Romain Grosjean beschreibt in einem Interview erstmals selbst seinen Überlebenskampf in Bahrain. Der französische Formel-1-Pilot erinnerte sich bei seinem Feuer-Unfall auch an Niki Lauda. Vor allem dachte Grosjean aber an seine Kinder.
Inmitten des Flammenmeers versuchte Romain Grosjean dreimal aus dem Monocoque zu entkommen. Erst dann konnte sich der in Genf geborene Haas-Pilot aus dem Wrack befreien. Erinnerungen an Niki Laudas Horror-Unfall 1976 waren bei Grosjean hochgekommen, während er selbst bei seinem Feuer-Crash um sein Leben kämpfte.
«Ich habe den Tod kommen sehen, ich hatte keine andere Möglichkeit, als da rauszukommen», schildert der 34-Jährige am Dienstag TF1 in Frankreich und dem Partnersender LCI erstmals Eindrücke von seiner Rettung in allerhöchster Not.
Mit 221 km/h krachte Grosjean am Sonntag beim Grand Prix von Bahrain in Kurve drei in die Leitplanke. Kräfte von 53g hätten bei dem Einschlag in die Leitplanke auf den Piloten gewirkt, berichtete sein Teamchef Günther Steiner. Zum Vergleich: In Formel-1-Autos wirken in Kurven schon mal 5g auf die Fahrer. «Selbst in Hollywood gibt es das nicht», meinte Grosjean über den Crash.
Erst im dritten Versuch aus dem Sitz gekommen
Fast 30 Sekunden dauerte es, bis sich Grosjean aus dem in zwei Teile gerissenen Wrack retten konnte. Sein Visier sei ganz orange gewesen, die Flammen um ihn herum, erinnerte sich Grosjean, der sich aus seiner Sicherheitszelle befreien musste. «Ich bin 28 Sekunden in den Flammen geblieben, aber das erschien mir viel länger, während ich drei Mal versucht habe, mich aus dem Sitz zu befreien.»
Grosjeans Visier schmolz, wie Erstretter Ian Roberts, medizinischer Rettungskoordinator des Automobil-Weltverbands Fia, schilderte. Seinen Gurt konnte der Vater dreier Kinder selber lösen, das Lenkrad war wohl während des Einschlags weggeflogen.
Er dachte auch in diesen dramatischen Momenten an Lauda, der von seinem Unfall in der «Grünen Hölle» Nürburgring mit Narben schwer gezeichnet war. «Ich wollte nicht so enden. Ich musste rauskommen, für meine Kinder», erzählte Grosjean, der wie durch ein Wunder nur Verbrennungen an beiden Handrücken davongetragen hat. «Nach diesem Unfall bin ich glücklich, am Leben zu sein.»
Grosjean wurde nach dem Rennen in Bahrain ins Krankenhaus gebracht. Ursprünglich war von einer möglichen Entlassung am Dienstag ausgegangen worden. Doch Grosjean bleibt zur Vorsicht eine weitere Nacht im Krankenhaus. Die Heilung verlaufe wie geplant, sagte Haas-Teamchef Steiner. «Es hat keinen Rückschlag gegeben.»
Grosjean will beim Saisonfinale wieder fahren
Grosjean wird an diesem Wochenende beim zweiten Bahrain-Rennen in Sakhir vom Brasilianer Pietro Fittipaldi (24) ersetzt. Er will beim Saisonfinale am 13. Dezember aber dabei sein. «Er versucht, in Abu Dhabi wieder im Auto zu sein», sagte Steiner. «Das ist jetzt sein Ziel.» Grosjean veröffentlichte am Dienstag in den sozialen Netzwerken ein Foto von sich mit dick bandagierten Händen, dabei machte er aber schon wieder Fitnessübungen.
Mit den Verbrennungen an den Händen sei ein Einsatz an diesem Wochenende nicht möglich gewesen, sagte Steiner. Nach eigener Aussage ist er nun «nicht in Eile». Ein Einsatz Grosjeans, der das Team zum Jahresende verlassen muss, «hängt von seiner Gesundheit ab». Am Sonntag oder Montag wollen beide über eine Rückkehr beraten.
«Auch wenn das schwierig für meine Angehörigen ist, ist es notwendig für mich, wieder in einen Formel-1-Wagen zu steigen, um zu sehen, wo ich stehe, ob ich weiter fahren kann», meinte Grosjean.