Unter starker Beobachtung Dressur-Skandal an Olympia – hat der Pferdesport überhaupt noch eine Zukunft?

Martin Abgottspon

25.7.2024

Nach dem Skandal-Video wird Charlotte Dujardin nicht an den Olympischen Spielen in Paris teilnehmen.
Nach dem Skandal-Video wird Charlotte Dujardin nicht an den Olympischen Spielen in Paris teilnehmen.
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Tierquälerei hat im Pferdesport keinen Platz. Und dennoch gibt es immer wieder Vorfälle. Das Olympische Komitee hat erste Massnahmen ergriffen. Die Reiterinnen und Reiter stehen unter besonderer Beobachtung.

Martin Abgottspon

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  • Ein Video der Dressur-Reiterin Charlotte Dujardin macht einmal mehr auf das Thema Tierwohl im Sport aufmerksam.
  • Die Olympionikin hat sich inzwischen für die Aufnahmen entschuldigt und sich von den Spielen zurückgezogen.
  • Für den Pferdesport geht es um viel. Die Toleranz gegenüber Tierquälerei wird immer kleiner.

Noch bevor die Olympischen Spiele von Paris 2024 überhaupt eröffnet wurden, erschütterte am Mittwoch ein Skandal den Pferdesport. Im Zentrum die britische Dressur-Reiterin und dreifache Olympiasiegerin Charlotte Dujardin.

Ein belastendes Video zeigt, wie Dujardin in einem Training unverhältnismässig stark von einer Peitsche Gebrauch macht. Mehr als 24 Mal in einer Minute schlug sie auf das Tier ein. Der Reitsport-Weltverband hat daraufhin Untersuchungen eingeleitet, während Dujardin  ihren geplanten Olympiastart zurückgezogen und sich öffentlich entschuldigt hat.

Kritische Stimmen und wachsendes Bewusstsein für Tierwohl

Es ist nicht der erste Skandal im Pferdesport, der an die Öffentlichkeit vordringt. Besonders prominent war bei den letzten Olympischen Spielen der Fall der modernen Fünfkämpferin Annika Zillekens (ehemals Schleu). In Führung liegend verweigerte ihr Pferd Saint Boy dreimal den Sprung über ein Hindernis.

Mit Tränen in den Augen drosch die Deutsche mit Gerte und Sporen auf das Tier ein, während sie von ihrem Trainer Kim Raisner auch noch dazu augefordert wurde, härter zu schlagen. Es nützte alles nichts. Was blieb, war eine heftige Diskussion um Tierquälerei im Pferdesport, die jetzt einmal mehr neu aufgerollt wird.

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Der Name von Charlotte Dujardin reiht sich dabei aber nur in eine Liste prominenter Athlet:innen ein, die wegen ihres Umgangs mit Pferden in den letzten Jahren kritisiert wurden. Ein weiteres Beispiel etwa ist Mark Todd, eine Legende des Military-Sports, der 2022 in einem Video zu sehen war, wie er mit einem Stecken auf sein Pferd einschlug. Gegen den für Österreich startenden deutschen Springreiter Max Kühner läuft ein Strafverfahren wegen sogenanntem «Barren». Bei dieser Methode wird einem Pferd beim Überwinden eines Hindernisses ein Stab gegen die Beine geschlagen, damit es diese höher zieht.

Die Toleranz nimmt zunehmend ab

Immerhin ist die Sensibilität für das Tierwohl in der Sportwelt dadurch gestiegen, so dass auch einzelne Verstösse immer weniger toleriert werden, wie nun eben auch Dujardin erfahren musste. Auf Rückendeckung können Athleten nach Veröffentlichung solches Videomaterials nicht hoffen. Es bleibt in der Regel nur die Schadensbegrenzung des eigenen Images.

Die Vorfälle werfen aber nicht nur auf die einzelnen Reiter:innen ein schlechtes Licht, sondern auch auf die Organisatoren. Das Olympische Komitee (IOK) hat darauf wenig Lust, weshalb auch bereits entschieden wurde, dass Reiten im modernen Fünfkampf ab 2028 nicht mehr Bestandteil der Disziplin ist. 

Ein Warnsignal. Sollte auch das nicht helfen, könnten weitere Wettbewerbe folgen. In Paris stehen die Olympioniken deshalb unter besonderer Beobachtung, wenn sie vor der malerischen Kulisse von Schloss Versailles antreten. Es liegt an ihnen, das Vertrauen in den Pferdesport wiederherzustellen, währen das Tierwohl an erster Stelle steht.