«Chaos der Gefühle» Sturz von Teamkollegin trübt Debrunners Freude an Dreifach-Gold

sda

3.9.2024 - 17:53

Catherine Debrunner gewinnt als erste Schweizerin dreimal Gold bei denselben Paralympics. Die Thurgauerin erlebt in Paris historische Spiele. Aber der Sturz von Manuela Schär trübt ihre Freude.

Keine Zeit? blue Sport fasst für dich zusammen

  • Catherine Debrunner fährt an den Paralympics in Paris zu ihrer dritten Goldmedaille.
  • Debrunner ist die erste Schweizer Frau, die an denselben Paralympics drei Goldmedaillen gewinnt.
  • Nach dem Sieg vom Dienstag spricht Debrunner vonn «gemischten Gefühlen». Teamkollegin Manuela Schär kollidierte mit einer Kontrahentin und musste sich nach einem Sturz aus der Medaillen-Entscheidung verabschieden.

Als Catherine Debrunner im Gang zu den Katakomben des Stade de France steht, könnte sie sich uneingeschränkt freuen. Schliesslich hat sie über 1500 m wieder Gold geholt, wie schon über 5000 m und 800 m. Wieder mit paralympischem Rekord.

Aber als die Mikrofone auf sie gerichtet sind, gibt es etwas, das sie von «gemischten Gefühlen» sprechen lässt. Denn in diesem Regenrennen auf der rutschigen Bahn gab es auch den Sturz ihrer Teamkollegin Manuela Schär, die just zu Beginn der letzten Runde mit der Chinesin Zhou Zhaoqian kollidierte. «Ich erlebe gerade ein Chaos der Gefühle», sagt die Thurgauerin.

Schär selber wählt ähnliche Worte, nachdem sie nach der Goldmedaille über 800 m, die für sie eine grosse Befreiung gewesen sei, eine neuerliche Enttäuschung zu verdauen hat. Sie spricht von einem «ärgerlichen und unnötigen Fehler». Sie habe der Chinesin zu wenig Platz gelassen, und weil sie dann nicht gleichzeitig den Regulator ihres Vorderrades betätigt hätten, sei es zum Zusammenstoss gekommen.

Die 39-jährige Luzernerin, die in Paris ihre letzten Bahnrennen absolviert, wirkt erstaunlich ruhig und gefasst. Und sie verliert auch nach derartigen Vorkommnissen den Humor nicht, wenn sie mit einem Lachen Glückwünsche Richtung Teamkollegin schickt. «Mega cool, hat Catherine gewonnen. Ich hatte da leider gerade andere Probleme.»

Viel schlafen, viel gewinnen

Debrunner hätte sich den Verlauf des Rennens zwar anders vorgestellt und «überhaupt nicht» damit gerechnet, die ganze Zeit vorne zu bleiben. Als sie dann aber gemerkt habe, dass niemand nach vorne gehen und Führungsarbeit machen wolle, habe sie ihre Taktik angepasst und das Rennen von der Spitze aus kontrolliert.

«Ich bin überglücklich und auch stolz, dass es aufgegangen ist», sagt Debrunner, der gar nicht bewusst ist, Historisches geschafft zu haben. Sie ist nämlich die erste Schweizer Frau, die an denselben Paralympics drei Goldmedaillen gewinnt. «Ich bin nicht so gut mit Statistiken, aber es ehrt mich natürlich extrem. In der Schweiz gab es so viele gute Rollstuhlsportlerinnen. Dass ich etwas als Erste erreichen kann, ist eine riesige Ehre für mich.»

Doch wie schafft es die 29-Jährige, trotz des strengen Programms jeden Tag nicht nur wieder bereit zu sein, sondern auch gleich Rekorde zu brechen? Sie nehme sich bewusst zurück in allem, was nicht ihren Sport betreffe, sagt Debrunner. Sie gebe nur wenige Interviews, fokussiere sich nach ihren Pflichten im Stade de France auf die Erholung, schlafe viel. «Ich habe die Goldmedaillen auf meinem Nachttisch. Vielleicht schlafe ich deshalb so gut», sagt sie und lacht.

Umstellung auf Kurzstrecken

Am Mittwoch macht Catherine Debrunner mit dem Rennen über 100 m einen Abstecher in die Kurzstrecken. An der WM im letzten Jahr gab es über diese Distanz Silber für die Ostschweizerin. «Es ist schon eine Umstellung von taktischen Rennen auf Sprintrennen», sagt Debrunner. «Aber ich habe ja etwas Zeit, mich vorzubereiten.» Danach stehen noch die 400 m und zum Abschluss der Marathon im Programm. Siegchancen hat Debrunner überall. Hoffentlich ist der Nachttisch gross genug.

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