Streit mit CC Entlassener Djourou wehrt sich: «Dafür gebe ich Sion die grösste Schuld»

SB10

29.3.2020

Johan Djourous Vertrag beim FC Sion lief bis im Juni.
Johan Djourous Vertrag beim FC Sion lief bis im Juni.
Bild: Keystone

Sion-Boss Christian Constantin reagierte auf die Corona-Krise, indem er gleich neun Spielern fristlos kündigte. Davon betroffen war auch Neuzuzug Johan Djourou, der sich gegen diese Massnahme wehrt.

Die Verträge von Pajtim Kasami, Alex Song, Ermir Lenjani, Xavier Kouassi, Seydou Doumbia, Mickaël Facchinetti, Christian Zock, Birama Ndoye und Johan Djouru wurden letzte Woche «aus guten Gründen» und «wegen höherer Gewalt» fristlos gekündet, wie der Boss vom FC Sion meinte. «Ab zehn Spielern zählt es als eine Kollektiv-Entlassung, deshalb habe ich nur die neun ältesten Spieler ausgesucht», so Christian Constantin. Seine Begründung für die Kündigungswelle: «Wir sind in einem Krieg.»  

Die Entlassungen sorgten für viel Wirbel. «Das Verhalten des FC Sion ist das Gegenteil von Solidarität», fand etwa Teleclub-Experte Rolf Fringer. «Einige erfahrene Spieler hätten auf die jüngeren Spieler Druck ausgeübt, damit sie das Angebot auf Kurzarbeit ablehnten», behauptet CC. «Ihre einzige Sorge war, ihr volles Gehalt zu behalten. Ein paar Spieler haben sich nicht beeinflussen lassen, andere schon», so der 64-Jährige. Die beeinflussten Spieler bezeichnete Constantin sogar als Dummköpfe.

Nun wehrt sich mit Johan Djourou eines der Opfer: «Ich bin enttäuscht und schockiert über das, was über die Spieler und ihr angebliches Verhalten geschrieben wurde.» Sie hätten auf WhattsApp eine Nachricht erhalten, wo sie ohne weitere Erklärung aufgefordert worden seien, Kurzarbeit zu akzeptieren oder nicht, erzählt der ehemalige Arsenal-Profi gegenüber «France TV Sport».

Djourous These

«Wir tappten alle im Dunkeln und wussten nicht, was das impliziert. Wir wollten mehr Details, Erklärungen, einen Anruf des Präsidenten oder des Sportdirektors», erläutert der 76-fache Internationale. «Es ist keine Frage des Geldes, es ist eine Frage des Prinzips.» Djourou legte sogar seinen Vertrag offen, um zu zeigen, dass sein Lohn von monatlich 7'500 Franken deutlich unter der Obergrenze für Kurzarbeit liegt. «Ich verliere mit Kurzarbeit kaum Geld. Es geht mir wirklich einzig um die Sache», sagt er.

Ende Januar war die Beziehung von Johan Djourou und Christian Constantin noch unbefleckt.
Ende Januar war die Beziehung von Johan Djourou und Christian Constantin noch unbefleckt.
Bild: Keystone

Zudem hätten bei der ersten internen Abstimmung alle Spieler die Massnahme abgelehnt, so der Abwehrspieler. Dass der erfolgreiche Bauunternehmer genau diese neun Profis als Opfer auswählte, hatte offenbar nicht nur juristische Gründe, wie der Genfer ausführt: «Ich denke, es waren einfach einige hohe Löhne darunter.  Und weil man Angst vor den Folgen der Krise hatte, wollte der Klub Geld sparen.»

Er gehöre nicht zu den Grossverdienern und sei ins Wallis gegangen, um wieder in Form zu kommen, so Djourou. Der 33-Jährige fiel zuvor nach einer Knieverletzung fast ein ganzes Jahr aus.

Von Anfeindungen «tief getroffen»

Im ganzen Chaos habe sein Image als Fussballer und vor allem als Privatperson gelitten. Auch in den sozialen Netzwerken und in der Presse habe er ungerechtfertigte Kritik abbekommen. «Man stempelte mich als Söldner ab. Ich und meine Familie sind zutiefst getroffen von diesen Vorwürfen», hält Djourou fest.

Er meint: «Ich hatte während meiner ganzen Karriere einen tadelosen Ruf Ein solcher Makel ist inakzeptabel, und genau dafür gebe ich dem FC Sion aktuell die grösste Schuld. Dieses moralische Unrecht gilt nicht nur für mich, sondern auch für meine Teamkollegen.» 

Djourou zeigt sich trotz der Umstände sportlich optimistisch: «Ich versuche mich in Form zu halten. Mein Knie fühlt sich gut an und ich hoffe, dass ich bald wieder einen Klub finde. Es wäre bedauerlich, wenn diese ganze Sache meinem Ruf für meine Karriere nach dem Fussball im Wege stehen oder ihn trüben könnte. Deshalb muss ich meine Ehre und meinen Ruf bewahren. Ich muss mich verteidigen, es ist eine Frage des Prinzips.»

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