National League Samuelsson: «Es wäre eine Katastrophe für das Schweizer Eishockey»

Von Luca Betschart

11.5.2020

Morgan Samuelsson sieht in einer Erhöhung des Ausländerkontingents in der National League grosse Gefahren.
Morgan Samuelsson sieht in einer Erhöhung des Ausländerkontingents in der National League grosse Gefahren.
Bild: Teleclub

Geschlossen entscheiden die Klubvertreter, dass es in der kommenden Saison keinen Absteiger aus der National League gibt. Eine andere kontroverse Frage ist indes noch nicht beantwortet.

Im Zuge der Liga-Versammlung in Bern wurde am Montag festgelegt, den Modus in der National League für die kommende Saison anzupassen. Die durchaus einschneidenden Beschlüsse: Keine Absteiger, neu eingeführte «Pre-Playoffs» und womöglich eine Aufstockung der Liga – denn der Meister der Swiss League darf auch 2021 aufsteigen.

Bei den Klubverantwortlichen herrscht in allen Punkten grosse Einigkeit, sämtliche Anpassungen werden einstimmig angenommen. «24 Mal Ja, das ist ein starkes Zeichen der Solidarität», äussert sich ZSC-CEO Peter Zahner gegenüber «SRF» erfreut.



Vor allem die Idee der möglichen Aufstockung der Liga gefällt auch Teleclub Eishockey-Experte Morgan Samuelsson. «Meiner Meinung nach wäre es grossartig, die National League mit 14 Mannschaften zu besetzen. Anfangs würde es zwei deutlich schwächere Mannschaften geben, aber in vier Jahren würde eine solche Veränderung das Schweizer Hockey verbessern», ist der Schwede überzeugt.

Die National League als geschlossene Liga?

Deshalb befürworte er auch die Entscheidung, in der kommenden Saison auf einen Absteiger zu verzichten: «Die Entscheidung, aufgrund der Coronakrise kein Team absteigen zu lassen, ist richtig.» Keine gute Idee sei allerdings, in Zukunft dauerhaft ohne Absteiger zu planen, wie es etwa in der NHL praktiziert wird: «Die National League zu einer geschlossenen Liga zu machen, wäre ein schwerwiegender Fehler.» Die Spielklasse büsse so womöglich an Attraktivität ein.

Den neu eingeführten «Pre-Playoffs», in denen sich die Teams auf Platz 7 bis 10 um die letzten beiden Playoff-Tickets duellieren, misst Samuelsson wenig Potenzial bei. «Für mich ist es kein sehr attraktives System. Das gibt grössere Chancen, sich für die Playoffs zu qualifizieren – selbst für Teams, die nicht gut abschneiden», erklärt er im Gespräch mit «Bluewin». Er verfolge die schwedische Meisterschaft, in welcher dieses System seit Jahren in Kraft ist, genau. «Und ich finde sie nicht interessanter», gesteht der 52-Jährige.

«Eine Katastrophe für das Schweizer Eishockey»

Noch kritischer steht Samuelsson einer möglichen Erhöhung des Ausländerkontingents gegenüber, die ebenfalls im Raum steht. Die definitive Entscheidung diesbezüglich fällt am Montag noch nicht, dennoch ist für Samuelsson klar: «Es wäre eine Katastrophe für das Schweizer Eishockey. Es würden keine Probleme gelöst, sondern weitere geschaffen werden.» So sei es zwar möglich, die Kosten kurzfristig niedrig zu halten. «Aber dann würde alles teurer werden», glaubt Samuelsson.

Das Hauptproblem betreffe allerdings die einheimischen Talente. «Vor allem aber wäre das ein grosser Rückschritt für die Ausbildung von Schweizer Spielern. Für sie gebe es viel weniger Platz auf dem Eis, das würde schliesslich zu einer Verarmung des Schweizer Eishockey führen.»

Samuelsson spricht von einem Dominoeffekt, der sich in vier bis sechs Jahren in einem Rückgang von Schweizer NHL-Söldnern sowie in schlechteren Resultaten der Nationalmannschaft spiegeln könne. Ob das auch die Mehrheit der Klubverantwortlichen so sieht, wird sich zeigen – möglicherweise bereits am 17. Juni, wann die nächste Ligaversammlung stattfindet.

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