Nach einem unüberlegten Live-Video wird Salomon Kalou suspendiert und wohl nie mehr für Hertha Berlin auflaufen. In einem Interview spricht der ivorische Stürmer über die Dummheit und ihre Konsequenzen.
«Es tut mir leid, wenn ich mit meinem Verhalten den Eindruck erweckt habe, dass ich Corona nicht ernst nehme. Dafür möchte ich mich entschuldigen», liess sich Kalou bereits am Montag zitieren, nachdem er von seinem Klub von Trainings- und Spielbetrieb suspendiert wurde. Der Offensivspieler hatte sich selbst sowie Mitspieler und Teambetreuer heimlich gefilmt und die Corona-Sicherheitsmassnahmen mit Füssen getreten.
In einem Interview mit «Sport 1» wiederholt der 34-Jährige seine Entschuldigung und erklärt die Beweggründe des Live-Videos, das ihm zum Verhängnis wurde. «Es war ein grosser Fehler! Die Menschen, die mich kennen, wissen, dass ich alle respektiere und niemanden in Schwierigkeiten bringen wollte», so Kalou. «Es ist mir wichtig, dass meine Mitspieler, meine Brüder mir verzeihen.»
Doch warum lässt sich ein so erfahrener Profi überhaupt zu einer solchen Dummheit hinreissen? «Ich war gut drauf an dem Tag und wollte die Fans mit auf meinen Weg zum Training nehmen. Ich mag es, in direktem Kontakt mit den Fans zu sein und Fragen zu beantworten. Es war mein erstes Live-Video dieser Art. Ich wollte das mal ausprobieren und den Fans zeigen, wie es bei uns so abläuft», erzählt der Ivorer, der offenbar nicht daran gedacht hat, dass er nach der Aufnahme keine Zeit mehr hat, sich diese vor der Publikation noch einmal anzusehen. «Wenn du live bist, musst du einfach vorsichtiger sein. Das habe ich wirklich unterschätzt.»
Kalou will nicht unerwähnt lassen, dass zuvor allesamt bei der Hertha negativ auf das Coronavirus getestet wurden. «Ich wollte zeigen, dass es uns allen gut geht, dass bei uns alles okay ist und wir Spieler und Mitarbeiter, die getestet wurden, wohlauf sind.»
Das Ende bei Hertha BSC
Sechs Jahre hat Salomon Kalou in Berlin verbracht, 173 Spiele für die Hertha absolviert und 53 Tore geschossen. Sein Vertrag läuft am 30. Juni aus. Dass er die «Alte Dame» verlassen muss, deutete sich aber schon seit Monaten an. In dieser Saison kam er in der Bundesliga nur während 143 Minuten zum Einsatz, zum letzten Mal auf dem Platz stand er im November.
Natürlich hätte sich Kalou ein schöneres Ende vorgestellt. «Aber daran bin ich selbst schuld. Ich trage die Verantwortung für diesen dummen Fehler.» Der 97-fache Nationalspieler zeigt Reue, sauer oder wütend sei er aber nicht. «Ich weiss, dass ich ein guter Mensch bin. Ich helfe den Menschen, setze mich gerade auch mit meiner Stiftung für hilfsbedürftige Menschen in Afrika ein», sagt er. Und: «Ich respektiere die Entscheidung des Vereins.»
Wie es nun weitergeht, weiss der Champions-League-Sieger von 2012 (mit Chelsea) noch nicht. «Das ist alles noch viel zu früh. Ich werde mich jetzt zu Hause fit halten und dann sehen wir weiter. Parallel dazu werde ich meine Kraft in meine Stiftung stecken», so Kalou, der noch einmal betonen will, dass er «das Virus sehr ernst nehme, auch wenn mein Video vielleicht nicht den Eindruck gemacht hat».