Trotz Corona war auch das Sportjahr 2020 ereignisreich. «Blue Sport» präsentiert die zehn schönsten Geschichten und grössten Erfolge der letzten zwölf Monate.
Vor dem Auftakt des US Masters in Augusta zeigt Mitfavorit Jon Rahm im Training einen Golfschlag wie von einem anderen Stern – und fasziniert die Golf-Fans rund um den Planeten.
Auch Dominic Thiem hätte sich einen Platz in dieser Liste verdient. Der Österreicher wurde an den US Open zum ersten Grand-Slam-Sieger seit 2016, der weder Roger Federer, Rafael Nadal oder Novak Djokovic heisst. Weil Federer und Nadal aber gar nicht angetreten waren und Djokovic disqualifiziert wurde, widmen wir Platz 9 nicht Thiem, sondern dem Tennis-Weltmeister Daniil Medvedev. Dieser schaffte an den ATP Finals Historisches: Als erster Spieler überhaupt schaffte er es, beim Saisonfinale sowohl die Weltnummer 1 als auch 2 und 3 zu besiegen.
Bewegende Momente im November auf dem roten Ironman-Teppich. Der 21 Jahre alte Amerikaner Chris Nikic absolviert als erster einen Ironman mit einem Down-Syndrom. Er hat es gezeigt: Kein Ziel ist zu hoch. Er schafft es auch ins Guinness-Buch der Rekorde.
Am 11. Oktober feiert Lewis Hamilton auf dem Nürburgring seinen 91. Formel-1-Sieg, der Rekord von Michael Schumacher ist damit eingestellt. Dessen Sohn Mick überreicht dem sichtbar gerührten und ergriffenen Mercedes-Piloten nach dem Rennen einen roten Rennhelm der berühmten Motorsport-Ikone. «Das ist unglaublich. Ich werde eine Weile brauchen, um das zu realisieren. Ich habe grossen Respekt vor Michael», sagt Hamilton danach. Wenige Wochen später macht er seinen siebten WM-Titel perfekt und egalisiert damit einen weiteren Schumi-Rekord.
Beinahe erlebt die Formel 1 in diesem Jahr eine Tragödie. Beim GP von Bahrain geht der Bolide von Haas-Pilot Romain Grosjean in Flammen auf – es folgen bange Momente. Dann kann sich der Genfer doch noch aus eigener Kraft aus der Feuer-Hölle retten und zieht sich wie durch ein Wunder keine schwereren Verletzungen zu. «Ich habe den Tod kommen sehen», sagt Grosjean einige Tage nach dem Crash.
Er nimmt selten ein Blatt vor den Mund, leistet sich immer wieder gerne einen Skandal und legt sich hin und wieder auch mit den Fans an – mit seiner exzentrischen Art gehörte Nick Kyrgios lange nicht zu den beliebtesten Tennisspielern der Welt. Im vergangenen Jahr hat sich dies ein wenig geändert. Anfang Jahr lanciert der Australier eine grosse Spendenaktion für die vielen Opfer der Buschbrände in seiner Heimat. Und in der Corona-Zeit, wo der eine oder andere Tennisstar mit unüberlegten Aktionen für Kopfschütteln sorgt, bietet sich Kyrgios sogar als «Pöstler» an und liefert Einkäufe für Bedürftige nach Hause.
Einen grossen Meilenstein erreicht im Corona-Jahr 2020 Rafael Nadal. Er gewinnt die French Open in Paris zum 13. Mal und schliesst in Sachen Grand-Slam-Siege zu Rekordmann Roger Federer auf. Federer gehört dann auch zu den ersten Gratulanten: «Ich hatte schon immer allergrössten Respekt für meinen Freund Rafa als Person und als Champion. Als mein grösster Rivale über so viele Jahre haben wir uns gegenseitig zu besseren Spielern gemacht. Für mich ist es eine grosse Ehre, ihm zum 20. Grand-Slam-Titel zu gratulieren. (...) Ich hoffe, 20 ist nur ein Schritt auf dem weiteren Weg von uns beiden. Gut gemacht, Rafa. Du verdienst es.»
Zugegeben: Als Hansi Cheftrainer der Bayern wurde, war noch 2019 und Corona noch ganz weit weg. Doch zu welcher Übermacht Flick die Münchner seit seinem Amtsantritt am 3. November 2019 geformt hat, ist einfach sagenhaft. Champions League, Bundesliga, Pokal, UEFA Supercup, deutscher Supercup – alles haben die Bayern 2020 gewonnen. 50 Siege, 5 Remis, 3 Niederlagen – keine schlechte Bilanz für einen Trainer, der zuvor nie ein Profiteam gecoacht hat und vor einem Jahr eigentlich nur als Interimslösung für den geschassten Niko Kovac vorgestellt wurde. Zur grossen Überraschung musste sich Flick bei der FIFA-Welttrainer-Wahl mit Platz 2 genügen. Nicht nur für Bayern-Fans absolut unverständlich.
Im März war es endlich so weit: Die Schweiz war nach 31 Jahren wieder die Skination Nummer 1. Beat Feuz, Corinne Suter und Co. beendeten die unglaubliche Serie der Österreicher, die im Nationenranking zuvor seit 1989 immer triumphiert hatten. Weil die letzten Rennen abgesagt werden mussten, konnte leider keine grosse Nationencup-Party gefeiert werden. Deshalb erhält der Triumph der Schweizer Ski-Asse hier noch einmal eine ganz besondere Erwähnung.
Neben Corona wühlte auch das Thema Rassismus den Sport in diesem Jahr auf wie wohl noch nie zuvor. Die «Black Lives Matter»-Bewegung fand zahlreiche Botschafter und Sprachrohre. In der Formel 1, im Tennis, im Fussball – bis heute gehen die Sportstars auf der ganzen Welt in die Knie, heben die Faust oder beziehen Stellung im Kampf gegen Rassismus.
Und es bleibt nicht nur bei symbolischen Botschaften und Kniefällen. Am letzten Spieltag der Champions-League-Gruppenphase kommt es in Paris zu einem Eklat, als ein Schiedsrichter offenbar rassistische Äusserungen von sich gibt. Die Spieler von PSG und Basaksehir verlassen schliesslich gemeinsam den Platz und sorgen so für den Spielabbruch eines Spiels in der Königsklasse.
Manch einer fand die Reaktion der Spieler übertrieben. Doch sie war auf jeden Fall zu hundert Prozent richtig und lässt uns hoffen, dass künftig auch weitere Teams und Sportstars beim kleinsten Anzeichen von Rassismus bereit sind, klare Kante zu zeigen.