Die Nati hat an der EM die ganze Schweiz begeistert. Am Ende fehlte einzig das Penalty-Glück gegen England zum historischen Halbfinal-Einzug. Hier kommen die Turnier-Noten unserer Nati-Stars.
Tor
Yann Sommer
Alle EM-Spiele durchgespielt. Darf sich im ganzen Turnier nur einmal richtig auszeichnen. Beim Distanzschuss von England-Star Declan Rice im Viertelfinal. Ansonsten? Er muss insgesamt nur 9 Bälle halten. Bei den vier Gegentoren kann man ihm keinen Vorwurf machen. Im Penaltyschiessen ist er gegen die Engländer chancenlos.
Verteidigung
Manuel Akanji
Der absolute Chef in der Abwehr. Schnell, hellwach und unglaublich abgeklärt, bringt Mega-Stars wie Kane, Havertz & Co. zum Verzweifeln. 37 Balleroberungen, top in der Spielauslösung. Der beste Schweizer an dieser EM, in allen 5 Spielen holt er sich von blue Sport Bestnoten ab. Wird am Ende jedoch zur tragischen Figur, als er als einziger im Penaltyschiessen gegen England scheitert. Kann jedem passieren, auch ihm.
Verteidigung
Fabian Schär
Bekommt den Vorzug gegenüber Nico Elvedi und zahlt Yakins Vertrauen mehrheitlich zurück. Startet stark gegen Ungarn, zieht dann gegen Schottland einen unglücklichen Abend ein. Mit einer missratenen Abwehraktion bezwingt er seinen eigenen Goalie Sommer – zu allem Übel zieht er sich noch einen Nasenbeinbruch zu. Spielt dennoch gegen Deutschland. Glück, dass sein Rundschlag gegen Italien nur an den eigenen Pfosten prallt. Nach vorne stark, defensiv der schwächste der starken Dreierabwehr.
Verteidigung
Ricardo Rodriguez
Der Schweizer WM- und EM-Rekordmann (insgesamt 26 Einsätze) zeigt ein grosses Turnier. Ein sicherer Wert in der Dreierkette. Rodriguez antizipiert hervorragend, steht meist schon da, wo Ball und Gegenspieler hinwollen. «Rici ist wie ein Schweizer Sackmesser», sagt Experte Peter Knäbel, «er hat für alles eine Lösung». Jetzt ist der Linksfuss (zuletzt Torino-Captain) vereinslos und ablösefrei zu haben.
Mittelfeld
Silvan Widmer
Startet auf rechts aussen ins Turnier. Defensiv solid, nach vorne mit weniger Zug als auch schon. Kommt wenig zum Flanken. In vier Partien sieht er dreimal Gelb. Nach abgesessener Sperre gegen Italien verliert er gegen England seinen Platz an Ndoye.
Mittelfeld
Remo Freuler
Der «Duracell-Hase» der Nati, schreibt blue Sport nach dem England-Spiel. Freuler ist nonstop unterwegs, stopft die Löcher im Mittelfeld. Er ist die perfekte Ergänzung zu Regisseur Xhaka. Und er sorgt auch für Glanzpunkte so wie bei seinem 1:0 gegen Italien. Im Achtelfinal gegen die Italiener zeigt der langjährige Serie-A-Spieler eh eine Glanzvorstellung (blue Note 6).
Mittelfeld
Granit Xhaka
Einzig gegen die Schotten ist er nicht spielbestimmend, weil er von McTominay auf Schritt und Tritt bewacht wird. In allen anderen EM-Partien? Absolute Weltklasse. Der Captain ist der Chef, der Dirigent. Selbst ein Muskelfaserriss in den Adduktoren kann ihn nicht stoppen. «Ich spürte, dass das Team mich braucht.» Xhaka hat geliefert, die bisher beste Endrunde unseres Rekord-Natispielers (130 Partien). Bärenstark.
Mittelfeld
Steven Zuber
War nach langer Nati-Absenz der grosse Testspiel-Sieger kurz vor der EM. Startet jedoch mit einer Verletzung ins Turnier und schafft es nicht mehr in die Stammformation. Zwei Teileinsätze gegen Italien und England. Beide Male kommt der Routinier gut in die Partie, bietet sich immer wieder an und fordert den Ball. Der Assist-König der letzten EM bleibt in Deutschland jedoch ohne Skorerpunkt.
Mittelfeld
Michel Aebischer
Aebischer ist neben Duah eines von Yakins taktischen Meisterwerken im ersten Spiel gegen Ungarn. Normalerweise im Zentrum, läuft er links in der Defensive auf und wird zum Matchwinner: Assist und Tor zum 2:0. Bestimmt die Nati die Gangart und ist im Ballbesitz, ist er mit seiner Ballsicherheit ein grosser Trumpf. In der Defensivarbeit hat er aber auf der ungewohnten Position Schwächen. Zeigt sich vor allem im Duell mit England-Rakete Saka, der ihm mehr als einmal im Rücken davonläuft. Nur gegen England ist er ungenügend.
Mittelfeld
Dan Ndoye
Die grosse Turnierentdeckung. Dass er über enormes Potenzial verfügt, wusste man schon, als er vor fünf Jahren noch bei Lausanne spielte. Wuchtig und enorm antrittsschnell. Seine enormen Qualitäten bringt er auch in Deutschland auf den Platz. Der Bologna-Söldner ist die grosse Turnierentdeckung. Ab den K.o.-Spielen muss er wegen Widmers Sperre defensiver spielen. Defensiv anständig, seine Qualitäten hat er aber mit Sicherheit im Spiel nach vorne. Ndoye sprinten sich in Deutschland auf die Zettel von Topklubs. Wird er noch effizienter, gibt’s für ihn kaum Grenzen.
Angriff
Xherdan Shaqiri
Der Zauberzwerg hat sich diese EM sicher ganz anders ausgemalt. Eine Hauptrolle nimmt er nicht mehr ein. Nur gegen Schottland steht der 32-Jährige in der Startformation. Gegen England gibt’s noch einen Kurzeinsatz. Auffallen tut der Linksfuss dennoch: erst der Traumtreffer gegen die Schotten, dann sein direkter Eckball ans Lattenkreuz und einen sicher verwerteten Penalty gegen England. Shaqiri hat seit der WM 2014 an allen Endrunden mindestens ein Tor erzielt – das schaffte kein anderer.
Angriff
Fabian Rieder
Als Überraschung fürs Pre-Camp aufgeboten, schafft er es sogar in den 26-Mann-Kader. Am Turnier mausert sich der Wackelkandidat gar zum Stammspieler. Seine Leistung gegen Italien? Schlicht sensationell. Rieder hat keine Angst vor der grossen Bühne und den grossen Namen. Rotzfrech steigt er in die Zweikämpfe. Unterschreibt während der EM gar beim deutschen Vize-Meister Stuttgart. Nächste Saison spielt das ehemalige YB-Juwel wieder in der Champions League. Seine Leistungen an der EM sind schon Königsklasse.
Angriff
Ruben Vargas
Sein Highlight ist der Achtelfinal gegen Italien. Traumtor und Assist zum 2:0, von der UEFA zu Recht zum Mann des Spiels gewählt. Der Augsburg-Flügel wird über Nacht zum Kassenschlager. In den restlichen Partien? Eher unauffällig. War ja auch angeschlagen.
Angriff
Breel Embolo
Fast die ganze Saison hat er verletzt verpasst. Dennoch hat Yakin hat für ihn einen Kaderplatz freigehalten. Schuftet hart für sein Comeback und wird belohnt. Trifft als Joker gegen Ungarn, ab dem Deutschland-Spiel gesetzt. Macht den Prellbock im Sturmzentrum, steckt ein und teilt aus und lässt uns mit seinem Tor gegen England vom Halbfinal träumen. Insgesamt ein tolles Comeback nach langer Verletzungspause.
Angriff
Kwadwo Duah
Ihn hatte niemand auf dem Schirm und dann darf er zum EM-Auftakt gegen Ungarn gleich von Beginn ran. Der 27-jährige Stürmer von Ludogorets Razgrad in Bulgarien schiesst dann gleich unseren ersten EM-Treffer. Antrittsstark, flink. Dann gegen Deutschland und Italien noch zwei Teileinsätze. Mit Sicherheit ein grosser Gewinner in Deutschland.
Angriff
Zeki Amdouni
In vier von den fünf Partien kommt er als Joker von der Bank, gegen Italien sitzt er durchgehend draussen. Kriegt zu wenig Spielzeit, um sein Können zu zeigen, ein, zwei gute Aktionen in den insgesamt 53 Minuten, mehr nicht. Im Penaltyschiessen gegen England trifft er cool.
Ersatzspieler und Reservisten
Weniger als 45 Minuten eingesetzt wurden Leonidas Stergiou (44.), Vincent Sierro (34.), Denis Zakaria (22.) und Renato Steffen (1.). Gar nicht zum Einsatz kamen Gregor Kobel, Yvon Mvogo, Nico Elvedi, Cédric Zesiger, Ardon Jashari und Noah Okafor