Belgien kommt gegen die Slowakei kurz vor Schluss zum Ausgleich, der Treffer zählt aber nicht. Der Handspiel-Entscheid ist umstritten. Derweil sorgt eine neue VAR-Technologie im TV für Verwunderung.
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Die Belgier hadern nach der Auftaktniederlage an der EM gegen die Slokawei nicht nur mit ihrer Chancenverwertung, sondern auch mit dem Schiedsrichter-Gespann.
- Der vermeintliche Ausgleichstreffer von Romelu Lukaku wird aberkannt, weil Assistgeber Loïs Openda den Ball zuvor mit der Hand berührt hatte.
- Den Beweis für die Berührung liefert eine neue Technologie, die mithilfe eines Chips im Ball anzeigen kann, ob es zu einer Berührung gekommen ist.
- Umstritten bleibt der Entscheid dennoch. blue Schiedsrichter-Experte Stephan Klossner sagt: «Ich finde es falsch, dass der VAR da eingreift.»
Nach mehreren verpassten Grosschancen erlöst Romelu Lukaku die Belgier gegen die Slowakei in der 86. Minute mit seinem Treffer zum 1:1. Doch die roten Teufel jubeln zu früh: Der VAR meldet sich und ruft den Schiedsrichter zum Monitor.
In der Wiederholung ist zu sehen, dass Vorlagengeber Loïs Openda in der Entstehung des Treffers mit seiner Hand gefährlich nahe an den Ball gekommen ist. Doch hat er ihn auch berührt? Ja!
Den Beweis liefert eine neue Technologie, die mithilfe eines Sensors im Ball messen kann, ob eine Berührung stattgefunden hat oder nicht. Die Grafik ähnelt dabei der Darstellung eines Herzschlags und kam erstmals überhaupt zum Einsatz. Dabei hatte UEFA-Schiedsrichter-Chef Roberto Rosetti vor Turnierbeginn noch gesagt: «Wahrscheinlich brauchen wir das nicht – aber sicher ist sicher.»
Entscheid bleibt umstritten
Dank der Grafik weiss der türkische Schiedsrichter Umut Meler, dass Opendas Hand am Ball war. Umstritten bleibt aber, ob es sich um eine klare Fehlentscheidung handelt und der VAR da zwingend eingreifen muss.
Openda kommt in vollem Lauf, wird vom Gegenspieler noch in den Rücken gestossen. Kurz vor der Berührung springt der Ball auf dem Rasen auf, von Absicht kann keine Rede sein. Englands Stürmer-Ikone Gary Lineker wählt auf X deutliche Worte und schreibt von einer «Bullshit-Entscheidung».
Für blue Schiedsrichter-Experte Stephan Klossner ist die Sache nicht ganz so klar. «Technisch ist es eher Handspiel. Opendas Arm ist draussen, mit den Fingern macht er eine zweite Bewegung. Ob es Absicht war oder nicht, weiss man nicht. Bei diesen Bildern kann ich aber jeden Referee verstehen, der die Szene als technisches Handspiel interpretiert.»
Klossner: «Falsch, dass der VAR eingreift»
Für den früheren FIFA-Schiedsrichter war der ausgebliebene Pfiff auf dem Feld aber auch kein glasklarer Fehlentscheid. «Ich finde es falsch, dass der VAR da eingreift», so Klossner. Es komme letztlich auch darauf an, ob der Unparteiische die Szene überhaupt gesehen hat oder nicht.
Klossner: «Wenn der Schiedsrichter sagt, er hat nichts gesehen, sagt der VAR, er soll es sich noch einmal anschauen. So könnte es auch in dieser Szene abgelaufen sein. Und wenn er sich die Bilder in der Slow Motion auf dem Bildschirm anschaut, sieht es dann halt nach einer klaren Sache aus.»
Und was hält Klossner von der neuen Technologie? «Für den VAR ist das sehr praktisch. Denn beim Anschauen der TV-Bilder fehlt dir der Ton. So weisst du genau, ob und wann es zu einer Berührung kam», sagt er. «Das hilft auch bei den Abseits-Entscheidungen. Der VAR kann jetzt ganz genau nachvollziehen, wann der Ball gespielt wurde.»