Im Streit zwischen der FIS und den grossen Ski-Nationen ist nach wie vor keine Einigung in Sicht. Vielmehr drohen beide Seiten mit drastischen Konsequenzen. Das wirft die Frage auf: Wie geht es mit dem Ski-Weltcup weiter?
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Nach wie vor befindet sich die FIS um Präsident Johan Eliasch im Streit mit mehreren grossen Ski-Nationen.
- Vor allem die Art und Weise, wie Eliasch seine Vorhaben umsetzen will, stösst den Verbandsverantwortlichen sauer auf.
- Drohungen von beiden Seiten erhöhen den Druck auf die Streitparteien. Kehren die betroffenen Nationen der FIS gar den Rücken?
Vier Rennen stehen am kommenden Wochenende im Weltcup noch auf dem Programm, bevor sich Marco Odermatt, Lara Gut-Behrami und Co. in die wohlverdienten Sommerferien verabschieden. Neben der Piste dürfte das Kräftemessen aber nahtlos weitergehen – und zwar zwischen der FIS und zahlreichen Nationen.
Seit dem Amtsantritt von Johan Eliasch im Jahr 2021 haben sich die Fronten verhärtet. Das Vorhaben von Eliasch, die Vermarktungsrechte der Weltcuprennen zu zentralisieren, stösst auf breiten Widerstand. Gleich acht nationale Skiverbände wenden sich geschlossen gegen die Ideen des Schweden, wobei man sich vor allem an der Art und Weise stört, wie Eliasch seine Pläne durchsetzen will.
Kommt die «Super League» des Skisports?
So verkündet Eliasch vor mehreren Monaten einen neuen Rahmenvertrag mit der bisherigen Vermarktungsfirma Infront, ohne auch nur einen nationalen Verband in die Verhandlungen einzubeziehen. Die «Snowflake», wie sich die Gruppe der acht Nationen nennt, ist aber der Ansicht, dass die nationalen Verbände die Inhaber dieser Vermarktungsrechte sind – und verlangt deshalb – bisher vergeblich – eine entsprechende Anerkennung der FIS.
Zwar scheint auf beiden Seiten der Wille für eine Einigung vorhanden, eine Annäherung gibt es deshalb aber nach wie vor nicht. Im Gegenteil: Mit Drohungen setzt man sich gegenseitig unter Druck. So kann etwa das jüngste Vorgehen der FIS gedeutet werden, als man Swiss Ski gar mit einem möglichen Entzug der Heim-WM 2027 in Crans-Montana droht. Und das nur wenige Stunden nach einem gemeinsamen Treffen, das von Seiten von Swiss Ski als konstruktiv empfunden wird. Ein Beteiligter nennt die ausgesprochene Drohung gemäss der «Luzerner Zeitung» gar «ein Pfand für das Einlenken beim Thema Zentralisierung».
Die Retourkutsche lässt nicht lange auf sich warten. So lassen die Verbände durchblicken, falls nötig auch eine Lancierung eines Konkurrenzprodukts in Betracht zu ziehen. Eine «Super League» des Skisports quasi.
Harsche Kritik aus Deutschland für den FIS-Präsidenten
Wolfgang Maier, Sportdirektor des Deutschen Skiverbandes, kann sich durchaus vorstellen, dass es tatsächlich zum Bruch mit der FIS kommt. «Das wäre mir ehrlich gesagt ganz recht. Man muss irgendwann mal klare Kante zeigen.» Aus Maiers Sicht seien «die Verbände viel eher als der FIS-Präsident bereit, einen Kompromiss oder eine Lösung zu finden».
Mit Kritik an Eliasch spart Maier ohnehin nicht. «Er ruiniert diesen Skisport. Zu dieser Aussage stehe ich bei allen Themen. Natürlich macht er es nicht alleine, er hat viele Helfer dazu. Das ist das, was das Problem für uns ist», so der 63-Jährige.
Für Christian Scherer, Generalsekretär beim österreichischen Verband, ist eine Loslösung von der FIS dagegen nicht anzustreben. Doch auch Österreich sei «bei einigen Punkten nicht einverstanden und natürlich nicht glücklich über das Agieren der FIS». Scherer strebt aber primär auf demokratischem Weg nach nötigen Veränderungen – bei der FIS-Vorstandswahl in diesem Jahr oder dann bei der FIS-Präsidentenwahl in zwei Jahren. Da gelte es, «entsprechenden Einfluss zu nehmen».
Eine Schlappe für Eliasch?
Wie sehr die Fronten derzeit verhärtet sind, zeigen die jüngsten Entwicklungen rund um eine erste Austragung der FIS-Games, die von Eliasch höchstpersönlich initiiert sind und 2028 erstmals stattfinden sollen. Die Idee stösst auf viel Widerstand, es mangelt an potenziellen Veranstaltern.
Norwegen gibt am Dienstag bekannt, seine Bewerbung zurückzuziehen. Und Österreichs Generalsekretär Scherer unterstreicht: «Wir glauben nicht, dass es notwendig ist, noch einen zusätzlichen Grossanlass zu etablieren, weil es zu inflationär wird und die bestehenden FIS-Weltmeisterschaften, die Olympischen Spiele und unter Umständen sogar den Weltcup entwertet oder abwertet. Von dem her sind wir kein Freund dieser Idee.»
Auch Swiss Ski zeigt sich als letzter verbliebener Kandidat unentschlossen, ob man sich nach den jüngsten Differenzen und dem fehlenden gegenseitigen Vertrauen noch als Veranstalter zur Verfügung stellen will. Zu viele Fragen sind offen. Und womöglich zu viele Rechnungen? Denn Fakt ist: Fallen die FIS-Games ins Wasser, wäre das in erster Linie für Johan Eliasch eine Schlappe.