das hungrige Herz» und zum Abschluss «Tatort: Borowski und das Haupt der Medusa» werden 2025 im Ersten laufen.

Almila Bagriacik bleibt dem Krimistandort Kiel als Mila Sahin erhalten. Ihre neue Kollegin und Milberg-Nachfolgerin wird Karoline Schuch («Katharina Luther»).


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