Am Tag vor dem EM-Final reist Italien bestens gelaunt von Florenz wieder nach London. Englands titelhungrige Nationalmannschaft erhält währenddessen Zuspruch nicht nur aus dem eigenen Land.
England hat die Fans im Stadion hinter sich, Italien nach seinen erfrischenden EM-Auftritten den Support aus ganz Europa: Diesen Eindruck vermittelte eine humoristisch gefärbte Karte, die im Vorfeld des Finals in den sozialen Medien kursierte.
Der Eindruck mag im Groben stimmen. Doch die Engländer, die ihre Titel-Durststrecke nach 55 Jahren beenden können, geniessen durchaus auch Sympathien über die Landesgrenzen hinaus. Zu den Prominenten, die den Three Lions persönlich Glück wünschten, gehörte neben Queen Elizabeth II. der amerikanische Hollywoodstar Tom Cruise, der sich über Facetime an die Mannschaft wandte.
Ob die ganze Aufmerksamkeit den Druck auf Englands Mannschaft nicht zusätzlich erhöht? Trainer Gareth Southgate und seine Schützlinge wähnen sich jedenfalls gerüstet, um dem Titel-Schrecken ein Ende zu bereiten. «Wir sind in einem Final, und wir sind hier, um zu gewinnen. Wir wollen den Pokal für alle nach Hause bringen», sagte Southgate am Samstagabend und lobte die Widerstandsfähigkeit und den Zusammenhalt seiner Mannschaft.
Auch Captain Harry Kane gab sich vor seinem Duell mit den italienischen Innenverteidigern Giorgio Chiellini und Leonardo selbstbewusst: «Als Stürmer will ich gegen die besten Verteidiger der Welt spielen, und diese beiden gehören definitiv dazu. Wir haben Grenzen überschritten während des Turniers, und wir sind mit dem Ziel angetreten, es zu gewinnen. Morgen haben wir die Möglichkeit dazu.»
Italien mit Glücksbringer Spinazzola
Die Italiener trafen am Samstagnachmittag wieder in London ein und absolvierten am Abend das Abschlusstraining auf der Anlage der Tottenham Hotspur. An Bord des Charterflugs aus Florenz war auch Leonardo Spinazzola, der seiner Mannschaft am Sonntag im Final gegen England nach seinem Achillessehnenriss vor Ort beistehen wird.
Am Tag vor dem Gipfeltreffen im Wembley-Stadion wirkten die Italiener entspannt und gut gelaunt. Trainer Roberto Mancini zeigte sich schon vor dem Final stolz auf seine Mannschaft. Mit dem Erreichten gibt sich der 56-Jährige aber nicht zufrieden: «Im Final zu sein, ist ein schönes Ziel. Aber das reicht uns nicht.»
Von der mutigen Spielweise wolle man gegen England nicht abrücken, kündigte Mancini an. «Wir versuchen, so zu spielen, wie wir es uns immer vornehmen. Wir sind mit diesem Spiel bis hierher gekommen und werden daran nichts ändern.» Der 36-jährige Captain Chiellini forderte «heisses Herz und kühlen Kopf».
Fodens Einsatz ungewiss
Bereits um die Mittagszeit bereiteten sich die Engländer in ihrem Basiscamp in Burton upon Trent auf ihre wichtigste Partie seit dem WM-Final 1966 vor. Sie taten dies ohne Phil Foden. Der 21-jährige Offensivspieler vom englischen Meister Manchester City musste aussetzen, weil er einen leichten Schlag auf den Fuss abbekommen hatte, wie der englische Verband FA erklärte. Ob Foden im Final auflaufen kann, entscheidet sich erst am Sonntag.
Foden kam bisher in drei von sechs EM-Partien zum Einsatz. Im Halbfinal gegen Dänemark wurde er erst in der Verlängerung eingewechselt. Seinen Platz im Offensivtrio neben Captain Harry Kane und Raheem Sterling nahm in der Startformation zuletzt Arsenals Bukayo Saka ein.