Steve Guerdat ist am CHI Genf einmal mehr die Hauptattraktion. Der Jurassier möchte an seinem Heim- und Lieblingsturnier mit seinen beiden Top-Pferden gleich zweimal glänzen.
Sowohl am Freitagabend im exklusiven Top-Ten-Final als auch am Sonntagnachmittag im mit 1,2 Millionen Franken dotierten Grand Prix zählt Guerdat vor Heimpublikum zu den Favoriten. «Das sind zwei ganz besondere Prüfungen», sagt der Olympiasieger von 2012 im Vorfeld des Grand-Slam-Events in der Palexpo-Halle.
Der 42-Jährige weiss, wie man in Genf gewinnt. Er setzte sich schon viermal im Grand Prix durch, letztmals allerdings vor neun Jahren. Im mit über 500'000 Franken dotierten Top-10-Final der zehn besten Reiter der Weltrangliste machte Guerdat vor zwölf Monaten das Triple nach seinen Siegen 2010 und 2018 perfekt.
Olympia-Stute als Trumpfkarte
Wie im Vorjahr sattelt Guerdat, in der Weltrangliste aktuell als Nummer 2 geführt, für den Top-10-Final erneut sein Wallach Venard. Mit Martin Fuchs erhält am Freitagabend noch ein zweiter Schweizer die Möglichkeit, sich im erlauchten Kreis zu präsentierten. Der Zürcher, 2019 und 2021 Sieger des Grand Prix von Genf, kommt nach dem Rückzug des in den USA lebenden Iren Conor Swail als erster Reservist zum Handkuss.
Am Sonntag nimmt Guerdat mit Dynamix sein bestes Pferd aus dem Stall. Im Sattel der elfjährigen Stute ritt er im Sommer im Schlosspark von Versailles zu Olympia-Silber, 2023 war er mit ihr zum ersten Mal Einzel-Europameister geworden. «Sie ist meine beste Trumpfkarte im Moment», sagt Guerdat.
Reset-Knopf gedrückt
Obwohl er seine Ambitionen auf einen Sieg in Genf nicht verheimlicht, gesteht Guerdat, dass er nach den Sommerspielen in Paris einen kleinen Olympia-Blues verspürte. «Es mag etwas negativ klingen, von einem Blues zu sprechen, und es ist nicht einmal unbedingt negativ, aber ob man es will oder nicht, es gibt ein Vor und ein Nach den Olympischen Spielen», sagt der Romand, der diesen Sommer nach Team-Bronze 2008 und dem Einzel-Olympiasieg 2012 seinen olympischen Medaillensatz komplettiert hat.
«Wenn man nach den Spielen nachhause kommt, wenn der Druck nachlässt und die Müdigkeit ein bisschen spürbar wird, drückt man auf den Reset-Knopf und alles beginnt von vorne», erklärt er weiter.
Aber wie schafft man es, seine Motivation aufrechtzuerhalten? «Ich habe das Glück, dass ich wirklich liebe, was ich tue. Zunächst die Pferde, dann den Sport.» Das Reiten sei das, was ihn in solchen Momenten aufmuntere, so Guerdat. «Was mir die meisten guten Schwingungen und das meiste Glück bringt, ist meine Familie, meine Frau, meine Tochter und meine Pferde.»
Am Wochenende möchte er mit starken Auftritten die Genfer Palexpo-Halle in positive Schwingungen versetzen und vor Heimpublikum einmal mehr seine grosse Klasse beweisen.