Novak Djokovic feiert seinen 37. Geburtstag nächsten Mittwoch in Genf. Djokovic startet mit einer Wildcard am ATP-250-Turnier von Genf. Die Teilnahme des Serben entspricht einer Sensation.
Erste Gerüchte kamen in den letzten Tagen auf. Dass die Turnierorganisatoren mit dem Tross von Djokovic Kontakt aufgenommen hatten. Dass Djokovic Interesse signalisiert habe, vor Beginn des French Open in Genf noch Matches bestreiten zu wollen. Schliesslich hatte er auf das 1000er-Masters in Madrid aus freien Stücken verzichtet, und in Rom scheiterte Djokovic schon im zweiten Spiel mit 2:6, 3:6 am Chilenen Alejandro Tabilo (ATP 32).
Novak Djokovic, der grösste Tennisspieler aller Zeiten mit 24 Grand-Slam-Titeln, bestreitet im Prinzip nie vor einem Major-Turnier ein Turnier. Vor Wimbledon 2017, damals in Eastbourne, machte Djokovic letztmals eine Ausnahme. Djokovic triumphierte in Eastbourne, musste in Wimbledon in den Viertelfinals aber im zweiten Satz gegen Tomas Berdych aufgeben. Sein Fazit damals: Es ist nicht klug, unmittelbar vor einem Grand-Slam-Turnier Kräfte zu verschleudern.
Finanziell kein Risiko
Dennoch ist damit zu rechnen, dass Djokovic das Geneva Open nicht auf die leichte Schulter nehmen wird. Seit November hat er kein Turnier mehr gewonnen und auch noch keinen Final erreicht. Am Australian Open blieb er im Halbfinal am überragenden Jannik Sinner hängen. Daneben gab es aber auch schon eine Startniederlage in Indian Wells gegen Luca Nardi, damals nur die Nummer 123 der Welt. Djokovic benötigt vor dem Start in Roland-Garros dringend Siege und Selbstvertrauen. Und Stan Wawrinka (2017) sowie Casper Ruud (2022) machten es Djokovic vor, dass es möglich ist, sowohl in Genf (Turniersieg für beide) als auch in Roland-Garros (Finalqualifikation anschliessend) gut zu spielen.
Finanziell muss das Geneva Open wegen Djokovic keine grossen Risiken eingehen. Wenn ein Turnier wie die Swiss Indoors Novak Djokovic verpflichten wollen, kostet das mindestens eine Million Franken Startgeld. Und Djokovic trat seit 2011 nie mehr in Basel an. «Wir reden generell nicht über Geld und Startgelder», sagt Thierry Grin, der in Genf für die Spielerverpflichtungen mit zuständig ist. «Aber in einem Fall wie diesem spielt das Finanzielle für den Spieler keine Rolle. Djokovic kommt nicht des Geldes wegen nach Genf, sondern weil er Spielpraxis und Siege will, um seine Vorbereitung auf Paris zu optimieren.»
Fliegen Flaschen?
Interessant wird sein, wie das Genfer Publikum auf Djokovic reagieren wird. Wird der ewige Rivale von Roger Federer warm oder kalt empfangen? Singen sie am Mittwoch für den Superstar ein «Happy Birthday» – oder fliegen Tomaten und Flaschen?
Djokovic wird sein erstes Spiel am Dienstag oder Mittwoch bestreiten – und entweder auf Yannick Hanfmann oder den Briten Andy Murray treffen. Mit Djokovic und Murray könnten zwei ehemalige Grand-Slam-Champions im Parc des Eaux-Vives direkt am Genfersee schon im Achtelfinal aufeinander treffen. Vor Djokovic und Murray starteten überhaupt erst fünf Grand-Slam-Sieger in Genf: Stan Wawrinka, Daniil Medwedew, Marin Cilic, Roger Federer und Thiem.
Djokovics Parcours Richtung Turniersieg in Genf könnte danach über den als Nummer 8 gesetzten Niederländer Tallon Griekspoor (Viertelfinal), den als Nummer 3 gesetzten Amerikaner Taylor Fritz (Halbfinal) und die Nummer 2 Casper Ruud (Final) führen.
Wawrinka fehlt
Schweizer spielen in diesem Jahr in Genf nur Nebenrollen. Stan Wawrinka, der das Turnier 2016 und 2017 gewonnen hat, startete nahe seinem Wohnort seit 2019 nie mehr. «Er zählte auch in diesem Jahr nicht zum Spielerkreis, der sich für eine Wildcard interessierte. Wenn Stan eine Wildcard gewollt hätte, dann hätte er sie bekommen», so Thierry Grin. Antoine Bellier (ATP 345), Gewinner von zwei Challenger-Turnieren, steigt mit einer Wildcard in die Qualifikation und erhielt (zusammen mit dem Bündner Jakub Paul) ein Freiticket fürs Doppel-Hauptfeld.
sda