Lob statt Schelte Reif verteidigt Ronaldo: «Er ist nicht mehr der aufgesetzte Pfau»

M.Vucur (Interview) und P.Lämmle (Text)

5.7.2024

Reif: «Mbappé hat mich viel mehr enttäuscht als Ronaldo»

Reif: «Mbappé hat mich viel mehr enttäuscht als Ronaldo»

Marcel Reif versteht Leute nicht, die sagen, Ronaldo habe bisher an der EM enttäuscht. Er stärkt dem Superstar den Rücken.

05.07.2024

Vor dem Viertelfinal-Kracher zwischen Portugal und Frankreich verteidigt blue Sport Experte Marcel Reif den viel kritisierten Cristiano Ronaldo. Wenn er von einem Spieler enttäuscht sei, dann von Kylian Mbappé.

M.Vucur (Interview) und P.Lämmle (Text)

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  • Am Freitag trifft Portugal im EM-Viertelfinal auf Frankreich.
  • Vor der Partie lobt Marcel Reif den in die Kritik geratenen Superstar Cristiano Ronaldo. 
  • Weniger gut gefallen haben dem blue Sport Experten die Auftritte von Frankreich-Star Kylian Mbappé.
  • Auch wenn die beiden Mannschaften bisher einiges schuldig blieben, sagt Reif: «Ich glaube, es lohnt sich, das Spiel anzugucken.» Er glaubt, dass die beiden Mannschaften nun ein paar Gänge höher schalten werden.

Cristiano Ronaldo wartet an der diesjährigen EM immer noch auf einen Treffer. Im Achtelfinal gegen Slowenien lässt er mehrere vielversprechende Freistösse liegen und dann verschiesst er in der Verlängerung auch noch einen Elfmeter. Beim Superstar fliessen danach gar die Tränen. Viele Experten gehen hart mit Ronaldo ins Gericht und auch im Netz wird auf ihn eingeprügelt.

blue Sport Experte Marcel Reif kann die Kritik nicht verstehen. Ronaldo spiele viel mannschaftsdienlicher als früher. Als Beispiel nennt er Ronaldos Torvorlage gegen die Türkei, als er uneigennützig den Ball auf den noch besser postierten Bruno Fernandes passte. «Den hätte der früher in 100 Jahren nicht gespielt», so Reif, der zugibt, dass er überrascht ist vom Auftreten des Superstars. «Ich war sehr skeptisch vor dem Turnier. Ich habe gesagt, an Ronaldo werden sich die Portugiesen verschlucken.»

Ronaldo sei nicht mehr der Schnellste, aber das müsse er auf seiner jetzigen Position auch nicht mehr sein. Aussergewöhnliche Qualitäten bringe er trotzdem mit. «Zum Kopfball geht er immer noch höher als andere. Er hat immer noch eine Schusstechnik, die andere noch nie hatten und nie haben werden. Und er fühlt sich als Teil der Mannschaft. Das siehst du auch.»

«Er ist nicht mehr der aufgesetzte Pfau», der Spiele im Alleingang gewinnen wolle. Auch den Vorwurf, dass Ronaldo nach dem verschossenen Elfmeter Krokodilstränen verdrückt habe, hält Reif für daneben. «Ich glaube, da war er ein ganz verletzlicher Junge am Ende einer langen Reise, auch müde von vielem und er hat das ganze Land, die Mannschaft und sich selber mit dem verschossenen Elfmeter enttäuscht. Denn das hätte auch das Ende sein können.»

Davor, dass Ronaldo danach im Elfmeterschiessen als Erster angetreten ist, zieht Reif den Hut. «Es gibt immer noch paar Idioten, die sagen: 'Ja da siehst du, was das für ein Wichtigtuer ist.' Aber das musst du erst mal machen.» Ihm sei das pfauenhafte Getue von Ronaldo früher auf den Keks gegangen, doch davon sei nicht mehr viel zu sehen.

Kylian Mbappé kommt nicht gut weg

Viel kritischer beäugt Reif die bisherigen Auftritte Kylian Mbappés. «Der Einfluss, den er bisher auf das französische Spiel hatte, war überschaubar.» Natürlich habe Mbappé gesagt, dass ihn die Maske, die er seit seinem Nasenbeinbruch tragen muss, störe. «Aber reicht das, um zu erklären, warum er über weite Strecken nicht am Spiel beteiligt ist?» Dass die Franzosen immer noch ihr ganzes Spiel nach ihm ausrichten würden, sei merkwürdig.

Und dennoch schreibt Reif die Franzosen keineswegs ab. «Was ist, wenn sie ihr Zeugs spielen, was sie können? Dann werden sie möglicherweise Europameister.» Und so tippt Reif im Viertelfinal auch auf einen 2:1-Sieg der Franzosen. Warum? «Weil ich immer noch unter dem Frankreich-Reflex leide. Wenn die kommen, dann gewinnen sie. Aber im Hinterkopf habe ich: Nö. Ein Ronaldo an so einem Abend, der trifft, weil er es kann und die  anderen machen mit …»

Auch wenn die beiden Mannschaften die Zuschauer bislang nicht mit Fussball-Feinkost verwöhnt haben, blickt Reif vorfreudig auf die Partie: «Ich glaube, es lohnt sich, das Spiel anzugucken. Das würde ich jedem raten. Weil ich glaube, dass da mal der Schlüssel umgedreht wird und mal in Gang zwei, drei, vier geschaltet wird.»

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