Australian Open «Es war eine grossartige Reise» – die Tränen einer wahren Siegerin

Syl Battistuzzi, Melbourne

24.1.2020

Vor zwei Jahren triumphierte Caroline Wozniacki bei den Australian Open und erfüllte sich den Traum eines Grand-Slam-Siegs. Doch danach geriet ihre Welt aus den Fugen, heute spielte die Dänin ihre letzte Partie.

Obwohl Caroline Wozniacki vor dem Saisonauftakt 2018 stolze 30 Titel gewonnen hatte und 67 Wochen die Weltrangliste anführte, galt sie bis dahin wegen des fehlenden Major-Titels stets als «die Unvollendete». Doch mit dem Sieg in Melbourne gegen Simona Halep war die Dänin endlich diesen Makel losgeworden. Zudem übernahm Wozniacki von ihrer Finalgegnerin gleich noch den Status als Nummer 1.



Mit der Erfüllung ihres endlich langersehnten Traums stand Woznaicki ganz oben. Unter den Klängen von Neil Diamonds Klassiker «Sweet Caroline» drehte sie ihre Ehrenrunde. Dort heisst es im Refrain passend: «Good times never seemed so good.» Anschliessend ging es ins Casino, wo die Glückssträhne zunächst weiterging, wie «Eurosport» verriet. Ihr Ehemann, der ehemalige NBA-Profi David Lee, wollte weitermachen, doch irgendwann kehrte das Blatt und sie verloren alles Geld, was sie nicht vom Feiern abhielt.

Die Hiobsbotschaft

Die Casino-Episode symbolisiert, wie abrupt das Schicksal sich manchmal wendet – und zuschlagen kann. Neun Monate später verkündete sie, dass sie an Rheumatoider Arthritis leide, einer unheilbaren Krankheit, welche Gelenkentzündungen hervorruft. 

Doch Wozniacki bewies auch mit der Autoimmunkrankheit, was ihre grösste Stärke – neben ihrer Rückhand – war: ihr unbändiger Wille. Dank diesem wurde sie im Tennis-Zirkus als Kämpferin berühmt-berüchtigt. So spielte sie weiter, auch um ein Beispiel für andere Betroffene zu setzen. 

Anfang letzten Dezember gab die stets fröhliche Blondine dann bekannt, dass sie ihre Karriere nach den Australian Open beenden werde. Sie habe alles erreicht, was sie sich je habe erträumen können, aber nun sei es Zeit für das nächste Kapitel ihres Lebens.

Der Rücktritt habe nichts zu tun mit ihrer Gesundheit, meinte Wozniacki. Vielmehr möchte sie sich in Zukunft anderen Projekten widmen und gerne eine Familie gründen. «Ich habe auf dem Tennisplatz alles erreicht, was ich mir erträumen konnte», erklärte sie. «In den letzten Monaten habe ich aber realisiert, dass es neben dem Court noch viele andere Sachen gibt, die ich erreichen möchte.» 

Heute Freitag bestritt die erst 29-Jährige gegen Ons Jabeur nach 13 Jahren auf der Profi-Tour und 51 Grand-Slam-Turnieren ihre letzte Partie. Sie verlor nach drei umkämpften Sätzen mit 5:7, 6:3 und 5:7. «Normalerweise weine ich nicht», sagte Wozniacki danach im Platzinterview, als bei ihr Tränen kullerten: «Es war eine grossartige Reise. Ich bin bereit für das nächste Kapitel.»

«Am meisten werde ich den Wettkampf und das Adrenalin vermissen», sagte sie an der Pressekonferenz. Man solle sie als harte Arbeiterin in Erinnerung behalten, welche aber in der Garderobe versucht habe, stets fröhlich zu sein, erläutert Wozniacki, ehe sie betont: «Es war der perfekte Abschied.»

Mit der dänischen Flagge nimmt Wozniacki Abschied vom aktiven Tennis-Leben.
Mit der dänischen Flagge nimmt Wozniacki Abschied vom aktiven Tennis-Leben.
Bild: Getty

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