Vor anderthalb Jahren wechselte Alexis Sanchez zu Manchester United. Die Fans versprachen sich viel vom Flügelstürmer, die Klub-Verantwortlichen noch viel mehr: Sie statteten den Chilenen mit einem Monster-Vertrag aus – bezahlt gemacht hat sich das nicht. Auch wenn Sanchez diese Saison woanders spielen wird, hat sich die leidige Geschichte für die «Red Devils» längst nicht erledigt.
Januar 2018: Das Winter-Transferfenster ist noch wenige Tage geöffnet. Das heisseste Eisen auf dem Markt heisst Alexis Sanchez. Weil der Chilene, der seit Jahren bei Arsenal auf Top-Niveau spielt, sich weigert, in London einen neuen Vertrag zu unterschreiben, bleibt den «Gunners» nichts anderes übrig, als Sanchez zum Schnäppchenpreis zu verkaufen. Denn Sanchez' Kontrakt bei Arsenal läuft nur noch bis im Sommer.
Interessenten gibt es einige, doch ein Verein bemüht sich besonders intensiv um den Flügelstürmer: Manchester City mit Trainer Pep Guardiola, der Sanchez noch aus gemeinsamen Zeiten beim FC Barcelona kennt. Britische Medien vermelden den Transfer bereits als fix, als quasi in letzter Sekunde Citys Stadtrivale dazwischengrätscht und Sanchez ein Angebot unterbreitet, der der damals 29-Jährige nicht ablehnen kann: United bietet Sanchez einen Vertrag über viereinhalb Jahre mit einem Wochenlohn von sagenhaften 400'000 Pfund (rund 480'000 Franken).
34 Millionen Ablöse
Der chilenische Nationalspieler, der damit zum Top-Verdiener der Premier League aufsteigt, muss nicht zweimal überlegen und nimmt das Angebot an. Obwohl er bei City, zu diesem Zeitpunkt unangefochtener Spitzenreiter in der Liga, seinen ersten Premier-League-Titel so gut wie sicher hat. Und auch Arsenal durfte letztlich zufrieden sein, für einen Spieler, der nur noch wenige Monate unter Vertrag steht, noch eine Ablöse von 34 Millionen Euro zu erhalten.
Gelohnt hat sich das Investment für Manchester United nicht. In seinen 45 Spielen für die «Red Devils» hat Sanchez nur selten geliefert. Fünf Tore und neun Assists hat er auf dem Skorerkonto – da ist das Bankkonto wesentlich praller gefüllt. Bereits nach anderthalb Jahren steht Alexis im Old Trafford auf dem Abstellgleis. Wer dachte, der Abgang von Defensiv-Enthusiast José Mourinho, der im Dezember als United-Coach entlassen wurde, würde Sanchez beflügeln, sah sich eines Besseren belehrt. Auch unter Ole Gunnar Solskjaer kam der Chilene kaum zum Zug und schmorte oft auf der Bank. In dieser Saison schaffte er es in den drei bisherigen Saisonspielen nicht einmal in den Kader.
Leih-Wechsel zu Inter steht bevor
Nach dem 17-monatigen – und für United extrem teuren – Missverständnis will, darf, oder muss der 30-jährige Sanchez seine Karriere nun neu lancieren. Sein Leih-Wechsel zu Inter Mailand steht kurz bevor, Videoaufnahmen zeigen, wie der Offensivspieler in Mailand ankommt. Er soll für ein Jahr leihweise bei den «Nerrazurri» spielen. United wollte Sanchez natürlich lieber verkaufen, doch es war – verständlicherweise – kein Klub zu finden, der bereit war, Sanchez' Lohn-Forderungen gerecht zu werden.
Bei Leih-Transfers ist es üblich, dass der Verein, der den Spieler aufnimmt, dessen Gehalt bezahlt. Weil Inter aber nicht bereit ist, Sanchez' Monster-Lohn alleine zu übernehmen, bleibt fast die Hälfte am englischen Rekordmeister hängen. Wie die englische Zeitung «Telegraph» berichtet, wird Manchester United 40 Prozent, also 210'000 Franken pro Woche, übernehmen. Von allen Premier-League-Klubs, die nicht ManCity, ManUtd, Liverpool, Chelsea, Arsenal und Tottenham heissen, zahlt kein einziger Verein einem seiner Spieler, der auch tatsächlich für den Klub spielt, einen solchen Lohn.
Ausserdem soll Inter auch keine Kaufpflicht haben, was bedeutet, dass Sanchez in einem Jahr für United wieder zu jenem Problemfall wird, der er bis heute war. Es sei denn, er schlägt in Italien voll ein und Inter übernimmt ihn in einem Jahr doch noch fix. So dürften am Ende also nicht nur die Inter-Fans, sondern vor allem auch die «Red Devils» hoffen, dass Sanchez nun endlich wieder das abrufen kann, was er vor seinem Wechsel nach Manchester gezeigt hatte.