Fälle von Tierquälerei beschäftigen die Dressur seit Monaten. Jetzt kommt vor den Spielen in Paris ein besonders prominenter Vorfall hinzu. Der Schweizer Reitsportverband Swiss Equestrian verurteilt den Vorfall.
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Kurz vor dem Olympia-Start wird der Dressurreitsport von einem Skandal erschüttert. Ein heimlich aufgenommenes Video zeigt, wie die Olympiasiegerin Charlotte Dujardin ihr Pferd mit Hieben traktiert.
- Der Weltverband FEI hat eine Untersuchung eröffnet und teilte am Dienstagabend mit, dass Dujardin bis auf weiteres suspendiert worden sei. Die 39-Jährige hat sich für ihr unangemessenes Verhalten entschuldigt.
- Der Schweizer Reitsportverband Swiss Equestrian verurteilt den Vorfall und macht klar, dass bezüglich Einhaltung der Tierschutzbestimmungen eine Nulltoleranz gelte.
Kurz vor Beginn der Olympischen Spiele in Paris sorgt ein neuer Dressur-Skandal für Aufregung. Fälle von Tierquälerei in den USA und in Dänemark beschäftigen die Dressurszene seit einigen Monaten. Heimlich aufgenommene Videos hatten für Entsetzen gesorgt – und so lief es auch jetzt.
Der niederländische Anwalt Stephan Wensing hatte den Vorfall im Auftrag einer Mandantin beim Weltverband angezeigt und sagte im «Guardian» zu dem Video: «Charlotte Dujardin war mitten in der Arena. Sie sagte der Schülerin: «Dein Pferd muss im Galopp die Beine mehr heben.» Sie nahm die lange Peitsche und schlug das Pferd mehr als 24 Mal in einer Minute. Es war wie ein Elefant im Zirkus.»
Das Video soll vier Jahre alt sein. Seine Klientin habe damals gedacht, das müsse normal sein, weil Dujardin ja Olympiasiegerin sei, sagte Anwalt Wensing. Doch dann habe es andere Fälle gegeben. «Und dieses Wochenende hat sie schliesslich beschlossen, dass ich die Beschwerde bei der FEI einreichen darf», erläuterte der Niederländer.
«Vorwürfe sind schwerwiegend»
Der Weltverband FEI begann daraufhin mit Untersuchungen und teilte am Dienstagabend mit, dass Dujardin bis auf weiteres suspendiert worden sei. Die 39-Jährige habe bis zum Abschluss von Untersuchungen wegen des Videos auch selbst darum gebeten. Auf dem Video sei zu sehen, wie Dujardin gegen das Wohlergehen eines Pferdes handele. Sie selbst habe zugegeben, dass sie die Person auf dem Video sei und ihr Verhalten unangemessen gewesen sei.
«Wir sind zutiefst enttäuscht über diesen Fall, insbesondere im Hinblick auf die Olympischen Spiele», sagte FEI-Präsident Ingmar De Vos. «Es liegt jedoch in unserer Verantwortung und ist von entscheidender Bedeutung, dass wir uns mit allen Missbrauchsfällen befassen, da das Wohlergehen der Pferde nicht gefährdet werden darf.»
Nach Angaben des britischen Verbandes BEF wird im Fall Dujardin «Fehlverhalten im Tierschutz» untersucht. «Die erhobenen Vorwürfe sind schwerwiegend und die Konsequenzen weitreichend», hiess es weiter. Dujardin selber hatte sich in einer Stellungnahme entschuldigt, ohne im Detail auf das Video mit dem Training einer Schülerin einzugehen. «Ich schäme mich zutiefst und hätte in dem Moment ein besseres Beispiel abgeben sollen», schrieb sie in einer Stellungnahme.
Schweizer Reitsportverband nimmt Stellung
Die britische Mannschaft, die bisher als Gold-Favorit galt, ist durch das Fehlen von Dujardin deutlich geschwächt. Beim Mannschafts-Sieg der britischen Equipe bei der EM im Vorjahr erwies sie sich erneut als sichere Reiterin mit höchsten Bewertungen.
Der Schweizer Reitsportverband Swiss Equestrian verurteilt den Vorfall und macht klar, dass bezüglich Einhaltung der Tierschutzbestimmungen eine Nulltoleranz gelte. «Wer diese nicht einhält, überschreitet eine rote Linie und wird entsprechend sanktioniert», sagt Damian Müller, Präsident von Swiss Equestrian, gegenüber «20Minuten». Müller unterstreicht: «Wir verurteilen jede Form von tierschutzwidrigem Verhalten gegenüber Pferden in aller Deutlichkeit. Sie sind unsere treuen Partner, die unseren Sport einzigartig machen.»