Nati-Goalie-Trainer Patrick Foletti gilt als enger Vertrauter von Yann Sommer. Nach dem Nati-Rücktritt der langjährigen Nummer 1 spricht Foletti über Sommers Abgang und den neuen Stammgoalie Gregor Kobel.
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- Gregor Kobel löst Yann Sommer als Nummer 1 der Schweizer Nationalmannschaft ab.
- Goalie-Trainer Patrick Foletti gilt als enger Vertrauter von Sommer. Das führte in den vergangenen Monaten auch zu Spannungen mit dem Kobel-Lager. Sein Verhältnis sei aber auch zu Kobel «verdammt eng», erklärt Foletti.
- «Kobel ist der beste Goalie der Schweiz», stellt Foletti klar. Nach seinem Gespräch mit Yann Sommer Anfang August entschied sich Sommer dazu, aus der Nati zurückzutreten.
Das Goalie-Thema beschäftigte die Fussball-Schweiz in den letzten Monaten und Jahren immer wieder. Ist Yann Sommer noch die richtige Nummer 1? Oder ist es Zeit für die Wachablösung durch Gregor Kobel? Der 35-jährige Sommer beendete die Diskussionen vor zwei Wochen gleich selbst, als er seinen Rücktritt aus der Nati verkündete.
Damit startet das Nationalteam in eine neue Ära. Zehn Jahre lang war Sommer der unbestrittene Stammgoalie der Schweiz. Seine Nähe zum einflussreichen Goalie-Trainer Patrick Foletti war offensichtlich.
Das brachte Kobels Umfeld auf die Palme. Sein Berater Philipp Degen kritisierte Foletti im Dezember öffentlich, nachdem Murat Yakin bereits verkündet hatte, dass Sommer ein halbes Jahr später an der EM im Tor stehen wird. Das Verhältnis zwischen dem Goalie-Trainer und Sommer sei «viel zu eng», so Degen. «Was Foletti macht, geht einfach nicht.» Vor der EM 2016 sagte Foletti, Sommer sei wie ein Sohn für ihn.
Verhältnis zu Kobel «verdammt eng»
Jetzt ist Kobel die Nummer 1. Haben die Reibungen der letzten Monate Spuren hinterlassen? «Nein», sagt Foletti am Dienstag an einer Medienkonferenz. «Das gehört dazu. Degen kann sagen, was er möchte. Es gibt kein Problem. Mein wichtigster Ansprechpartner ist Gregor. Meine Kommunikation zu ihm war immer ehrlich und offen», sagt Foletti.
Sein Verhältnis zu Kobel sei auch «verdammt eng», verdeutlicht der Tessiner. «Ich kenne ihn, seit er elf ist.» So wusste er auch stets, wie sehr der BVB-Goalie zur Nummer 1 aufsteigen wollte. «Das war sein grosses Ziel. Vielleicht wollte er es in seiner Wahrnehmung etwas schneller erreichen. Aber jetzt ist der richtige Moment. Auch wenn er vielleicht dachte, dass der richtige Zeitpunkt für den Goalie-Wechsel schon früher da war.»
Vielleicht habe Kobel, der vom «Kicker» nun schon zum vierten Mal in Folge als bester Bundesliga-Goalie ausgezeichnet wurde, in den vergangenen Jahren auch gelitten. Letztlich habe er die Entscheidungen aber auch immer akzeptiert und habe auch nie Druck gemacht. Foletti: «Er war immer hungrig. Aber es war auch immer eine Ehre für ihn, bei der Nati dabei zu sein. Als Murat Yakin und ich ihm mitteilten, dass er die neue Nummer 1 ist, strahlte er über beide Backen und wollte ein Foto machen.»
Gemischte Gefühle nach Sommer-Rücktritt
Kobel sei «der beste Goalie, den die Schweiz hat», sagt der 50-Jährige. Das machte er wohl auch Yann Sommer Anfang August in einem Gespräch in Mailand deutlich. Dem Inter-Keeper konnte er – auch nach Absprache mit Murat Yakin und Nati-Direktor Pierluigi Tami – nicht mehr versichern, dass er weiterhin die Nummer 1 ist. Es war das entscheidende Gespräch, in dem Sommer sich entschloss, sich von der Nati zu verabschieden.
Auf den Rücktritt seines engen Vertrauten blickt Foletti mit gemischten Gefühlen. «Einerseits bin ich glücklich, weil ich denke, dass er den richtigen Moment erwischt hat. Viele Athleten, auch in anderen Sportarten, verpassen diesen Zeitpunkt. Andererseits verspüre ich auch Wehmut, denn ich habe 14 Jahre lang eng mit Yann zusammengearbeitet.» Am Ende des Tages sei er aber froh, konnte Sommer selber entscheiden, wann Schluss ist.
Bleibt noch die Frage, wer jetzt hinter Kobel die Nummer 2 wird. Entschieden ist das laut Foletti noch nicht. «Jonas Omlin und Yvon Mvogo sind jetzt da. Dahinter lauern auch schon die Jungen. Das Momentum zählt.»