Sion Constantin fordert von seinen «Dummköpfen» gesunden Menschenverstand

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22.3.2020

«Es ergibt keinen Sinn, Spieler zu behalten, die sich nicht anstrengen wollen», sagt Christian Constantin.
«Es ergibt keinen Sinn, Spieler zu behalten, die sich nicht anstrengen wollen», sagt Christian Constantin.
Bild: Keystone

Sion-Boss Christian Constantin reagiert auf seine Weise auf die Corona-Krise und kündigt mehreren Spielern fristlos. Nachdem die entlassenen Stars ihr Unverständnis zeigten, meldet sich Constantin erneut zu Wort – und spart nicht mit Kritik.

Johan Djourou, Pajtim Kasami, Seydou Doumbia und Co. staunten wohl nicht schlecht, als sie am Mittwoch einen Brief ihres Klubs öffneten und vernahmen, dass ihnen fristlos gekündigt wurde. Warum? Weil sie nicht – oder zumindest nicht sofort – auf die Forderung des FC Sion eingehen wollten: Für Kurzarbeit sollen die Spieler wegen der Corona-Krise mit dem von der Arbeitslosenversicherung vorgesehenen Lohnmaximum von 12'350 Franken auskommen.

Nachdem die Spielergewerkschaft SAFP alle neun Kündigungen als missbräuchlich zurückgewiesen hatte, melden sich auch mehrere Spieler zu Wort. Ex-Nati-Spieler Djourou sagt dem «Blick», dass er «keinen juristischen Fehler machen» wollte, da Kurzarbeit bei befristeten Verträgen zu diesem Zeitpunkt noch nicht möglich war – mittlerweile aber schon. Djourou legt sogar seinen Vertrag offen, um zu zeigen, dass sein Lohn von monatlich 7'500 Franken deutlich unter der Obergrenze für Kurzarbeit liegt. «Ich verliere mit Kurzarbeit kaum Geld. Es geht mir wirklich einzig um die Sache», sagt er.



Während Djourou Constantins Aktion ein Stück weit auch verstehen kann («Er will sich doch auch schützen, weil er Angst um seinen Klub hat»), zeigen andere Spieler weniger Verständnis. Seydou Doumbia etwa meint: «Man kann uns doch nicht um 16 Uhr ein WhatsApp schicken, in welchem wir aufgefordert werden, bis 12 Uhr anderntags zu unterschreiben. Ohne Erklärung.» Dass die Meldung nicht vom Präsidenten persönlich kam, sondern vom Buchhalter, macht die Sache nicht einfacher. «Das war Erpressung», sagt Sion-Captain Xavier Kouassi.

«Das Gehalt von zwei Krankenschwestern – ohne etwas zu tun»

Nachdem Constantin sein Vorgehen in einem Brief an die SAFP erklärte, äussert er sich nochmals ausführlicher beim Westschweizer Fernsehen zu Wort. «Ich wusste bereits, als ich den Spielern das Angebot unterbreitete, dass die Kurzarbeit-Regelung kommen würde», sagt Constnatin zu «RTS». Einige Stars hätten dann unter Anführung der erfahreneren Teamkollegen den Aufstand geprobt.

«Da nicht alle meine Spieler Dummköpfe sind, haben einige nicht mit den Älteren mitgezogen», so Contantin, der überhaupt nicht verstehen kann, dass die Top-Verdiener des FC Sion sein Angebot nicht angenommen haben: «Wenn ich ihnen sage, dass ihr Mindestlohn, ohne etwas zu tun, praktisch das Gehalt von zwei Krankenschwestern ist, die heute hart arbeiten, um Leben zu retten, dann ist vielleicht ein bisschen gesunder Menschenverstand gefragt.»

Und wie geht es jetzt weiter? Die entlassenen Spieler glauben an eine Versöhnung. «Wir sind nach wie vor gesprächsbereit», sagt Djourou. Doumbia meint: «Wir sind offen für alles.» Und Constantin? Für den scheint es kein Zurück mehr zu geben: «Es ergibt keinen Sinn, Spieler zu behalten, die sich nicht anstrengen wollen. Gerade zu diesem Zeitpunkt, wo sich alle anderen Menschen anstrengen müssen.»


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