Ex-FCB-Star Zdravko Kuzmanovic «Vom Titel zu reden, war nicht sehr clever von Shaqiri»

Michael Wegmann

25.8.2024

Zdravko Kuzmanovic im Juli 2017 bei einem Test zwischen dem FCB und dem FC Wil. 
Zdravko Kuzmanovic im Juli 2017 bei einem Test zwischen dem FCB und dem FC Wil. 
KEYSTONE

Er ist einer von vielen Shaqiri-Vorgängern als FCB-Rückkehrer. Zdravko Kuzmanovic (36) spricht über übersteigerte Erwartungen und erklärt, weshalb sich Shaq bei der Präsentation nicht sehr clever verhalten hat.

Michael Wegmann

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • blue Sport hat mit Ex-FCB-Spieler Zdravko Kuzmanovic über die Rückkehr von Xherdan Shaqiri nach Basel gesprochen.
  • «Ein super Transfer», so Kuzmanovic. Shaqiri müsse aber wissen, dass sich in den 12 Jahren im Ausland nicht nur er selbst, sondern auch der FC Basel verändert hat.
  • Kuzmanovic betont, dass Shaqiri «überhaupt nicht» in die Transferstrategie des FCB passe. Dies könne zu Problemen mit Taulant Xhaka oder Fabian Frei führen.

Zdravko Kuzmanovic, am Sonntag läuft Shaqiri erstmals wieder im FCB-Dress im St. Jakob-Park auf. Was sagen Sie dazu?

Kuzmanovic: Ein super Transfer! Es ist toll, dass ein Basler zurückkommt. Und was für einer: Shaq ist ein Superstar, 125-facher Nationalspieler. Das ist wirklich geil für den Klub, seine Fans und die Liga.

Die Ansprüche an ihn sind riesig. Ist Shaqiri diesen gewachsen?

Die Erwartungen sind gigantisch. Shaq wird mit seiner Klasse, seinem Spielwitz, seiner Kreativität dem Team helfen können, keine Frage. Und er wird seine genialen Momente haben. Aber man sollte in Basel nicht vergessen, dass Shaqiri nicht mehr 20 ist wie damals, er wird 33. Er kann nicht im Alleingang den ganzen FCB umkrempeln. Nur weil er jetzt wieder da ist, wird nicht plötzlich alles wieder super.

Es gibt viele, die das anders sehen. Wegen seiner Rückkehr träumen viele in Basel nun wieder vom Titel …

... Träumen darf man immer.  Aber ich empfehle, den Ball flach zu halten. Shaq wird Zeit brauchen, bis er wieder bei hundert Prozent ist. Er hat zuletzt lange nicht mehr gespielt. Zudem war er die letzten zweieinhalb Jahre in der MLS. Nichts gegen die Major League Soccer, aber vom europäischen Top-Niveau ist sie kilometerweit entfernt.

Als er den Fans vorgestellt wurde, hat Shaqiri selbst von Titeln gesprochen. War er da gut beraten?

Das war nicht so clever von ihm. Er macht sich die schon sehr schwierige Aufgabe damit noch schwieriger. Solange es gut läuft, okay. Sollte es aber mal weniger laufen und die Resultate ausbleiben, werden ihm diese Aussagen um die Ohren fliegen.

Sein Fitness-Zustand wurde zuletzt öfter bemängelt. Zum Beispiel meinte Nati-Trainer Murat Yakin an der EM, dass Shaqiri innert wenigen Tagen keine zwei Spiele absolvieren könne.

Ich weiss nicht, wie fit Shaq ist. Hat er aber Übergewicht, sollte er dringend abnehmen. Die Super League ist zwar auch nicht mit den Top-Ligen Europas zu vergleichen, aber zumindest physisch ist sie sehr anspruchsvoll. In der Schweiz musst du schon 90 Minuten rennen können.

Muss Shaqiri nun die Captain-Binde bekommen?

Ich finde nicht. Ich habe mit Shaq bei Inter zusammengespielt – er ist ein sehr ruhiger Typ. Er ist kein Granit Xhaka. 

Sie sind im Sommer 2015 nach acht Jahren in Deutschland und Italien zum FCB zurückgekehrt. Auf was muss sich Shaqiri vorbereiten?

Er muss wissen, dass nicht nur er sich in den 12 Jahren im Ausland verändert hat, sondern auch der FC Basel. Der Klub ist komplett neu aufgestellt und hat nicht mehr viel mit dem damaligen dominanten FC Basel zu tun. Damals hatte er viele tolle und erfahrene Spieler um sich wie Huggel, Frei, Streller oder Stocker. Damals spielte er in einem Team, welches unbedingt Titel gewinnen wollte, gewinnen musste. Heute ist man nicht im Ansatz so stabil wie damals. Man setzt beim FCB komplett auf die Jugend, auf Talente, die mit Gewinn weiterverkauft werden sollen. 

Von dem her passt Shaqiri absolut nicht in die Transferstrategie des FCB.

Überhaupt nicht. Die einzigen routinierten Feldspieler neben ihm sind noch Taulant Xhaka und Fabian Frei. Aber auf diese beiden setzt man beim FCB ja nicht mehr. Da könnte es zu Problemen kommen.

Weshalb?

Frei und Xhaka sind zwei absolute FCB-Legenden. Sie hören nun seit Wochen, dass sie mit 35 und 33 nicht mehr ins Konzept und in die Philosophie des FC Basel passen und sie sich nach einem neuen Klub umsehen können. Und jetzt holt man Shaqiri mit einem Dreijahres-Vertrag zurück. Shaq wird bald 33. Ich weiss nicht, ob das jetzt bei Frei und Xhaka auf das ganz grosse Verständnis stösst. Ich hoffe, dass Shaq in Basel einschlägt, sonst könnte diese Konstellation noch schwierig werden. 

Ihre Rückhol-Aktion ist nicht ganz aufgegangen, Sie haben den FCB im Januar 2016 nach nur einem halben Jahr wieder verlassen. Warum?

Sportlich ist es aufgegangen. Wir haben die ersten acht Partien alle gewonnen, lagen immer auf Platz eins. Es waren andere Gründe, weshalb ich mich zu Udinese ausleihen liess damals, Trainer Urs Fischer und ich waren überhaupt nicht auf einer Wellenlänge. Aber lassen wir das, das ist längst vorbei.  

So wird Rückkehrer Xherdan Shaqiri in Basel empfangen

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