Die schlechte Luftqualität sorgt im Qualifikationsturnier der Australian Open für weitere Verzögerungen. Immer mehr Spieler kritisieren die Organisatoren des Turniers – einer ruft gar zu einem Streik auf.
Wegen starker Rauchbelastung infolge der Buschbrände haben sich auch am Mittwoch wieder Spiele der Qualifikationsrunde für die Australian Open in Melbourne verzögert. Der Beginn der Matches wurde um mindestens drei Stunden nach hinten verschoben, auch Trainingseinheiten waren betroffen, wie die Organisatoren mitteilten. Die Luftbedingungen würden laufend kontrolliert und weitere Entscheidungen nach Rücksprache mit Medizinern, Wetterexperten und Umweltschutzbehörden getroffen, hiess es in einem Tweet.
In Melbourne erreichte die Luftqualität rekordverdächtig miese Werte: Nach Angaben der zuständigen Gesundheitsbehörde wurden am Dienstag nirgendwo sonst in der Welt schlechtere Luftwerte gemessen. Bis zum Mittwochabend dürfte sich die Lage nach Einschätzung von Meteorologen kaum bessern.
Wegen des Rauchs hatten sich schon am Montag die ersten Spiele in der Qualifikationsrunde der Australian Open verzögert. Eine Tennisspielerin gab nach einem Hustenanfall auf und wurde von einer Betreuerin vom Platz geführt. Sie war nicht der einzige Tennisprofi, der in Melbourne über Atemprobleme klagte – weshalb sich die Organisatoren heftiger Kritik von Spielerinnen und Spielern ausgesetzt sahen.
Der US-Amerikaner Noah Rubin tritt als einer der schärfsten Kritiker auf. Die Weltnummer 250, in der Qualifikation gescheitert, sagt der «L'Équipe»: «Die Australian Open sind nicht das Leben eines Menschen wert.» Er verstehe zwar, dass das Turnier unter Druck ist, bezweifle aber, dass der Gesundheit der Spieler die höchste Priorität eingeräumt werde. Eine Absage der Aussie Open scheint für die Organisatoren nicht infrage zu kommen. «Das ist unentschuldbar», sagt Rubin. «Hätten sie gleich entschieden, wenn kein Geld im Spiel wäre? Wohl kaum. Es ist ein Teil unserer Menschlichkeit verloren gegangen.»
Während sich die Qualifikanten auf den Aussenplätzen quälen müssen, werden in den drei grossen Stadien mit schliessbarem Dach noch keine Spiele gespielt. Diese Arenen sind für die Top-Stars reserviert, die bereits fürs Hauptfeld qualifiziert sind. «Wir Qualifikanten werden nicht gleich behandelt wie die Top-Spieler», sagt der Brite Liam Broady der «Daily Mail». Und fügt an: «Vielleicht müssen wir es uns verdienen, wie die Stars behandelt zu werden. Aber wir sind alle auch nur Menschen.»
Pouille ruft zu Streik auf
Die Weltnummer 23 Lucas Pouille ruft in einem Tweet die Spieler zum Streik auf. «Ich lese immer wieder, dass das Spielen gefährlich ist, und lese Nachrichten von Spielern, die sagen, dass das alles ein Skandal sei. Ich kann es nicht beurteilen, weil ich nicht da bin. Aber ich frage mich, warum sie dann auf den Platz gehen», twittert der Franzose, der das erste Grand-Slam-Turnier des Jahres verletzt verpasst. Und weiter: «Wenn die Spieler beschliessen würden, nicht aufs Spielfeld zu gehen, bleibt den Organisatoren keine Wahl, auf die Spieler zuzukommen. Man muss nicht auf eine Tragödie warten, um zu erkennen, dass es gefährlich ist!»
Eine Lösung des Problems wäre, alle Partien des Turniers in den drei grossen Arenen mit Dach und den acht Indoors-Courts austragen zu lassen. Allerdings würde es dann wohl zu einem zeitlichen Engpass kommen und die Einbussen an Zuschauern und Einnahmen wären sehr gross. Das möchten die Organisatoren natürlich vermeiden.