Nach dem Stinkefinger-Eklat in Basel holt Mario Balotelli zum Rundumschlag gegen die Super League aus. Sion-Präsident Christian Constantin stärkt dem Italiener nicht nur den Rücken, er tritt gar nach.
«Schweizerischer Verband: Ich weiss nicht, in was für einer Mafia sie sind, aber glauben sie mir, Spieler wie ich sind nicht stolz darauf, in einer Liga zu spielen, in der Ungerechtigkeit, Korruption und Unfähigkeit herrschen», wählt Mario Balotelli am Montag auf Instagram harte Worte, um sich über die Vorkommnisse in der Partie des 15. Super-League-Spieltags gegen den FC Basel (0:0) zu beschweren.
Der Star-Stürmer erhält nun Unterstützung aus den eigenen Reihen. Denn mit dem Punktgewinn in Basel ist Christian Constantin zwar zufrieden. Mit allem anderen, was sich am Sonntag im St. Jakob-Park abspielt, hat der Sion-Boss dagegen arg zu beissen.
CC wittert Benachteiligung
Zum einen greift Constantin den Videoschiedsrichter an. «Der VAR verfälscht die Meisterschaft! Warum greift der nicht ein, wenn dem Platzverweis gegen Baltazar ein Foul an Balotelli vorangeht? Warum greift er nicht ein beim klaren Handspiel von Comas? Das war ein klarer Penalty, der uns unterschlagen wurde.»
Eine Antwort auf seine Fragen hat Constantin bereits. «Es gibt Regeln für Deutschschweizer und für Romands. Es sind nicht dieselben. Da kann man gleich aufhören», poltert der 65-Jährige im Interview mit «Blick». Doch Constantin wäre nicht Constantin, würde er nicht auch schon eine Lösung vorschlagen: «Unsere Schiedsrichter sind derart schwach und befangen – da gibt es nur eine Lösung. Es braucht ausländische VAR!»
Zu wenig Schutz für Balotelli?
Für die Entgleisung seines italienischen Aushängeschilds, das dem Basler Anhang unbeherrscht den Mittelfinger zeigt, hat Constantin Verständnis. «Es ergibt keinen Sinn, einen Spieler wie Balotelli in die Schweizer Super League zu bringen», sagt der Sion-Präsident und erklärt: «So wie hier gepfiffen wird, bringt das nichts. Mario geniesst keinerlei Schutz. Er wird massakriert – und es passiert nichts.» Erneut spricht Constantin das mögliche Foul an den Italiener vor dem Platzverweis gegen Sion an. «Das wird einfach ignoriert. Solche Dinge sind schon x-mal geschehen.»
Constantin fährt fort: «Ein Spieler darf sich wehren, wenn er so niedergeschrien wird. Was erwarten Sie denn? Dass er sagt: Danke, dass ihr mich anbrüllt? Ich bin dagegen, dass Spieler bestraft werden, die sich bloss zur Wehr setzen.» Auch von einer nachträglichen Sperre will der Sion-Präsident nichts wissen. «Der VAR hat offenbar nichts gesehen. Das Spiel ging danach weiter. Also ist der Fall erledigt. Man hatte die Möglichkeit, einzugreifen und tat das nicht.»
Vielmehr wünscht sich Constantin, dass die betroffenen Fans zur Rechenschaft gezogen werden. «Aber der Fall Fayulu hat gezeigt, dass das nicht passiert. Fayulu wurde letzte Saison in St. Gallen rassistisch beleidigt. Das Verfahren wurde eingestellt», erhebt CC auch schwere Vorwürfe in Richtung der Disziplinarkommission der Schweizer Liga. «Und wenn Luzerns Goalie Müller homophobe Dinge von sich gibt, geschieht auch nichts. Das wird mit einer Busse abgetan. Wie gesagt: Es gibt Regeln für Deutschschweizer Klubs und solche für die Romands.»
Constantin droht gar mit Rückzug
Zu guter Letzt verteidigt Constantin auch die heftigen Anschuldigungen, die Balotelli am Montag in einem Instagram-Post veröffentlicht. «Ich denke, Mario hat recht. In kürzester Zeit hat er das Gefühl auf den Punkt gebracht, das wir hier in der Romandie, speziell im Wallis, seit Jahren haben: Dass diese Meisterschaft geschoben ist!»
Dabei sei es auch in Ordnung, von Korruption zu sprechen. «Wenn ein Spieler wie Balotelli so etwas rauslässt, dann ist das ein Hilferuf», meint Constantin und erzählt von weiteren Spielern mit den gleichen Eindrücken. «Balotelli hat das getan, weil er keine Angst hat. Aber alle Spieler, die zu uns kommen, spüren das. Auch Pajtim Kasami und Luca Zuffi. Ich kann doch nicht jemandem untersagen, um Hilfe zu rufen!»
Im Gegenteil: Er ziehe gar Konsequenzen in Erwägung, sollte Balotelli aus seiner Sicht zu hart bestraft werden. «Wenn die Dinge nicht korrekt gemacht werden, lässt man etwas sein. Ich hätte jedenfalls keinerlei Hemmungen, meine Mannschaft aus der Meisterschaft zu nehmen, sollten wir weiter derart misshandelt werden», wettert Constantin. «Macht doch in der Deutschschweiz eure eigene Meisterschaft!»