Trotz, oder gerade wegen Corona sorgten im Jahr 2020 einige Sportstars auch für Negativschlagzeilen. «Blue Sport» präsentiert die zehn grössten Flops der letzten zwölf Monate.
Interna, die an die Öffentlichkeit gelangen, der Lohnstreik der Spieler, das Chaos um Trainer Marcel Koller und die Missgunst der Fans gegenüber der Klubführung – der FC Basel sorgte in diesem Jahr für viel Theater. Sportlich konnten die Bebbi mit dem Einzug in die Europa-League-Viertelfinals zwar ein Ausrufezeichen setzen, die nationalen Titel musste der FCB aber wieder den Young Boys überlassen. Der Start in die neue Saison lässt nicht vermuten, dass sich daran im kommenden Jahr etwas ändern wird. Und diesmal gibt es auch keinen Europacup, bei dem die Basler noch einen Lichtblick setzen könnten.
Im ersten Spiel nach Wiederaufnahme des Spielbetriebs in der Premier League ereignete sich ein handfester Skandal. Örjan Nyland, der Goalie von Aston Villa, konnte im Spiel gegen Sheffield den Ball nach einer Flanke erst festhalten, als das Spielgerät die Torlinie bereits überquert hatte. Ein reguläres Tor also, doch die (Torlinien-)Technik streikte und zeigte dem Schiedsrichter nicht an, dass der Ball drin war. Auch der VAR schaltete sich nicht ein, obwohl die TV-Bilder klar bewiesen, dass der Ball im vollen Umfang hinter der Linie war.
Das Spiel endete 0:0 – ein Punktgewinn, der für Aston Villa am Ende goldwert war. Mit einem Punkt mehr (und dem schlechteren Torverhältnis) als Bournemouth blieb Villa über dem Strich und schaffte den Ligaerhalt, Bournemouth stieg ab.
Als im März klar wurde, dass die Fussball-Saison bis auf Weiteres unterbrochen werden muss, war Sion-Präsident Christian Constantin einer der Ersten, der seine Spieler dazu aufforderte, Kurzarbeit zu leisten und auf Teile ihres Lohnes zu verzichten. Weil acht Profis zögerten und nicht sofort ihr Einverständnis gaben, machte Constantin kurzen Prozess und kündigte acht Top-Verdienern fristlos. Aus «guten Gründen» und «wegen höherer Gewalt», wie er verlauten liess. Was folgte war ein langes Hin- und Her. Mit dem einen oder anderen Spieler konnte schliesslich eine Einigung gefunden werden, andere wie Seydou Doumbia und Johan Djourou kehrten nicht zurück und traten Monate später noch nach.
Wie viel einige Sportler für ihren Ehrgeiz aufs Spiel setzen, zeigte ein furchterregender Vorfall bei der Polen-Rundfahrt im August. Beim Zielsprint der ersten Etappe wurde Fabio Jakobsen bei extrem hoher Geschwindigkeit von seinem holländischen Landsmann Dylan Groenewegen abgedrängt und krachte in die Absperrgitter – regungslos blieb er liegen, das Schlimmste musste befürchtet werden.
Zwei Tage lang lag Jakobsen nach seinem fürchterlichen Sturz und einer fünfstündigen Operation im künstlichen Koma. Er erlitt ein Schädel-Hirn-Trauma und mehrere Knochenbrüche, verlor alle Zähne und muss sich nun das Gesicht rekonstruieren lassen. Bis der 24-Jährige wieder Rennen fahren kann, wird es wohl noch eine Weile dauern. In erster Linie wird Jakobsen aber froh sein, überhaupt noch am leben zu sein. Und Groenewegen? Der wird bis im Mai 2021 aus dem Verkehr gezogen.
Groenewegen vs. Jakobsen... #tourofpoland pic.twitter.com/0cQWxcswzV
— Ties van Dooren (@Tiesio) August 5, 2020
Drei Unentschieden und vier Niederlagen in sieben Spielen – das Jahr 2020 war für die Schweizer Nati alles andere als berauschend. Den Abstieg aus der Nations League A konnte das Team von Vladimir Petkovic dennoch abwenden, weil es gar nicht erst zum entscheidenden «Final» gegen die Ukraine kam. Wegen mehreren positiven Coronatests bei den Gästen schickte der Luzerner Kantonsarzt die komplette Delegation der Ukrainer in Quarantäne.
Die UEFA entschied daraufhin, den Schweizern die drei Punkte zuzusprechen und die Nati damit vor dem Abstieg zu bewahren. Obwohl die nächsten Nations-League-Spiele erst im Juni 2022 ausgetragen werden. Für ein Nachholspiel in einem so wichtigen Spiel wäre also noch genügend Zeit gewesen. Die Ukraine hat mittlerweile beim CAS gegen das Urteil der UEFA Rekurs eingelegt.
Rudy Gobert nahm die Sache mit Corona im März nicht ganz so ernst und versuchte nach einer Pressekonferenz lustig zu sein. Der Center der Utah Jazz berührte demonstrativ kurz alle die vor ihm auf dem Tisch liegenden Mikrofone und Handys von Journalisten. Die Quittung folgte nur wenige Tage später: Gobert hatte sich mit dem Virus infiziert und Corona möglicherweise mit seinem unüberlegten «Scherz» weiterverbreitet.
Novak Djokovic ging in Absenz von Roger Federer und Rafael Nadal als grosser Favorit ins erste Grand-Slam-Turnier nach der Coronapause, doch die US Open endeten für die serbische Weltnummer 1 bereits im Achtelfinal. Nicht, weil ein anderer Spieler zu stark war, sondern weil Djokovic für einen kleinen Moment die Beherrschung verlor. Nach einem Fehler schmetterte er den Ball wuchtig durch die Luft – und traf dabei eine Linienrichterin am Hals. Natürlich war das keine Absicht, doch die Regeln sind klar: Für sein Fehlverhalten muss Djokovic vom Turnier ausgeschlossen werden. So kam es dann auch.
Lionel Messi bei einem anderen Klub spielen zu sehen als beim FC Barcelona war lange Zeit unvorstellbar. Im Sommer kam es dann aber beinahe zum überraschenden Abgang. Nach der 2:8-Pleite in der Champions League gegen die Bayern machte Messi seine Unzufriedenheit öffentlich, händigte den Klub sogar ein Dokument ein, in dem er um seine Transferfreigabe bat. Sein Vertrag läuft aber noch bis 2021 und Barça beharrte auf der Ausstiegsklausel in Höhe von 700 Millionen Euro. Messi musste bleiben, sein Vertrag wurde aber (noch) nicht verlängert. Damit riskiert Barça im kommenden Sommer einen ablösefreien Abgang.
Am 19. Februar empfing Atalanta Bergamo im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League den FC Valencia. Spielort war das San Siro in Mailand, vor Ort waren fast 45'000 Zuschauer. Kurze Zeit später wurde bekannt, dass in der norditalienischen Metropole das Coronavirus ausgebrochen ist – und zwei Wochen nach dem Spiel gingen die Fallzahlen in Bergamo und Umgebung rasant in die Höhe. Das Champions-League-Spiel wurde schliesslich als «biologische Bombe» bezeichnet. Man vermutete, dass sich im San Siro etliche Menschen mit dem Virus angesteckt und ihn dann verbreitet haben.
Während der Sport vielerorts stillstand, hatten einige Tennisprofis offenbar grosse Sehnsucht nach dem Filzball und nahmen im Juni an der Adria Tour teil. Einer Turnierserie, die in Serbien, Kroatien, Montenegro und Bosnien und Herzegowina hätte ausgetragen werden sollen. Bereits im Vorfeld des Events wurde heftig kritisiert, dass die Organisatoren mit ihrem Aushängeschild Novak Djokovic die Tour nicht absagten.
Und Djokovic, Alexander Zverev, Grigor Dimitrov und Co. gaben sich dann auch nicht viel Mühe, dem anbahnenden Skandal aus dem Weg zu gehen. Abstand halten, Maske tragen, von der Umwelt abschotten – Fehlanzeige! Stattdessen feierten die Tennis-Stars Partys, machten Fotos mit Fans und besuchten eine Basketball-Mannschaft. Immer mit der Erklärung, man würde sich an die Regeln vor Ort halten und mache nichts Verbotenes.
Der gesunde Menschenverstand scheint den Tennis-Profis aber abhanden gekommen zu sein. So endete die Adria Tour im Fiasko und musste vorzeitig abgebrochen werden, nachdem mehrere Spieler – darunter auch Djokovic – positiv aufs Coronavirus getestet wurden.