Das Duell der jungen Mamas endet unschön. Belinda Bencic erreicht beim Australian Open gegen Naomi Osaka die Achtelfinals, weil die Japanerin nach dem ersten Satz verletzt aufgeben muss.
Was sagt man als Siegerin in so einem Fall? Viele Möglichkeiten hast du nicht. Du darfst dich öffentlich auch auf keinen Fall zu sehr freuen über den Sieg. Kurz: «So willst du nicht gewinnen!»
Das sagte Belinda Bencic auch gleich im Platzinterview, nachdem Naomi Osaka nach dem Tiebreak zuerst noch zu ihrem Stuhl gegangen war, dann aber auf Bencics Seite wechselte und der Ostschweizerin mitteilte, dass sie nicht mehr weiterspielen kann.
Fragen statt Antworten
Bencic hatte sich weitere Aufschlüsse erwartet von der Partie gegen die viermalige Grand-Slam-Turniersiegerin (je zweimal US Open und Australian Open), die neun Monate vor ihr ebenfalls Mutter einer Tochter geworden war. Stattdessen warf die Partie Fragen auf.
Osakas Comeback, das vor zwölf Monaten lanciert wurde, lief in keiner Phase so scheinbar reibungslos ab wie jenes von Bencic. Und ausgerechnet jetzt, als sich Osaka endlich wieder der alten Form anzunähern schien, stoppte sie die Verletzung (Unterleibsschmerzen).
Die Fragen, die Bencic im Hinterkopf hat: Hätte sie sich auch gegen eine fitte Osaka durchsetzen können? Drohen auch ihr Rückschläge bei der Rückkehr wie jetzt bei der Japanerin?
«Nie erwartet»
Vorerst ist Bencic aber «einfach nur happy», wie ihr Comeback verläuft. «Ich hätte nie erwartet, dass ich am Australian Open die Achtelfinals erreichen könnte. Ich schraube deshalb jetzt aber nicht meine Erwartungen nach oben.»
Denn Tatsache ist auch, dass Bencic die Partie gegen Osaka zwar stark begann und sich vier Spielbälle für eine 2:0-Führung erspielte, danach aber die Japanerin die Partie bis zum Stand von 5:2 dominierte. Bencic musste mehr laufen und einen Riesenaufwand betreiben, um im Satz zu bleiben. Dann mischten Osakas Schwierigkeiten den Spielverlauf neu auf: Sie führte bei eigenem Aufschlag 5:3, 30:0, ehe sie zehn Ballwechsel am Stück verlor. Insbesondere beim Aufschlag waren die Probleme unübersehbar.
Gutes Omen?
Osaka gab zum ersten Mal an einem Grand-Slam-Turnier verletzt auf. Bencic ihrerseits kam 2019 am US Open, ebenfalls in der 3. Runde gegen die Estin Anett Kontaveit, kampflos weiter. Damals erreichte die Ostschweizerin in der Fortsetzung mit Siegen gegen die Weltranglistenerste und Titelhalterin Osaka (7:5, 6:4) und die Kroatin Donna Vekic (7:6, 6:3) die Halbfinals – ihr bis heute bestes Grand-Slam-Ergebnis.
Womöglich ist das ein gutes Omen. Wie damals gegen Osaka trifft Bencic auch jetzt wieder auf eine absolute Topgegnerin. Coco Gauff (WTA 3) war schon die Nummer 2 der Welt, gewann das US Open 2023 und im November das letzte grosse WTA-Turnier der letzten Saison, die Finals. In Melbourne blieb sie während der ersten Turnierwoche wie Bencic ohne Satzverlust und besiegte zuletzt die Kanadierin Leylah Fernandez 6:2, 6:4.