Mario Balotelli leistet sich im Verlauf seiner Karriere so regelmässig Eklats, dass es in Italien dafür gar schon einen eigenen Begriff gibt. blue Sport liefert Auszüge aus der dicken Skandal-Akte.
Ausnahmestürmer Mario Balotelli leistet sich insbesondere in den frühen Phasen seiner Karriere ständig Aussetzer. Die Eklats um den Italiener ereignen sich in regelmässigen Abständen auf, aber auch neben dem Fussball-Platz und sind in seinem Heimatland unter dem Begriff «Balotellata» berühmt und berüchtigt. Die teils unfassbaren Geschichten gehen bis in Balotellis Juniorenzeiten zurück.
Die Bubenstreiche
Als Teenager macht sich Super-Mario beim Serie-C-Verein Lumezanne offenbar nicht nur Freunde. Mal versteckt er die Sporttasche eines Teamkollegen, mal die Schuhe eines anderen. Das ist aber längst nicht alles. «Er pinkelte auf unsere Taschen, in denen sich unsere saubere Kleidung befand, und er pinkelte auch auf andere Leute», erinnert sich sein damaliger Teamkollege Marco Pedretti.
Selbst nach dem Wechsel zum grossen Inter Mailand kann der 16-jährige Torjäger seine unappetitlichen Streiche nicht lassen, wie der damalige Teamkollege Kerlon verrät: «Er hatte die Angewohnheit, vor allen anderen ins Training zu kommen und auf die Fussballschuhe seiner Kollegen zu pinkeln. Das war echt lustig.»
Immerhin erscheint Balotelli so nie zu spät zum Training. Kurz vor seinem Abgang nach England verärgert er die eigenen Fans aber trotzdem, indem der Inter-Stürmer vor laufenden TV-Kameras ein Trikot von Stadtrivale Milan überstreift.
Dartspfeile und Feuerwerk im Bad
Auch in seiner Zeit bei Manchester City geniesst Balotelli das unbeschwerte Leben in vollen Zügen, obwohl die Zeit in England mit einem Dämpfer beginnt. Balotelli fährt seinen Sportwagen auf dem Weg zum Training zu Schrott. Als ihn die Polizei anschliessend fragt, wieso er 25'000 Pfund bei sich habe, lautet seine schnippische Antwort: «Weil ich reich bin.»
Im Frühjahr 2011 wirft er im Trainingscenter der Citizens mit Dartpfeilen auf Jugendspieler – angeblich aus einem offenen Fenster im ersten Stock. «Mir war langweilig», lautet Balotellis simple Erklärung für sein Verhalten. Die Langweile scheint bei Balotellis auch ein halbes Jahr später zuzuschlagen.
In seinem Badezimmer zündet der Bad Boy Feuerwerkskörper, bis die Feuerwehr ausrücken muss. Wenige Stunden später markiert er im Manchester-Derby einen Doppelpack und macht dann mit seinem Jubel wohl auf die eigenen Eskapaden aufmerksam. «Wieso immer ich?», steht auf dem Unterleibchen des Italieners geschrieben.
Der Arbeitsverweigerer
Während Balotelli schon Inters Chefcoach Mourinho auf die Palme bringen kann, schafft er das auch beim damaligen City-Trainer und Landsmann Roberto Mancini – und zwar in einem Vorbereitungsspiel gegen Los Angeles Galaxy. Der Grund dafür: Balotelli vergibt eine Torchance für sein Team, indem er alleine vor dem Galaxy-Goalie lustlos einen überheblichen Hackentrick versucht – und kläglich scheitert. Für Los Angeles gibt es in der Folge Ab- statt Anstoss, Mancini holt seinen Stürmer umgehend schon nach 32 Minuten vom Feld. «Ich hoffe, das war ihm eine Lehre», sagt der Trainer anschliessend.
Der Taxi-Nachfahrer
Auf den Strassen Englands treibt Balotelli mehrfach sein Unwesen. In seinen zweieinhalb Jahren bei den Citizens soll er Strafzettel im Wert von über 10’000 Euro gesammelt haben, 27 Mal soll sein Luxusgefährt abgeschleppt worden sein. Taxis nutzt er offenbar gerne als Navi, um ihnen mit seinem eigenen Luxusboliden hinterherzufahren – etwa wenn er für einen Termin mit Berater Raiola nach London muss. Inklusive Rückweg soll er seinem Begleiter für den Ausflug in die englische Hauptstadt rund 2000 Franken bezahlt haben.
Ein Einbruch im Frauen-Knast
Im Sommer 2010 landet Balotelli mit seinem Bruder im Hof des Frauengefängnisses in Brescia. Im Verhör gibt er anschliessend an, neugierig gewesen zu sein. Zudem hätte er nicht gewusst, dass man für das Betreten der Anstalt eine Erlaubnis brauche. Im selben Jahr lässt sich Balotelli von bekannten Mafiabossen ein Drogenviertel in Neapel zeigen, wird dabei fotografiert und muss einmal mehr viel Kritik einstecken.
Der Auswechslungs-Frust
Bei Adana Demirspor, Balotellis letzter Station vor dem Wechsel in die Super League, leistet sich erst im August dieses Jahres eine Unbeherrschtheit. Weil er nach rund 60 Minuten vom Feld muss, platzt dem Italiener der Kragen. Wild gestikulierend attackiert er gar den eigenen Teamkollegen auf der Ersatzbank. Hat Sions Ersatzbank Ähnliches zu befürchten?