FIS-Präsident Johan Eliasch steht seit seinem Amtsantritt unter Beschuss. Nun wendet sich mit Peter Schröcksnadel auch ein ehemaliger Unterstützer von ihm öffentlich ab.
Seit 2021 steht der britisch-schwedische Unternehmer Johan Eliasch an der Spitze der FIS. Der Milliardär war angetreten, den Ski-Sport mit seinen innovativen Projekten in sichere Gefilde zu führen und den Laden zu modernisieren. Doch der 61-Jährige benahm sich dabei häufig wie ein Elefant im Porzellanladen. Und trat da fast allen in der Szene auf die Füsse. Mehrere grosse Verbände und viele im Fahrerlager haben Eliasch öffentlich teils heftig kritisiert.
Im «Blick» positioniert sich auch Peter Schröcksnadel gegen ihn. Der langjährige Präsident von Österreichs Ski-Verband ÖSV stand dabei zu Beginn noch auf der Seite von Eliasch und betrieb Wahlkampf für den neuen FIS-Präsidenten. «Ich habe Eliasch damals meine Stimme gegeben, weil ich geglaubt habe, dass er als erfolgreicher Unternehmer neue, gewinnbringende Ideen in den Skisport einbringen würde. Aber nun muss ich leider konstatieren, dass er von diesem Geschäft überhaupt keine Ahnung hat», so Schröcksnadel.
Rennen in Palisades Tahoe als Stein des Anstosses
Vor allem die beiden Weltcup-Rennen der Männer am vergangenen Wochenende in Palisades Tahoe verärgerten Schröcksnadel. «Ich habe damals dem Vorschlag, nach der WM zum zweiten Mal in dieser Saison nach Nordamerika zu gehen, nur zugestimmt, weil Eliasch angekündigt hat, dass diese Rennen live im US-Fernsehen ausgestrahlt werden. Eine Live-Übertragung auf NBC wäre für den Skisport tatsächlich eine tolle Werbung gewesen», meint der 81-Jährige.
Doch Live-Skisport gab es für die amerikanischen Zuschauer dann am Ende doch nicht zu sehen, stattdessen bekam das Publikum die Rennen zeitversetzt serviert. Eine FIS-Sprecherin dementierte laut «Blick» zwar die Vorwürfe und sprach davon, die Übertragungen würden gar das übertreffen, was Präsident Eliasch kommuniziert habe.
Die Übersee-Rennen gehören dabei zum Konzept. Eliasch will den Ski-Zirkus vermehrt in die USA, nach Asien oder Südamerika bringen. Selbst Rennen in Saudi-Arabien kann er sich vorstellen. In einer Zeit, in welcher die Klimabilanz die Szene beschäftigt, mehr als fragwürdig.
Bei ihm scheint Wachstum – ohne Rücksicht auf Begleitumstände – an oberster Stelle zu stehen. Die Expansion nach Nordamerika, wo man in Konkurrenz mit Ligen wie NFL, NBA, MLB oder NHL steht, schreckt Eliasch nicht ab.
«Wir müssen es versuchen. Denn wir sind auch in den Ski-Kernländern, also Deutschland, Schweiz und Österreich, bedroht und müssen mit anderen Sportarten um unser Publikum wetteifern. Diesen Kampf müssen und wollen wir gewinnen», hielt er kürzlich fest.
Schröcksnadel begründet Meinungsumschwung
Für Schröcksnadel schlicht realitätsfern. «Eliasch überschätzt sich, aber auch den Skisport komplett. Das Interesse am Alpin-Rennsport ist arg beschränkt. In den USA sind Football, Baseball und Basketball unantastbar, da hat sich ja nicht einmal König Fussball richtig etabliert. In Asien ist es ähnlich. Infolgedessen sollten wir uns in erster Linie auf den Markt fokussieren, auf dem der Skisport die Massen bewegen kann. Und das ist nun einmal Europa.»
Für ihn machen nur die Rennen in Kanada und den USA Ende November und Anfang Dezember Sinn. «Vor allem deshalb, weil es in Nordamerika zu dieser Zeit minus 20 Grad hat. Aber zweimal pro Saison dorthin zu fliegen, ist unter den jetzigen Voraussetzungen eine absolute Dummheit», so der Österreicher.
Die Worte von Schröcksnadel, selbst keine unumstrittene Figur, sollte Eliasch nicht auf die leichte Schulter nehmen, schliesslich hat der 81-Jährige immer noch Gewicht in der Szene. Über 30 Jahre lang war er Chef beim ÖSV und ist noch immer bestens vernetzt im Rennsport. Bereits im Herbst ging Schröcksnadel auf Distanz zu Eliasch. «Ich kann seine Art der Verbandsführung nicht mehr mittragen», sagte er der «Kleinen Zeitung» und forderte ihn auf, die FIS schnell in ruhigere Gewässer zu führen, sonst «muss er weg».
Im «Kurier» begründete er seine Haltung: «Ich war der Meinung, dass es dem Skisport guttun würde, wenn jemand von Aussen kommt, der offen für Erneuerungen ist. Ich habe mich in ihm getäuscht. Es gibt elementare Auffassungsunterschiede.»