Trotz Bitter-Aus im Penaltyschiessen im Viertelfinal gegen England, die Nati hat die Herzen aller Schweizerinnen und Schweizer erobert. Das Team hat an der EM begeistert, dennoch werden sich nicht alle als Sieger fühlen. Diese 7 haben sich ihre Rollen ganz anders vorgestellt.
Keine Zeit? blue Sport fasst für dich zusammen
- Im Kollektiv hat die Nati an der EM begeistert. Doch nicht für jeden Spieler läuft das Turnier nach Wunsch.
- blue Sport nennt 7 Schweizer Nati-Stars, die am Sonntag trotz Viertelfinal-Qualifikation eher frustriert aus Deutschland abgereist sind.
Verteidigung
Nico Elvedi (27)
Bis kurz vor EM-Auftakt schien es ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen ihm und Fabian Schär in der Dreierabwehr zu werden. Lange Zeit schien es gar, als hätte Elvedi die Nase vorn. Doch Yakin entschied sich für Schär. Und er blieb dabei, selbst als Schär gegen Schottland mit einem missglückten Abwehrversuch Goalie Sommer düpierte und sich die Nase brach. Elvedi kommt auf keine einzige EM-Minute. Dabei war Elvedi an der letzten EM, der letzten WM und auch in der EM-Quali im letzten Jahr noch Stammspieler. Bitter! Doch trotz EM-Frust scheint es für Elvedi nach 9 Jahren Gladbach mit dem angestrebten Wechsel zu klappen. Gehts in die Premier League? Laut «Bild» sind wie schon vor einem Jahr die Wolverhampton Wanderers an ihm dran.
Sturm
Noah Okafor (24)
Bei Milan ist der 24-jährige Stürmer diese Saison regelmässig zum Einsatz gekommen. Seine Bilanz mit 6 Toren und 2 Assist in 28 Einsätzen in der Serie A kann sich sehen lassen. Und weil der Schweizer Stürmerstar Breel Embolo nach langer Verletzungspause noch nicht fit an die EM einrückt, rechnet sich Okafor zurecht Chancen auf die Stammformation aus. Doch es kommt ganz anders. In Spiel eins überrascht Yakin mit Duah, der in Bulgarien spielt, in der Startaufstellung. Gegen Schottland darf Shaqiri als hängende Spitze ran. Dann kommt Embolo zurück. Und auch die Flügel sind besetzt: da wechseln sich Ndoye, Vargas und Rieder ab. Und Okafor? Der schmort während der kompletten EM nur auf der Bank.
Mittelfeld
Renato Steffen (32)
In neun von zehn Partien der EM-Qualifikation kam er zum Einsatz, oft zwar von der Bank, aber nicht immer. Lange galt er als Murat Yakins Wunderwaffe. Brauchte es Energie, liess Yakin Steffen los. Egal, ob auf links, rechts, defensiver oder offensiver. Steffen brennt immer. Im Sommer 2022 ist er zurück in die Super League gewechselt, auch weil er Spielpraxis wollte für die grossen Turniere mit der Nati, für die WM und die EM. Und jetzt das! In Deutschland kommt er gerade einmal auf eine Spielminute – beim 2:0 über Italien. «Ich bin nicht der Typ, der aufgibt. Ich werde immer wieder für meine Chance kämpfen. Bis zum Ende dieses Turniers», sagt er nach dem Italien-Spiel zu blue Sport. Im Viertelfinal gegen England darf er erneut nicht mittun, jetzt ist das Turnier zu Ende. Auch Steffen hat es sich anders vorgestellt.
Mittelfeld
Ardon Jashari (21)
Der Frühreife war bereits 2022 im WM-Kader. In Katar kam er gar im Achtelfinal gegen Portugal (1:6) zu einem einminütigen Kurzeinsatz. Für die EM in Deutschland hat er sich überraschend in den Kader gespielt, dies obwohl es davor zu Misstönen gekommen war, weil er nicht in die U21-Auswahl einrücken wollte. In Deutschland ist das Mittelfeld-Juwel zwar dabei, für die Öffentlichkeit bleibt er jedoch unsichtbar. Jashari, der diesen Sommer von Luzern zu Brügge nach Belgien gewechselt ist, kommt gar nicht zum Einsatz. Keine Sekunde, keine Schlagzeile. Tröstend für ihn ist: Er hat noch sein ganzes Fussballerleben vor sich.
Mittelfeld
Denis Zakaria (27)
Wie bei Breel Embolo macht Murat Yakin auch bei Zakaria kein Geheimnis daraus, wie wichtig dieser für seine Spielidee ist. Er lässt für die beiden Rekonvaleszenten gleich zwei Plätze im Kader offen. Doch im Gegensatz zu Embolo, muss der Mittelfeld-Puncher von Monaco auch zuschauen, als er wieder fit ist. Freuler ist neben Xhaka im Zentrum gesetzt. Der erste Ersatz heisst Sierro. Zakaria, unser schnellster Mittelfeldspieler, darf nur die letzten 22 Minuten des Turniers gegen England ran. Für einen wie ihn zu wenig. Viel zu wenig. Zakarias Marktwert wird von transfermarkt.com auf 25 Mio. Euro geschätzt. Damit ist er der drittwertvollste Schweizer nach Akanji (45 Mio.) und Kobel (40 Mio.).
Torwart
Gregor Kobel (26)
Er stand als erster Schweizer Goalie im Champions-League-Final, wird zum besten Keeper der Königsklasse ausgezeichnet, hält bei Borussia Dortmund überragend. Doch an der EM sitzt Kobel nur auf der Bank. Yann Sommer, der Meister-Goalie von Inter, ist gesetzt. Für einen vom Ehrgeiz getriebenen wie ihn – als Junior wollte er trainieren, obwohl er den Arm im Gips hatte – schwer zu akzeptieren. blue-Experte Zuberbühler sagt im Heimspiel: «Ich weiss wie sich Greg fühlt. Da ist eine grosse Unzufriedenheit. Ich fühlte mich wie in einer Zwangsjacke und konnte nicht ausbrechen, mich nicht entfalten.» Immerhin konnte sich Kobel auf seine Rolle einstellen, Yakin hat die Goalie-Hierarchie schon Anfang Jahr durchgegeben.
Mittelfeld
Xherdan Shaqiri
Er hat sich diese EM sicher ganz anders ausgemalt. Jahrelang ist er der unangefochtene Star der Nati, nun nimmt er an der EM nicht mal mehr eine Hauptrolle ein. Nur gegen Schottland steht der 32-Jährige in der Startformation. Gegen England gibt’s noch einen Kurzeinsatz. Auffallen tut der Linksfuss dennoch: erst der Traumtreffer gegen die Schotten, dann sein direkter Eckball ans Lattenkreuz und einen sicher verwerteten Penalty gegen England. Shaqiri hat seit der WM 2014 an allen Endrunden mindestens ein Tor erzielt – das schaffte kein anderer. Und Fan-Liebling ist er noch immer – zufrieden wird er dennoch nicht sein.